Bildwelten erleben

Ein Werk des Laufner Künstlers David Pflugi tritt demnächst die Reise an die Fussball-WM in Russland an. Vorher kann man die vieldimensionalen Werke des Künstlers in seinem Atelier in Laufen bestaunen.

Eingetaucht: David Pflugi vor - oder in - der WM-Skulptur, die bald schon nach Moskau transportiert wird.
Eingetaucht: David Pflugi vor - oder in - der WM-Skulptur, die bald schon nach Moskau transportiert wird.

Das Herzstück der weitverzweigten Kunstwerkstatt des David Pflugi ist ein Bild, das man nicht mehr sieht. Man sieht es nicht mehr, weil es übergeflossen ist, seinen Rahmen gesprengt, den ganzen Raum darum herum eingenommen hat. «Hier trainiere ich», sagt David Pflugi, ganz im Fussballerjargon. Wir befinden uns im obersten Stock des Gewerbegebäudes, in dem seine Kunst entsteht. Der Raum ist völlig abgedunkelt, dennoch sind überall Farben: Mit Schwarzlicht bringt Pflugi fluoreszierende Linien und Konturen zur Geltung, die die Plastikfolien am Boden des Raums überziehen. Nur schemenhaft ist an der Wand der Umriss eines Bilderrahmens zu erkennen. «Damit hat alles angefangen», sagt Pflugi. Eines Tages überkam ihn der Drang, das Bild auszuweiten, er bemalte erst den Rahmen, dann die Wand, dann den ganzen Raum inklusive Boden und Decke, bis man ob all der im Schwarzlicht leuchtenden Linien und Figuren Mühe kriegt, den Sinn für oben und unten, für Stillstand und Bewegung zu wahren. «Manchen wird hier schwindlig», sagt Pflugi lapidar. Am Sonntag wird Gelegenheit sein, in diese schwindellerregende Welt einzutauchen. David Pflugi öffnet die Türen seines Ateliers für die breite Bevölkerung. Ein Dankeschön an die Region, in der er seit den späten neunziger Jahren wirkt, über die seine Kunst aber längst hinausstrahlt. Denn bekannt wurde David Pflugi nicht mit seinem verrückten Atelier, sondern mit Fussball. Das heisst, mit Fussballern. Längst ist es Tradition: Pflugi fertigt in Laufen eine Skulptur, bemalt sie so, dass aus allen Perspektiven verschiedene Bilder sichtbar werden, und schickt sie an die Austragungsorte der Weltmeisterschaften. Bilder, Texte, Menschen Dort werden sie von allen Teilnehmern des Finals feierlich signiert. Anschliessend wird das Kunstwerk mit den Unterschriften von allen Seiten digital abgelichtet, sodass verschiedene Lithografien entstehen. Elemente aus diesen baut Pflugi dann in die nachfolgenden Kunstwerke ein. Bekannt gemacht hat ihn eine Methode, die eigentlich jeder aus der Schule kennt: Bemalt man ein Relief so, dass je nach Blickwinkel andere Flächen sich zu einem Bild zusammenfügen, werden aus einem zwei Bilder. Pflugi treibt dies auf die Spitze: In seinen Skulpturen fusioniert er eine Vielzahl von Bildern, die miteinander in Beziehung stehen. Mit fluoreszierenden Farben fügt er weitere Schichten hinzu, die nur bei Schwarzlichtbeleuchtung sichtbar sind, neuerdings werden auch Texte in die Werke fusioniert, und auch die Zuschauer werden Teil der ganz grossen Fusion: Pflugis neuere Werke sind so begehbar, dass die Menschen vor dem Bild selbst wieder ein Bild ergeben. All das kann man kaum beschreiben, denn Texte sind linear, so wie Bilder zweidimensional sind. Pflugi durchbricht die Grenzen dieser Dimensionen, und so sind seine Werke nicht zum Anschauen, sondern zum Erleben gedacht. Eine Chance dazu bietet sich am kommenden Sonntag, im Atelier an der Wahlenstrasse 81 in Laufen.

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