Das Internet vergisst nicht
Die Gefahren im Internet sind zahlreich und lauern oft nicht zuletzt da, wo man sie am wenigsten vermutet. Auf Einladung des Vereins Elternplus informierte Valentin Flury von der Baselbieter Polizei rund 25 interessierte Eltern darüber, wie diese ihre Kinder im Umgang mit digitalen Medien sensibilisieren können.

Anna11 chattet mit Boy19. Es beginnt mit unverbindlichem Geplänkel. «Wie gehts? Was machst du gerade?» Nicht einmal zwei Chatminuten sind vergangen und auf dem Bildschirm von Anna11 erscheint ein unmissverständliches Sexangebot von Boy19.
Solche oder ähnliche Szenen spielen sich tagtäglich zu Tausenden im World Wide Web ab. Studien besagen, dass es im Schnitt zwei Minuten dauert, bis ein Kind in einem Chat sexuell belästigt wird. Und dies nicht nur auf einschlägigen Seiten, sondern auf sogenannten Kinderchatseiten, welche aber für jedermann zugänglich sind. Häufig würden Kinder im Verlauf eines virtuellen Gesprächs zu Handlungen überredet oder regelrecht dazu gedrängt, persönliche Informationen über sich preiszugeben. Valentin Flury empfiehlt daher den Eltern, den Internetkonsum der Sprösslinge gut im Auge zu behalten . Es sei unerlässlich, dass Eltern ihre Kinder über die Gefahren im Netz aufklären und ihnen zeigen, wie sie sich schützen können. Grundsätzlich sei die richtige Begleitung wichtiger als Verbote, so Flury. Die würden auf Dauer nichts bringen. Aber nicht nur vom grossen Unbekannten in diversen Chatrooms geht Gefahr aus. Diese lauert auch an Orten, wo sie am wenigsten vermutet werden. Beispielsweise auf sozialen Netzwerken, wie Facebook oder Twitter, welche von Jugendlichen heutzutage ganz selbstverständlich genutzt werden. Die jungen User seien dabei oft versucht, sehr viel von sich zu zeigen und möglichst viele Freunde zu sammeln. Die Öffentlichkeitseinstellungen würden dabei oft vernachlässigt und die Inhalte seien damit für jedermann zu sehen. Valentin Flury rät den Eltern darum, die Profile ihrer Kinder regelmässig durchzusehen oder sich gleich selbst auf diesen Seiten zu registrieren, um eine minimale Kontrolle zu haben. Es sei unerlässlich, dass die Kinder ihre Daten schützten. Denn einmal hochgeladen, seien beispielsweise öffentlich zugängliche Fotos für immer im Netz, mahnt Flury. Das Internet vergisst nicht. Kinder sind im Netz aber nicht immer nur Opfer, sondern oft auch Täter. Mit Cyber-Mobbing oder dem Downloaden von pornografischem, gewaltverherrlichendem oder rassistischem Material mache sich ein Kind strafbar, so Flury. Fragwürdiges oder gar illegales Material sei oft auch auf Handys anzutreffen, welches von Eltern besonders schlecht kontrolliert werden könne. Hier empfiehlt Flury klare Regeln, ein Prepaid-Abo und vor allem den regen Austausch mit anderen Eltern über die Handyaktivitäten der Kinder.
Viele nützliche Tipps rund um den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen sind unter www.jugendundmedien.ch zu finden.