Keine Lust auf Politgeplänkel

Der Gewerbeverein Laufental und die Promotion Laufental luden in Grellingen zu einem Podium ein und befragten die Kandidierenden, was sie in Bern für die Region bewirken wollen. Doch die wenigsten hörten es.

<em>Erreichten mit dem Podium nur wenige: </em>(v.l.) SVP-Kandidatin Jacqueline Wunderer, SP-Kandidatin Sabine Asprion, Moderator Marcel W. Buess, Jonas Ferro von den Jungen Grünliberalen und CVP-Kandidat Remo Oser.Foto: Bea Asper
<em>Erreichten mit dem Podium nur wenige: </em>(v.l.) SVP-Kandidatin Jacqueline Wunderer, SP-Kandidatin Sabine Asprion, Moderator Marcel W. Buess, Jonas Ferro von den Jungen Grünliberalen und CVP-Kandidat Remo Oser.Foto: Bea Asper

An Vorschlägen fehlte es nicht. Was ihre vermeintlichen Wähler davon halten, erfuhren die Kandidierenden letzte Woche an der Podiumsdiskussion im Gemeindesaal Grellingen nicht. Ohne Stammpublikum (Parteifunktionäre) hätte man in einem fast leeren Saal diskutiert, resümierte CVP-Kandidat Remo Oser. Jene Zuhörer, die man ansprechen wollte – die noch unentschiedenen – waren nicht gekommen. Die Frage nach einer spürbaren Politverdrossenheit und der Erreichbarkeit ihrer Botschaften wurde von den Kandidierenden unterschiedlich beurteilt. Sabine Asprion (SP) sagte, sie hätte auf ihrer Wahltour – zum Beispiel mit Standaktionen an Märkten – sehr interessierte Menschen angetroffen. Wahlen würden ein grosses Engagement abverlangen und die Bereitschaft, auf die Menschen zuzugehen. Man könne die Wähler nicht mit Plakaten und Slogans begeistern, sondern es brauche das persönliche Gespräch. Die Authentizität spiele eine Rolle. Gefragt seien Durchhaltevermögen und Kämpfernatur, gab Jacqueline Wunderer (SVP) zu verstehen. Bei einem Wahlmarathon sei man letztlich erleichtert, wenn er am 20. Oktober sein Ende nimmt. Dabei wurden die Chancen, den Sprung in den Nationalrat zu schaffen, nicht als überwältigend, aber nicht als unmöglich eingeschätzt. Wunderer steigt zum dritten Mal ins Rennen und zeigte sich zuversichtlich, dass sie ihren Bekanntheitsgrad im ganzen Baselbiet kontinuierlich ausbauen konnte und nun auf einem der vorderen Plätze landen werde.

Ein Aufwand, der es wert sei

Die Kandidierenden zeigten sich jedenfalls überzeugt: Der Aufwand sei es wert. Aus persönlicher Überzeugung oder auch für die Partei sei man bereit, für seine Ansichten zu kämpfen. Jonas Ferro von den Jungen Grünliberalen, der auch schon an Klima-Demos teilgenommen hat, betonte, ihm persönlich gehe es darum, ein Zeichen zu setzen und in seiner Alterskategorie Wähler mobilisieren zu können. Wenn die Jungen den Alten vorwerfen, ihre Zukunft zu zerstören, müssten sie bestrebt sein, die Weichen selber zu stellen, gab er zu bedenken. Er setze in seinem Wahlkampf vor allem auf die neuen Medien. Remo Oser versucht sich ebenfalls im globalen Netz Gehör zu verschaffen: Dafür kreierte er zusammen mit Parteikollegen ein humorvolles Gesangsvideo – mit der Hauptbotschaft, man soll wählen gehen.

Moderator Marcel W. Buess fragte die Kandidierenden natürlich auch nach ihren Lösungsvorschlägen zur Problematik des Klimawandels. Hier trat die Diskrepanz zwischen links und rechts in aller Deutlichkeit zum Vorschein, wobei SVP-Kandidatin Jacqueline Wunderer einen schweren Stand hatte, insbesondere beim Thema, in erneuerbare Energien zu investieren. Sie zählt zu den Gegnern des Projektes Windpark in ihrer Wohngemeinde Röschenz.

Spannende Einblicke in das Privatleben verschaffte Buess, indem er den Kandidaten auf den Zahn fühlte, ob sie mit gutem Beispiel vorangehen. Die meisten gaben an, für den Urlaub auf das Fliegen zu verzichten, das Auto immer weniger zu benutzen und den Fleischkonsum einzudämmen.

Organisiert wurde das Podium vom Gewerbeverein Laufental und der Promotion Laufental, die mit Werbung und der Einladung zum reichhaltigen Apéro nichts unversucht gelassen hatten, den Saal zu füllen. Marc Scherrer, Präsident KMU Laufental, räumt ein, dass man sich der Problematik eines Podiums sehr bewusst war. Bisher sei man aber noch nicht bereit gewesen, sich von dieser Tradition zu verabschieden. Um Kandidierende und Publikum zusammenzubringen, werde es auf jeden Fall neue Ideen brauchen.

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