Dem BKW-Unterwerk geht es an den Kragen

83 Jahre hat das Werk mit seinen Metallgerüsten, Drähten, Isolatoren und Transformatoren auf dem Buckel. Nun müssen Reparaturturm und Aussenanlage einer modernen Indoor-Anlage weichen.

Gefrässig: Mit seinem 27 Meter langen Ausleger bricht der Longfront-Bagger Stück für Stück des Reparaturturms heraus.   Foto: Roland Bürki
Gefrässig: Mit seinem 27 Meter langen Ausleger bricht der Longfront-Bagger Stück für Stück des Reparaturturms heraus. Foto: Roland Bürki

Es war das erste Blaukiesbetongebäude im Laufental, der 1930/31 vom damaligen Elektrizitätswerk Basel (EWB, heute IWB) errichtete Reparaturturm des Unterwerks Brislach. So jedenfalls berichtet es Ludwig Ackermann, der dies vor Jahren vom damaligen Baumeister erfahren hat. Seit exakt 50 Jahren ist der Elektriker und Schaltwärter die gute Seele im Unterwerk, das seinerseits schon über 80 Jahre den Hochspannungsstrom aus den Grimselwerken für die hiesige Region heruntertransformiert. Doch jetzt übermannen ihn Emotionen: Ein grosser Longfront-Bagger mit einem Ausleger von 27 Metern Länge packt nämlich in diesem Augenblick mit seiner hydraulischen Abbruchzange ein erstes Mal zu und beisst sich ein grosses Stück dieses Blaukiesbetons heraus. Es mutet an, als würde ein urzeitlicher Dinosaurier dem massiven 20 Meter hohen Betonturm mit seinem Riesengebiss zu Leibe rücken. «Unglaublich», entfährt es dem Elektriker, «dort, wo jetzt ganz oben das Loch klafft, bin ich oft am Maschinenkran herumgeturnt.» Ackermann, dessen Sohn sie im Dorf in Anlehnung an Vaters Herzblut-Job treffend «Ampèrli» nennen, sprudeln die Erinnerungen an die fünf Jahrzehnte in diesem Werk nur so heraus. Erinnerungen, die auch der aus seiner niederstürzenden Arbeitsstätte aufsteigende Staub nicht trüben kann. Unvergessen bleiben ihm etwa die Modernisierung und Erweiterung der Anlagen anfangs der 1970er-Jahre, als die Bernischen Kraftwerke (BKW) das Unterwerk übernahmen, oder die kräfteraubenden Anstrengungen für eine reibungslose Stromversorgung. Immerhin arbeiten zwei 105 Tonnen schwere Transformatoren Tag und Nacht daran, den über «den Berg» gelieferten Strom von 150 000 Volt in vier für die Region Laufental-Thierstein bestimmte Leitungen von je 50 000 Volt herunterzusetzen. Und zwei weitere 150 000-Volt-Leitungen der Industriellen Werke Basel (IWB) müssen mithelfen, dass in Basel nicht der «Pfuus» ausgeht.
17 Millionen für neue Indoor-Anlage

Bereits 2006 hat Ackermann im Laufentaler Jahrbuch die platzsparende SF6-Isoliergastechnik vorausgesagt, welche die grossflächigen Aussenanlagen überflüssig machen würde. Und er, der sich in der Freizeit gerne mit dem Lauf der Gestirne beschäftigt, hat Recht behalten. Seit Anfang Mai laufen die Arbeiten von BKW und IWB, einen Grossteil der Aussenanlagen zurückzubauen und die neuen gasisolierten Schaltanlagen in Räumen unterzubringen. Laut ihrer Medienmitteilung rechnen die beiden Werke dafür mit einer Bauzeit von rund 30 Monaten und Gesamtkosten von 17 Millionen Franken. In zweieinhalb Jahren werden sich im Wohnquartier westlich der Lüssel, im Volksmund scherzhaft «Kleinbasel» genannt, die straff ausgerichteten Elektroanlagen grösstenteils in eine Halle zurückgezogen haben und so das Dorfbild kaum mehr derart dominieren wie bis anhin. Den Strom in die Region und nach Basel weiterleiten wird das Werk aber weiterhin, nur etwas diskreter.

Weitere Artikel zu «Laufen/Laufental», die sie interessieren könnten

Laufen/Laufental09.07.2025

Ein Stück Freiheit leben und fördern

Der Motorradclub Barba Rojas MC ist der einzige im Laufental und hat sein Domizil am Dorfausgang von Grellingen, Richtung Basel. Gründer und Präsident Manuel…
Laufen/Laufental09.07.2025

Stets offen für Neues bleiben

23 junge Berufsleute wurden in Laufen für den Abschluss ihrer Lehre ausgezeichnet.
Laufen/Laufental09.07.2025

So muss es im Himmel klingen

Mit engelhaften Stimmen und sphärischen Klängen verzauberten die «Rheinstimmen» unter Reiner Schneider-Waterberg am Montagabend das Publikum in der…