«Wir sind stolz auf unseren Kanton und die Eigenständigkeit»
In einem Festakt besiegelte Ritter Arnold von Rotberg mit leichtem Augenzwinkern gemeinsam mit Landammann Roland Heim den Bund mit Solothurn. Für weitere 500 Jahre.

Das Solothurner Leimental scheint dem an solchen Jubiläen üblichen Pathos nicht allzu viel abzugewinnen. An der Feier der Gemeinde Hofstetten-Flüh zu Ehren der «500 Jahre Solothurnisches Leimental» schlugen immer wieder, locker eingestreut, Esprit, Witz und das Selbstbewusstsein einer vielschichtigen Bevölkerung dieser Exklave durch. Einer Exklave am Ende des «Schwyzerländli», wo nach dem Leimentaler Lied von Leo Gschwind «d’Birsig ’s erschte Gümpli macht».
1515 hatte Ritter Arnold IV. von Rotberg eben diese seine Herrschaft Rotberg für 4400 rheinische Gulden an die Stadt Solothurn verkauft. Das war es wert, dass am vergangenen Samstag gleich zwei Musikvereine, nämlich Hofstetten-Flüh und Metzerlen, zusammen diese 500 Jahre sinnigerweise mit dem Solothurner Marsch zelebrierten. «Hätte Basel damals 100 Gulden mehr geboten, hätten wir jetzt vielleicht den Wettsteinmarsch oder das Baselbieter Lied gehört», sinnierte Gemeindepräsident Richard Gschwind in seiner Begrüssung feinsinnig über den unberechenbaren Verlauf der Geschichte. Um dann gleich ernsthaft nachzudoppeln, dass dieser Handel mit Solothurn den fünf nun solothurnisch-eidgenössischen Gemeinden viel Leid im dreissigjährigen Krieg, während der französischen Revolution und dann auch während der beiden Weltkriege erspart habe. Die Situation der Exklave handelte Gschwind nicht als Nachteil: «Man tritt sich so nicht jeden Tag auf die Füsse, dennoch sind wir in unserer Eigenständigkeit stolz auf den Kanton.»
Wenn ein Ritter und ein Landammann die Schreibfedern kreuzen
Zum eigentlichen Pièce de Résistance dieses Jubiläums geriet die humorvoll an die heutige Zeit adaptierte Übergabe der Verkaufsurkunde von 1515 aus den Händen von Ritter Arnold von Rotberg an den Schultheissen von Solothurn, an diesem Samstag in Gestalt von Landammann Roland Heim. An die Adresse der «geschätzten Untertanen» meinte der selbstbewusste Ritter: «Angesichts der vielen neuen Burgen am Hofstetter Südhang muss ich mir keine Gedanken machen, das Gebiet einst verkauft zu haben». Und nach der erneuten Unterzeichnung und Siegelung des Vertrags für die nächsten 500 Jahre bekräftigte der Rotberger: «Ab sofort geniessen Sie, Herr Landammann, die absolute Hoheit über dieses Gebiet.» Heim, nicht nur Landammann, sondern auch leidenschaftlicher Tambour, bedankte sich mit Worten und einem musikalischen Geschenk in Form des (Spitzen-) Tambourenvereins Laupersdorf-Thal für die Treue der Leimentaler. Die 18 Tambouren jedenfalls hatten schon beim Einzug mit dem perfekt getrommelten Marsch «dr Olaf» für Furore gesorgt, während Heim jetzt vor allem mit seinem Blick vom Chall auf den grössten Weinberg im Kanton und der Rezitation der zweiten Strophe des Leimentaler Liedes punktete.
Das Tüpfelchen auf den Vertrag setzte die Musikschule Solothurnisches Leimental (MUSOL) mit feierlich- mittelalterlicher Musik, während Schülerinnen und Schüler aus Hofstetten und Flüh mit dem Lied vom «Buurebübli» dem Publikum die nötige Bewegung vor dem Apéro verschafften.