Co-Working-Space nutzen statt Pendeln

Nächstes Jahr wird die Geduld von Pendlerinnen und Pendlern auf die Probe gestellt: Die Bahnstrecke wird für ganze fünf Monate komplett gesperrt. Als eine von mehreren Massnahmen soll auch ein Co-Working-Space in Laufen die Lage entschärfen.

Zusammenarbeit: René Waeber (2. v. r.) erfüllt sich einen lang gehegten Wunsch und eröffnet in diesen Tagen den ersten Co-Working-Space in Laufen. Dafür spannt er mit Roger Dolder von Drive Point (l.) und Sarah Matteucci von der Offenen Jugendarbeit Region Laufen (r.) und Raphael Joray (2. v. l.) von der Standortförderung Basel-Landschaft zusammen. Foto: Melanie Brêchet

Die Idee, in Laufen einen Co-Working-Space anzubieten, hatte René Waeber bereits 2020, als er und seine Frau trotz turbulenter Coronazeiten mit ihrer Wareba educoaching GmbH an der Delsbergerstrasse in Laufen ihr «Fit4School» eröffneten. «Die Räumlichkeiten waren für unser Lerncenter eigentlich von Anfang an zu gross. Die Idee der Nutzung als Arbeitsraum, der von den Leuten tage- oder halbtageweise oder dann auch für eine längere Dauer gemietet werden kann, bestand von Anfang an.» Ab 4. November werden diese Pläne nun umgesetzt — und das nicht ganz zufällig. Dafür muss zwei Jahre zurückgeblickt werden. Damals gab der Kanton Basel-Landschaft eine Studie in Auftrag, ob sich Co-Working-Arbeitsplätze auch im ländlichen Gebiet lohnen würden — in Städten sind solche Räumlichkeiten gang und gäbe. Gemäss Raphael Joray von der Standortförderung Basel-Landschaft wurden dazu Workshops im Oberbaselbiet und in Laufen angeboten. «Das Interesse in Laufen war klein, einer kam jedoch und das war René Waeber, der dem Kanton die passenden Räume anbieten konnte.» Bis die Sache nun ab nächster Woche zur Umsetzung kommt, gingen noch einmal zwei Jahre ins Land. Der Kanton möchte das Angebot eines Co-Working-Spaces als eine von mehreren Massnahmen zur Entlastung des Verkehrs während der Totalsperre der Bahnlinie anbieten. «Wir sehen ergänzend zum dichten Angebot an Bahnersatzbussen eine App zur einfachen Bildung von Fahrgemeinschaften vor, und es soll auch noch Massnahmen im Veloverkehr geben, die sind aber noch nicht spruchreif», so Joray. In das Co-Working-Space-Projekt an der Delsbergerstrasse in Laufen investiert der Kanton 13500 Franken in die Ergänzung der Infrastruktur und in die Webseite mit Buchungssystem. Im Gegenzug wird der Betrieb über die Totalsperre hinaus bis Ende 2025 garantiert. «Wie es danach weitergeht, wissen wir nicht», sagt Waeber. «Wir wissen auch nicht, wie das Angebot ankommt. Zu verlieren haben wir nichts.»

Mehrere Partner ins Boot geholt

Über ein Online-Buchungssystem können die Arbeitsplätze oder auch ganze Räume gemietet werden. Insgesamt stehen ab sofort 20 Arbeitsplätze zur Verfügung. Tische, Stühle, WLAN, Drucker, Papier, Kaffee, Tee und Wasser sind im Mietpreis von 15 Franken pro Halbtag und 30 Franken für den ganzen Tag inklusive. Laptops oder auch Bildschirme müssen selbst mitgebracht werden. Die Arbeitsplätze werden nicht nur in den Räumlichkeiten der Wareba educoaching GmbH angeboten. Waeber hat mit dem Theoriecenter Drive Point von Roger Dolder gleich nebenan und der Offenen Jugendarbeit Region Laufen auf der anderen Strassenseite zusammengespannt. Aufgrund der dreieckigen Anordnung der drei Partner war der Name schnell gefunden: Bermudacoworking. Roger Dolder und Sarah Matteucci, Leiterin der Offenen Jugendarbeit, sehen das Angebot als Chance, ihre Räume ausserhalb ihrer eigenen Öffnungszeiten zur Nutzung zur Verfügung zu stellen — ein Win-win-Geschäft. Raphael Joray hofft, dass dieses Projekt zur Etablierung einer Co-Working-Kultur im Laufental genutzt wird, die zukünftig den gegenseitigen Austausch und die Entstehung innovativer Ideen fördert.

www.bermudacoworking.ch

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