Brislachs Dorfweibel-Ehepaar tritt kürzer

Sie weibeln in Brislach seit 34 Jahren mit dem Wochenblatt: Marjeta und Fredy Hügli. Am 18. Dezember ist Schluss. Dann stellen sie ein letztes Mal die 660 Wochenblätter zu. Doch sie bleiben Brislach als «Dorfweibel light» erhalten. Für Hornvieh-Poscht und Amtliches.

Startbereit: Marjeta und Fredy Hügli auf einer der letzten Zustelltouren mit dem Wochenblatt. Nächstes Jahr bringts die Post.  Foto: Roland Bürki
Startbereit: Marjeta und Fredy Hügli auf einer der letzten Zustelltouren mit dem Wochenblatt. Nächstes Jahr bringts die Post. Foto: Roland Bürki

Den Weibel oder Amtsdiener bzw. Amtsbote gibt es in der Schweiz trotz der etwas altmodischen Bezeichnung noch immer. In mannigfaltigen Versionen, so etwa den Bundes- oder Standesweibel, den Kirchen-, Dorf- oder Zunftweibel oder dann auch den Bettel-, Holz-, Richter-, Turm- oder Verlesweibel. Immer erledigen sie Aufträge eines Amtes, einer Behörde, eines Rates, eines Gerichts oder einer Landsgemeinde.

Auch in Brislach weibelt seit Jahrzehnten ein Weibel von Haus zu Haus oder heute von Briefkasten zu Briefkasten. Er lieferte und liefert noch immer Gemeindeinformationen, Stimmmaterial und den «Anzeiger» oder seit 1. Januar 2001 das «Wochenblatt» ins Haus. Seit dem 12. Januar 1980 üben Marjeta (62) und Fredy (64) Hügli dieses anforderungsreiche Amt aus. «Mached emol so lang wie mir», habe einer ihrer Vorgänger, Leo Hügli-Meury, ihnen nach 24 Jahren Botendienst bedeutungsvoll erklärt, so Fredy Hügli. «Jetzt sind es schon 34 Jahre, seit wir damals mit Töffli und Velo den 275 postalischen Haushaltungen nachgefahren sind», schmunzeln die beiden beim Kaffee vor der Autofahrt nach Zwingen. Dort bei der Coop-Tankstelle wartet nämlich am früheren bis späteren Mittwochnachmittag der Lieferwagen mit den 14 Zeitungspaketen aus der Aarauer Druckerei. Das war zu Beginn ihrer Tätigkeit anders. «Der Anzeiger wurde in Breitenbach bei Jeger-Moll AG gedruckt», erinnern sich die beiden an das grosse Warten der Dorfweibel in Breitenbach, welches man für einen «Weibel-Erfahrungsaustausch» genutzt habe. Manchmal sei der «Anzeiger» erst am Donnerstagnachmittag oder gar am Freitagmittag abholbereit gewesen: «Da mussten wir uns sputen, bis zum Freitagabend musste nämlich alles in den Kästen sein.»

Grösseres Dorf, weniger Kontakte
In den 34 Jahren haben die beiden das Dorf kontinuierlich wachsen sehen. Vor allem Anfang der 1990er-Jahre setzte es mit der neuen Siedlung Hofgarten einen markanten Haushaltungsschub mit Serien von neuen Briefkästen ab. «Zu Beginn unserer Tätigkeit fehlten solche da und dort im Dorf, dafür hatten wir viele persönliche Kontakte im Gegensatz zu heute», bedauern Marjeta und Fredy Hügli. Fast ausschliesslich ältere Leute warteten heute noch sehnsüchtig auf «ihren Anzeiger», den die beiden Dorfweibel meist schon am Mittwochnachmittag zustellen.

«Eine Frau hat einmal schon am Dienstagabend telefoniert, wo denn der Anzeiger bleibe», illustriert Marjeta Hügli mit Schmunzeln die Beliebtheit des Blattes. Weniger beliebt waren bei den beiden Hunde, die ihre Arbeit behindern. So entpuppte sich ein kleiner weisser Spitzer als Wadenbeisser bei Fredy, während Marjeta sich einst zum Schutz vor zwei Schäferhunden in ein Weizenfeld fallen liess. Hört man den beiden zu, wie hart die Zustellung bei Glatteis, Schnee und Dauerregen sein kann, versteht man, dass da und dort eine bessere Platzierung der Briefkästen ihnen die Arbeit doch um einiges erleichtert hätte. Doch mit der Aufgabe der wöchentlichen Zustellung von Wochenblatt und Vereins- und anderen Beilagen auf Ende Dezember schaffen sich die beiden selbst Erleichterung. Für mehr Freiheit, für Garten und Haus und ihr neues Weekendhäuschen in Marjetas slowenischer Heimat. Mit einem Dankeschön an die Brislacher Bevölkerung verabschieden sie sich nicht völlig: «Wir bringen künftig quasi als Dorfweibel light noch die Hornvieh-Poscht und das Stimmmaterial, während ab 1. Januar 2015 die Post das Wochenblatt zustellt.»

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