Dem Igel fehlen die Insekten

In Wahlen befindet sich eine von drei Igelstationen der Region. Über 70 Igel hat Petra Schmidlin in diesem Jahr aufgenommen und gepflegt.

Igelstation Wahlen: Flip – jeder Igel erhält bei Petra Schmidlin einen Namen – ist schon bald wieder gesund und darf in die Freiheit. Foto: Gaby Walther

Der Igel steht seit diesem Jahr auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion und gilt als «potenziell gefährdet» — in der Schweiz sogar schon länger. Neben dem Autoverkehr, Mährobotern, Fadenmähern und manchmal den Hunden leidet der Igel unter dem Mangel an Nahrungsangebot. Der Igel ist ein Insektenfresser — doch Insekten gibt es immer weniger. Nur in Ausnahmefällen frisst der Igel Schnecken und Würmer. «Zu viele Schnecken und Würmer tun ihm nicht gut. Diese übertragen Parasiten und dadurch wird der Igel geschwächt», erzählt Petra Schmidlin. Seit Mai betreibt die Tierfreundin — sie hat ein Pferd, einen Hund und zwei Katzen — eine Igelstation in Wahlen. Ihren ersten Igel hatte sie vor drei Jahren zum Auswildern aufgenommen. «Nachdem ein Igel auf einer Igelstation gepflegt wurde, wird er an den Fundort zurückgebracht, denn er ist extrem reviertreu. Falls dies nicht möglich ist, wird er in einem Garten von Freiwilligen während rund zehn Tagen gefüttert, bevor er wieder in die Wildnis entlassen wird», erklärt Petra Schmidlin.

Inzwischen hat die 43-Jährige zu ­Hause in Wahlen eine Igelstation eingerichtet. Nach Überprüfung durch den Ebenrain erhielt sie die «Aufnahmebewilligung für die temporäre Haltung von Igel zum Zweck der Notpflege und wieder Auswilderung». Für sechs Igel stehen im Keller Käfige bereit. Igel sind Einzelgänger und können nicht zusammen gehalten werden. Im Garten hat es noch weitere Gehege, wo die Igel genesen können. Bis zu zwölf Igel waren schon gleichzeitig in der Igelstation in Wahlen.

Igelhilfe Baselbiet

Der Verein Igelhilfe Baselbiet, gegründet 2022, betreibt nebst der Station in Wahlen noch eine in Binningen und die Hauptstation in Gempen. Dieses Jahr wurden bereits über 500 kranke, verletzte und verwaiste Igel von den drei Frauen aufgenommen, gepflegt und aufgepäppelt. Sie machen dies ehrenamtlich. Die Pflege der Igel kostet viel Geld, das für Futter, Hygienematerial, Arzneimittel gebraucht wird. Dank Spenden kann sich der Verein finanzieren und die Kosten decken. «Ist ein Igel tagsüber ­aktiv, verletzt oder wiegt im Spätherbst weniger als 650 Gramm, braucht er Hilfe», so Petra Schmidlin. Dann solle man die Hotline der Igelstation oder einen Tierarzt anrufen. Falsch sei das Aussetzen im Wald. Igel sind keine Waldtiere.

Erhält Petra Schmidlin einen Igel, verabreicht sie ihm zuerst eine leichte Sedation, da er sich sonst sofort einrollen würde. Danach untersucht und pflegt sie ihn. Jedem Igel gibt sie einen Namen und führt Protokoll. Es sei nicht immer eine schöne Arbeit, einen verletzten oder kranken Igel zu erhalten. Nicht jeder überlebe. Trotzdem nimmt sie sich neben ihrem beruflichen Vollzeitjob morgens und abends Zeit, die Gehege zu säubern, Futter und Wasser bereitzustellen und die Tiere zu pflegen. Sie möchte sich für die Natur engagieren, denn es gebe genug Handlungsbedarf, erklärt sie ihre Motivation.

Trockenfutter bereitstellen

Wer selbst etwas für den Igel machen wolle, solle den Robotermäher nur tagsüber laufen lassen — der Igel ist nachtaktiv —, vor dem Benutzen des Fadenmähers die zu mähende Fläche nach Igeln kontrollieren, insektenfreundliche Blumen pflanzen und im Herbst das Laub liegen lassen. Darunter leben zahlreiche Insekten, die wiederum Nahrung für den Igel sind. Ebenso sei es sinnvoll, Katzentrockenfutter (mit hohem Fleischanteil und getreidefrei) in einem Schälchen draussen aufzustellen, rät Schmidlin. Gemüse, Früchte wie auch Milch sind für den Igel hingegen unverträglich. Im Moment sollten jedoch keine Igel mehr unterwegs sein, denn es ist Zeit für den Winterschlaf.

www.igelhilfe-baselbiet.ch, 077 496 25 48, 077 439 73 45

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