Dank einem Güggel wird eine Kapelle errichtet

Die Kapelle, welche an der Hauptstrasse in Röschenz Richtung Kleinlützel steht, soll als Dank eines verhinderten Unglücks gebaut worden sein.

Weckruf: Der Güggel hatte wohl geglaubt, dass mit dem Feuer der Tag anbreche. Bild: Linard Candreia, 2002

Weckruf: Der Güggel hatte wohl geglaubt, dass mit dem Feuer der Tag anbreche. Bild: Linard Candreia, 2002

Kapelle: Sie ist dem Heiligen Apollinaris gewidmet, der in Ravenna/Emilia-Romagna als Märtyrer starb. Foto: Linard Candreia

Kapelle: Sie ist dem Heiligen Apollinaris gewidmet, der in Ravenna/Emilia-Romagna als Märtyrer starb. Foto: Linard Candreia

In der Nacht des 23. Juli 1734 im Haus zur Mühle unterhalb von Röschenz Richtung Kleinlützel: «Was kräht denn unser Güggel so laut, es ist noch lange nicht Tag, die Nacht noch stockdunkel. Das ist doch nicht normal», redet die Müllersfrau Katharina so laut im Bett vor sich hin, dass Peter, der in letzter Zeit einen schwachen Schlaf hat, das Gekrähe und die Bemerkungen seiner Frau sofort wahrnimmt und das Bett leicht schwankend verlässt. «Etwas ist da nicht in Ordnung, ich werde zum Rechten schauen.»

Draussen vor der Haustüre fallen ihm beim Stall Flammen auf, die züngelnd sich zu vermehren scheinen und die Umgebung hell erleuchten.

Ohne weiter zu sinnen, weckt der Vater seine sieben Kinder, drückt diesen Eimer und Behälter aller Art in die Hand. Lautstark befiehlt er: «Holt Wasser aus der Lützel, lauft geschwind! Numdedije, wenn es uns gelingt, dieses Feuer zu löschen, bauen wir als Dankeschön eine Kapelle.»

Nach einer halben Stunde ist das Feuer gelöscht, die Gefahr gebannt, die Familie erleichtert.

Und der Güggel bekommt in derselben Nacht noch eine grosse Portion Körner.

Monate vergehen. Die Müllersfamilie baut unermüdlich an einer Kapelle. Stein auf Stein und zu guter Letzt noch das Schindeldach. «Wir weihen die Kapelle doch dem heiligen Apollinaris, denn in der Schreckensnacht vom 23. Juli war gerade sein Namenstag. Er hat uns sicher vor einem grossen Unglück beschützt», ist Katharina überzeugt. Der Vorschlag wird ohne Wenn und Aber angenommen.

Was sagen die schriftlichen Quellen?

Léon Segginger, Laufner Lokalhistoriker, schreibt in seinem Sagenbuch: «In früheren Jahren fand jeweils an diesem Tag eine Prozession statt, was heute leider, infolge des starken Verkehrs, nicht möglich ist.»

Ursula Vögtlin, die bekannte Scherenschnittkünstlerin aus Grellingen, geht in ihrem Werk über die Laufentaler und Thiersteiner Kapellen auf das Altarbild ein: «Es zeigt einen knienden Bischof, rechts daneben die brennende Mühle, links einen schreienden Hahn. Dieses Bild hat zwei Vorgänger: 1926 veranlasste Pfarrer Iten von Röschenz eine Renovation der Kapelle. Das alte Altarbild eines unbekannten Künstlers wurde durch ein Bild des Glasmalers Hans Albert aus Basel ersetzt. 1981 wurde das stark beschädigte Bild durch eine Reproduktion des Röschenzer Künstlers Marino Forgiarini ausgewechselt.»

Der Röschenzer Künstler Gerhard Vitt widmet sich in seiner Schrift über die Röschenzer Kapellen auch dem Heiligen Apollinaris: «Apollinaris wurde in Antiochien, einer Stadt im antiken Syrien, geboren und in Ravenna begraben. Er gründete die christliche Gemeinde von Ravenna, war deren Bischof und starb als Märtyrer.»

Weiterführende Literatur: «Brauchtum, Sagen, Legenden, Spuk- und Geistergeschichten im Laufental», Léon Segginger, Einwohnergemeinde Laufen, 1981. «Laufentaler und Thiersteiner Kapellen», Ursula Vögtlin, Eigenverlag, 2009. «Kapellen der Gemeinde Röschenz», Gerhard Vitt, 2016.

Linard Candreia, Laufen, Autor und Landrat, schreibt Kurzgeschichten fürs Wochenblatt.

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