Am geschichtsträchtigen Ort entsteht die Anlage der Zukunft

Deponieren ist alt, neu wird wiederverwertet: In der Schachlete entsteht eine Recyclinganlage für Bauschutt.

Waren bereit, dem Wochenblatt Red und Antwort zu stehen: (v.l.) Von der Grundeigentümerin Burgerkorporation Dittingen Thomas Jermann und Ueli Jermann, von Antag und Albin Borer AG Philip Meier, Roger Borer, Anton Borer und Andrea Hefti, sowie vom An
Waren bereit, dem Wochenblatt Red und Antwort zu stehen: (v.l.) Von der Grundeigentümerin Burgerkorporation Dittingen Thomas Jermann und Ueli Jermann, von Antag und Albin Borer AG Philip Meier, Roger Borer, Anton Borer und Andrea Hefti, sowie vom Anlage-Hersteller Avesco Michael Schöni und Marcel Rüfenacht. Fotos: Bea Asper

«Das Zusammensetzen der Teile kommt gut voran», ist Projektleiter Andrea Hefti auf der riesigen Baustelle in der Schachlete zu entlocken. Hergestellt wurden die Maschinenteile in Irland. Im Laufental werden sie nun zu einer der modernsten Recyclinganlagen Europas zusammengebaut, wobei die Steuerung Swiss made ist, lässt Hefti durchblicken. Vor fünf Jahren hat er in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung der Antag AG die ersten Ideen entwickelt, Aushubmaterial nicht mehr in Deponien zu fahren, sondern in einer dafür konzipierten Anlage aufzubereiten — und zwar in einem solchen Reinheitsgrad, dass die rausgefilterten Rohstoffe für das Entstehen neuer Bauwerke und für Strassen und Betonkon­struktionen eingesetzt werden können. Nebst dem Verzicht auf umstrittene Deponien geht es um den schonenden Umgang mit Ressourcen und um das Einsparpotenzial von über 500000 Litern Diesel pro Jahr, was 1300 Tonnen CO2 entspricht, verdeutlicht Roger Borer, stellvertretender Geschäftsführer der Antag AG, der Schwesterfirma der Albin Borer AG. «In der Nordwestschweiz fehlen Deponien. Die Lastwagen müssen zunehmend ins Ausland fahren, um das saubere Aushubmaterial zu entsorgen. Die Fahrten, welche alleine die Albin Borer AG pro Jahr einsparen könnte, entsprechen 71 Weltumrundungen», veranschaulicht Roger Borer. Er und sein Vater, Anton Borer, Verwaltungspräsident der Albin Borer AG, hatten sich vorgenommen, erst einige Zeit nach Inbetriebnahme der Recyclinganlage an die Öffentlichkeit zu gelangen. «Über ungelegte Eier spricht man nicht», stellt Anton Borer klar, lässt sich dann aber überreden, dem Wochenblatt einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren. «Es handelt sich um ein Pionierwerk und bekanntlich ist aller Anfang schwer», räumt Hefti auf dem Rundgang ein. «Es wird Zeit brauchen, die Abläufe zu optimieren.» Von Anlageentwickler Marcel Rüfenacht, CEO Avesco Schweiz, ist zu erfahren, dass man mit der hier entstehenden Anlage ein neues Kapitel in der Geschichte der Wiederverwertung schreiben wird. «Mit einer Kapazität von 250 Tonnen in der Stunde macht man Punkto Qualität und Recyclingquote das bisher Unmögliche möglich.» Die Bauherrin Antag AG habe Mut zu Neuem und nehme das Risiko auf sich, über 13 Millionen Franken zu investieren. «Vergleichbare Erfahrungswerte gibt es nicht», sagt Rüfenacht auf Nachfrage.

Mit den Investitionen in die Zukunft überlegt sich Borer, sein altbekanntes, rotes Logo grün einzufärben. Für Hefti, als Bündner mit grosser Liebe zur Natur, steht jedenfalls fest: «Grüner, sprich nachhaltiger kann eine Baufirma gar nicht sein.» Im Verlauf der Planung habe man sämtliche Dieselantriebe durch Elektromotoren ersetzen lassen. «Die gesamte Idee kommt nicht aus einer Rentabilitätssteigerung heraus, sondern aus der Freude an der Innovation», sagt Roger Borer und ergänzt: «Es ist der Sprung in die nächste Generation.» Der Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie räumt der von Antag eingeschlagenen Richtung Zukunftschancen ein. In der Nachhaltigkeitsstrategie des Verbandes heisst es jedenfalls: «Theoretisch lässt sich Bauschutt fast zu 100 Prozent rezyklieren, die Sortierung und das Aufbereiten von Bauabfällen verursachen aber hohe Kosten. Deshalb hat sich eine breite Anwendung noch nicht durchgesetzt. Die Bedeutung des Recyclings wird in Zukunft sicher weiter zunehmen.» In der Umweltverträglichkeitsprüfung stellt der Kanton Basel-Landschaft der Recyclinganlage in der Schachlete gute Noten aus. Sämtliche Teile der Anlage sind mit Kautschuk überzogen. Dies dämmt die Lautstärke, aber auch den Verschleiss, erklärt Hefti.

Die Antag AG hatte vor fünf Jahren die Rechte im Steinbruch von der konkursiten Newrock AG übernommen. Mit den Plänen, hier den Werkplatz von morgen entstehen zu lassen, rannte man bei der Grundeigentümerin, der Burgerkorporation Dittingen, offene Türen ein. Diese hatte mit dem Teilzonenplan bereits 2001 den Grundstein dafür gelegt, den geschichtsträchtigen Gewerbeort weiterzuentwickeln, sagt Burgerratspräsident Ueli Jermann. «Bei der Neuansiedlung bildet die Einhaltung aller Emissions­werte die Voraussetzung. Der Kanton verlangt Lärmgutachten und nimmt Kontrollen vor.» So würden die Lärmsimulationen nach Inbetriebnahme des Gewerbes mit den gemessenen Werten abgeglichen, erklärt Jermann.

Seit dem Aufblühen der gewerblichen Aktivitäten in der Schachlete fühlen sich Erholungssuchende sowie Anwohnerinnen und Anwohner aus dem 300 Meter entfernt liegenden Laufner Quartier Bromberg in ihrer Ruhe gestört und setzen sich zur Wehr — unter anderem mit Einsprachen gegen Baugesuche in der Schachlete. Dies betrifft nun auch das Bauvorhaben der Antag AG. Sie verfügt zwar über die Baubewilligung für die Recyclinganlage. Doch gegen die in der Zwischenzeit nachgereichten Optimierungen gab es Einsprachen. Diese wurden alle vom Bauinspektorat abgewiesen, drei Parteien fochten aber den Entscheid bei der Baurekurskommission an. Davon betroffen ist die unterirdische Dosieranlage. Diese würde dafür sorgen, dass die extrahierten Rohstoffe lärmschonend über ein Förderband zur Dosierung, dem Mischer und letztlich in den Lastwagen gelangen und nicht wie herkömmlich über die Schaufel des Rad­laders, dessen Entleerungsvorgang Lärm verursacht. Mit den Einsprachen würden somit paradoxerweise Lärmschutzmassnahmen verhindert, sagen die Verantwortlichen. Laut Hefti führte gerade das Ausreifen der Pläne mit der Dosieranlage zu einer Verminderung von Lärm. Dafür wird es nun auch ein zusätzliches Gutachten geben. In Gesprächen mit den Einsprechenden zeigte sich Borer offen für Zugeständnisse auch mit dem freiwilligen Bau von Lärmschutzwänden. Sollte man sich nicht finden, werde dies zu Verzögerungen führen, aber keinesfalls zur Aufgabe der Pläne. «Den eingeschlagenen Weg werden wir zu Ende gehen», sagt Anton Borer und meint dann: «Vielleicht werden wir die Bevölkerung nicht erst später zu einem Tag der offenen Türe einladen, sondern schon diesen Sommer zur Einweihung der Recyclinganlage.»

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