Abschied von der «Papiri» gestartet

Ein letztes Mal rücken mit dem Festival Living Memory die alten Gemäuer der «Papiri» Zwingen ins Rampenlicht, bevor ein Grossteil von ihnen verschwindet. Vergangene Woche ist die Umsetzung der geplanten Projekte zum grossen Abschied angelaufen.

Rundgang: Beteiligte begehen mit Verantwortlichen das Areal, welches ab Ende August für zwei Wochen zum Ort der Kunst wird. Foto: Heiner Leuthardt
Rundgang: Beteiligte begehen mit Verantwortlichen das Areal, welches ab Ende August für zwei Wochen zum Ort der Kunst wird. Foto: Heiner Leuthardt

Die Wärme der Frühlingssonne wird von der kalten Bise weggeblasen. Ein Windstoss drückt eine Türe auf, die mit lautem Knall ins Schloss zurückfällt. Papierfetzen fliegen. Eine gespenstische Stimmung, die vom nahen Rauschen der vorbeifahrenden Fahrzeuge untermalt wird. Endzeitstimmung. In diese dringt eine muntere Schar von Zwingner Vereinsvertretern in orangen Warnwesten ein. Markus Jermann, Präsident des Schlossvereins Zwingen und zugleich OK-Präsident des Festivals Living Memory, das vom 29. August bis zum 12. September dauern wird, führt die Gruppe zu einem Plan des Areals. Er erläutert, gemeinsam mit seinen OK-Kollegen Michael Rudolf von Rohr und Markus Cueni die Rahmenbedingungen des Festes. Ebenso hören sie den Ausführungen der Vereinsvertreter zu, die ihr Engagement für die zweitägige Vernissage vom 29. und 30. August skizzieren.

Nicht weit entfernt legt ein Künstler einen Holzrahmen auf den Boden, markiert den ausgewählten Bereich, um davon einen Abguss herzustellen. Spurensuche, ganz im Sinne des Festivals Living Memory, für die sich vergangenen Herbst bei einer Ausschreibung 60 Künstler meldeten. 20 von ihnen hat eine Fachjury zur Umsetzung ihrer Konzepte eingeladen. Diese künstlerischen Interventionen thematisieren etwa das Papier, verändern Gebäudeteile oder nutzen sie für Projektionen, aber auch die Menschen, die hier gearbeitet haben, werden in Kunstprojekten angesprochen.

Bei der angelaufenen Realisation gibt es je nach Projekt offene Fragen, die diskutiert werden. Bei anderen wissen die Künstler, wie sie vorgehen können, wie etwa bei den leuchtenden Schriftzügen «leaf» und «leave». Oder bei bemalten Hallenfenstern, die den Raum in eine Industriekathedrale verwandeln oder beim Nachempfinden einer grossen Papiermaschine. Oder wird es doch nicht eher eine Druckmaschine sein? Barbara van der Meulen, Dozentin an der Hochschule für Gestaltung und Kunst HGK Basel, ist für die künstlerische Leitung verantwortlich. Sie entwickelt mit ihren Studenten die Ausstellung, ihre Kollegin, Prof. Marion Fink, realisiert mit ihren Studenten das Buch zu Living Memory. Ebenfalls werden Sekundarklassen aus Zwingen und Klassen vom Gymnasium Laufen mit spannenden Projekten präsent sein. Bei der zweitägigen Vernissage sorgen zudem Ortsvereine für das leibliche Wohl und das Kulturforum Laufen für ein Unterhaltungsangebot.

Ermöglicht wird Living Memory durch die Nachlassverwaltung, die das Areal zur Verfügung stellt. Träger des zweiwöchigen Festivals ist der Schlossverein, der aus Anlass seines 40-jährigen Bestehens, das Projekt initiierte. «Wir wollen nicht einfach uns feiern, sondern einen Jubiläumsanlass durchführen, der Spuren hinterlässt», umschreibt Markus Jermann den Grundgedanken. «Es ist auch die letzte Gelegenheit, um uns von der ‹Papiri› verabschieden und sie in lebendiger Erinnerung halten zu können.»

Das Projekt ist gut angelaufen, auch konnten über die Hälfte der budgetierten Mittel von 200000 Franken bereits gesammelt werden. «Parallel zur Realisation werden wir aber das Sponsoring intensivieren sowie ein Crowdfunding starten.»

 

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