Ungewöhnlicher Appell zu mehr Freiwilligenarbeit
Weil es hier und da an Engagement mangelt, hat die Gemeindeverwaltung von Nuglar-St. Pantaleon mit einer Extra-Ausgabe seines Mitteilungsblattes zu einer stärkeren Mit- arbeit in der Gemeinde aufgerufen.

Extra-Ausgabe» steht in roten Lettern auf dem 15-seitigen Mitteilungsblatt, das zu Monatsbeginn in allen Briefkästen landete. Dass ihre Gemeindeverwaltung sie turnusmässig mit einem Rundum-Magazin über das Wichtigste informiert, sind die Menschen in den zwei Dörfern schon seit Jahren gewöhnt. Bei dieser Sonder-nummer war jedoch alles anders: keine bunten Berichte über das Dorfgeschehen, keine Veranstaltungskalender und auch keine Verwaltungsmitteilungen. Stattdessen der fettgedruckte Appell an die Mitbürger/-innen auf der ersten Seite: «Engagieren Sie sich für die Gemeinde!» Daneben ein Foto des amtierenden Gemeindeverwalters Adrian Stocker, der im Editorial erklärt, warum es ohne Idealismus keine Freiwilligenarbeit gibt.
Die Idee zu dieser speziellen Ausgabe, die auch ein Aufruf ist, sich bei verschiedenen Wahlen im kommenden Jahr für Ämter und Kommissionen zur Verfügung zu stellen, stammt vom Gemeinderat. Dessen Repräsentant, Gemeindepräsident Hans Peter Schmid, greift fürs Mitteilungsblatt normalerweise auch eigens zur Feder. Beim aktuellen Mitteilungsblatt hingegen liess er die Texte von einer externen Kommunikationsfirma schreiben. Denn diese sollte neutral auftreten und sich unbedingt von einer Wahlpropaganda abheben. So kommen darin nur Menschen zu Wort, die sich bereits für die Gemeinde organisieren: Es sind Männer und Frauen, die bei der Feuerwehr- oder Rechnungsprüfungskommission arbeiten oder an der Spitze der Umweltschutzkommission stehen. Manche, so wie Susann Gisler vom Ressort Gesundheit und Soziales im Gemeinderat, sind vor vielen Jahren aus Städten wie Basel nach Nuglar gezogen. Andere, unter ihnen Forstpräsident Werner Saladin, sind über ihre Familien bereits seit Generationen Instanzen im Dorf. Sie alle eint der Gedanke, in ihrer direkten Umgebung etwas zu bewirken.
Beatrice Frei beispielsweise arbeitet schon seit elf Jahren im Abstimmungs- und Wahlbüro. Für die Frau hinter der Urne ist das Gefühl wichtig, «etwas für die Gemeinde zu tun». «Einen Beitrag leisten an die Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin» – das möchte auch der juristisch und bankentechnisch versierte St. Pantaleoner Remo Morand. Er hat mit der Inventur eine freiwillige Arbeit gefunden, «die in einem zeitlich angenehmen Rahmen ist». Schliesslich spielt die persönliche Zeit, die man hat oder eben nicht hat, eine grosse Rolle im Milizsystem.
Das weiss natürlich auch Gemeindepräsident Schmid. Und dennoch wünscht er sich, «dass jeder Mensch – sei es im Verein oder eben in der Gemeindearbeit – einmal im Leben irgendeine öffentliche Funktion übernimmt». Denn eines dürften vor allem die Bewohner und Bewohnerinnen von kleinen Gemeinden wie Nuglar-St. Pantaleon nicht vergessen: «Die Gemeinde – das sind immer wir alle und nicht nur die Mitarbeiter der Verwaltung».