«Das Kinder- und Jugendheim Laufen ist eine Perle»

Auf Stefan folgt Stefan: Ab 1. September steht das Kinder- und Jugendheim Laufen unter einer neuen Leitung. Der Übergang von Stefan Köhli, der pensioniert wird, zu Stefan Hamann verlief fliessend.

Neue Leitung im Kinder- und Jugendheim in Laufen: Der bisherige Stellvertreter Stefan Hamann (l.) übernimmt die Leitung von Stefan Köhli. Foto: Melanie Brêchet

Neue Leitung im Kinder- und Jugendheim in Laufen: Der bisherige Stellvertreter Stefan Hamann (l.) übernimmt die Leitung von Stefan Köhli. Foto: Melanie Brêchet

Neue Leitung im Kinder- und Jugendheim in Laufen: Der bisherige Stellvertreter Stefan Hamann (l.) übernimmt die Leitung von Stefan Köhli. Foto: Melanie Brêchet

Neue Leitung im Kinder- und Jugendheim in Laufen: Der bisherige Stellvertreter Stefan Hamann (l.) übernimmt die Leitung von Stefan Köhli. Foto: Melanie Brêchet

Über 22 Jahre lang leitete Stefan Köhli das Kinder- und Jugendheim in Laufen. Er war nicht zuletzt massgeblich dafür verantwortlich, dass die Institution vor einigen Jahren in ein neues Gebäude einziehen konnte, das unterdessen drei Wohngruppen mit Kindern und Jugendlichen ab Schulalter beherbergt — darunter auch eine Therapiegruppe für Jugendliche ab etwa 13-jährig, die auch intern beschult werden und interne Therapien besuchen können. Dazu kommt das Angebot eines betreuten Wohnens in Arlesheim, das ebenfalls unter der Leitung des KJH Laufen steht. Stefan Köhli machte ursprünglich die Ausbildung zum Sozialpädagogen und absolvierte später noch ein Nachstudium in Sozialpsychiatrie. «Auf beiden Gebieten sattelfest zu sein, ist sehr wichtig», erklärt Köhli. «Wir bieten hier im Haus auch Therapiestunden für Adoleszente an. Das KJH Laufen würde ich als Perle bezeichnen. Wir haben hier in der Region etwas geschaffen, was den Leuten gar nicht bewusst ist. Vergleichbares gibt es wenig. Darum hatten wir in den vergangenen Jahren auch Anmeldungen aus der Innerschweiz, Zürich oder sogar aus dem Fürstentum Liechtenstein.» Auch die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie sei sehr gut, ergänzt sein Nachfolger Stefan Hamann. Er selbst ist seit 2007 im Kinder- und Jugendheim Laufen tätig. Eingestellt wurde er als Sozialpädagoge, studiert hat er Psychologie mit Spezialisierung auf Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen. «Inzwischen habe ich eine doppelte Berufsidentität», sagt er. Auch er hält fest, wie wichtig psychologisch geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im KJH seien. Bereits seit mehreren Jahren hatte Stefan Hamann den Posten als stellvertretender Leiter der Institution inne, nun wird er den Betrieb ab kommendem Monat als Leiter weiterführen. Der Wechsel passiere fliessend. Man habe sich für die sorgfältige Übergabe viel Zeit genommen, sagen Hamann und Köhli übereinstimmend.

Schwierige Verhältnisse

Die Jugendlichen in Laufen kommen aus verschiedensten Situationen. Oft seien Familien aus diversen Gründen überfordert, sagt Stefan Hamann. Köhli ergänzt: «Viele, aber nicht alle stammen aus schwierigen Verhältnissen. Es gibt auch gute Kooperationen mit Eltern. Es kann durchaus ein Ziel sein, dass die Kinder wieder zurückkönnen. Manchmal funktioniert das, oft aber auch nicht.» Stefan Hamann stellt fest, dass die Anfragen aus der Region Laufental/Schwarzbubenland massiv zugenommen hätten. In den ­vergangenen Jahren habe es auch Veränderungen gegeben. Hamann sagt: «Die Jugendlichen sind grundsätzlich belasteter.» Köhli zieht den Vergleich zur Jugendpsychiatrie: «Als ich in Laufen ­anfing, stellte ich schnell fest, dass ich hier dieselben Jugendlichen antraf wie in der Psychiatrie. Auch hier begegnen wir Kindern und Jugendlichen mit Zwangserkrankungen, autoaggressiven Handlungen, Depressionen, Bindungsstörungen oder Traumafolgestörungen aufgrund von schlimmen Erlebnissen im Elternhaus oder z. B. auf der Flucht. Oft sind es auch Mehrfachdiagnosen. Rasch wurde mir darum klar, dass es eine Weiterentwicklung brauchen würde, um diesen jungen Menschen gerecht zu werden.» Unter anderem mit dem Neubau sei diese Entwicklung gelungen. Die lange Vorbereitungszeit habe sich definitiv gelohnt. Man biete ein Haus mit einer tollen Infrastruktur und einem angenehmen Klima für die Mitarbeitenden. Auch die Zusammenarbeit mit der Stiftung Kinder- und Jugendheim Laufen lobt Köhli.

Prekärer Fachkräftemangel

Auf die Herausforderungen der Zukunft angesprochen, hebt Stefan Hamann den Fachkräftemangel und die finanzielle Situation des Kantons Basel-Landschaft hervor. Dazu käme die offene Frage, welche Themen auf die Jugendlichen zukommen würden: Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt? Social Media? Die Situation im Drogenkonsum? Das könne man unmöglich voraussagen. Einen möglichen Grund für den Fachkräftemangel sieht Stefan Köhli bei den Arbeitsbedingungen: «Die Arbeitszeiten im stationären Bereich mit Nacht- und Wochenenddiensten sind nicht attraktiv.» Ausbildungsplätze an den Hochschulen gibt es genug, aber ist der Lehrgang noch zeitgemäss? Das Studium ist in meinen Augen zunehmend «verakademisiert». Wie im Schulbereich könnten auch hier Quereinsteiger eine Lösung sein, Stefan Hamann gibt aber zu bedenken: «Aus einem berufsfremden Feld kann man den hohen Ansprüchen nur selten gerecht werden, zudem gibt der Bund Vorgaben, wie viel Personal über eine anerkannte Ausbildung verfügen muss.» Die Situation dürfte sich in der nächsten Zeit zuspitzen. Denn man müsste eigentlich mehr Plätze schaffen, sagt Hamann, insbesondere im Bereich der Therapiestation. Mit der Finanzierung alleine sei es aber nicht getan, es brauche auch das Fachpersonal. Es sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, nicht nur auf Ebene der Heime. Entsprechend sei ein Ausbau des KJH Laufen nicht in konkreter Planung. Man wolle die fachliche Qualität hochhalten und nicht blind ausbauen.

Herausfordernde Arbeit

«Es gibt niemanden hier, der nie einen beeinträchtigten Schlaf hat aufgrund der Dinge, die hier erlebt oder erzählt werden», sagt Hamann. Man arbeite darum standardmässig mit Supervisionen. «Wir bieten Raum und Gefässe für Mitarbeitende, die sich mit Gesprächen gegenseitig unterstützen. Auch wir von der Leitung sind immer Anlaufstelle.» Trotz allem erfordert die Arbeit hier in Laufen an jeden und jede Einzelne grosse Herausforderungen. «Man muss sich selbst sehr gut kennen, um damit umzugehen.» Köhli ergänzt: «Wir können die Mitarbeiter nicht zu einer Psychotherapie verpflichten. Jenen, die es machen, schadet es sicher nicht.» Wichtig sei auch der Ausgleich in der Freizeit. Davon wird Stefan Köhli zukünftig mehr zur Verfügung haben. Er freut sich auf die Zeit mit seinen Enkelkindern und hat sich für einen Bildhauerkurs angemeldet.

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