Linien als künstlerisches Element
In der Alten Brennerei ist bis Ende Jahr eine Retrospektive des Basler Künstlers Lenz Klotz zu sehen — hundert Bilder zum hundertsten Geburtstag. Die Hommage ist Teil verschiedener Anlässe, die im Jubiläumsjahr des bedeutenden Schweizer Künstlers stattfinden.

Anfänglich, noch in der Jugendzeit, sind es vor allem figurative Darstellungen, die ihn faszinierten. Doch schon bald, als junger Erwachsener, begibt sich Lenz Klotz künstlerisch in die Abstraktion. Später konzentriert er sich auf geometrisch-technische Gestaltungsformen und reduziert die farbliche Darstellung auf ein Minimum, was er, wiederum Jahre später, ins Gegenteil verkehrt. In seiner späten Schaffensphase fördert er seine vielleicht verspieltesten Bilder zutage, vor allem seine «Schnurbilder». Sie wirken wie eine Befreiung der Linien als künstlerisches Element, die ihm ein ganzes Schaffensleben lang von grösster Bedeutung sind.
In der Retrospektive, die in der Alten Brennerei gezeigt wird, lässt sich die künstlerische Entwicklung von Lenz Klotz eindrücklich mitverfolgen. Schön das bildnerische Dokument, das belegt,
wie der junge Lenz sich daranmacht, Arbeiten von Segantini nachzuzeichnen. Bemerkenswert auch die von polynesischen «Seekarten» inspirierten Bilder, die auf seine Tätigkeit im damaligen Museum für Völkerkunde zurückzuführen sind.
Der Nachlass als Aufgabe
Lenz Klotz hat zeitlebens um die 3000 Werke geschaffen. Die meisten seiner Bilder und Objekte befinden sich in Privatbesitz, in unterschiedlichen Institutionen oder in Museen. Nach seinem Tod im Jahr 2017 flossen rund 300 Werke in den Nachlass. Dieser wird von seinem Sohn Martin Klotz, dessen Schwestern und seiner Partnerin verwaltet. Eine Aufgabe, die von der hierfür eigens gegründeten «Lenz Klotz Art Collection» geleistet wird.
«Die Nachlassverwaltung ist eine schwierige Aufgabe», sagt Martin Klotz. «Wir haben jedoch das Glück, einen musealen Nachlass zu betreuen.» Schwieriger sei es, Nachlässe weniger bekannter Kunstschaffender zu verwalten.
Noch zu Lebzeiten sorgte sich der Künstler, was mit seinen Werken nach seinem Tod geschehen würde. Er dokumentierte diese sorgfältig. «Die Aufgabe», so Klotz, «traf uns also nicht unvorbereitet. Bereits der Kauf der Alten Brennerei vor zwanzig Jahren erfolgte im Wissen, dass wir den Nachlass unseres Vaters eines Tages verwalten würden.» Die Möglichkeiten in der Alten Brennerei wurden als geeigneter Ort hierfür gesehen. In den vergangenen Jahren sind denn auch im-
mer wieder einzelne Werkgruppen im Gastrobetrieb ausgestellt worden, wodurch zumindest einzelne Teile des Nachlasses des Künstlers für die Öffentlichkeit zugänglich blieben.
Die Erbengemeinschaft beauftragte unter anderem einen Kunsthistoriker damit, den Nachlass zu sichten und zu bewerten. Wichtig war und ist ihr die Zusammenarbeit mit Museen und Galerien, mit denen der Künstler zeitlebens zu tun hatte.
Ein Churer in Basel
Lenz Klotz liess sich am Lehrerseminar in Chur zum Primarlehrer ausbilden. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es ihn nach Basel, wo er sich an der Kunstgewerbeschule zum Zeichenlehrer und Maler ausbilden liess. Danach arbeitete er lange Zeit an der damaligen Kunstgewerbeschule und forcierte gleichzeitig seine eigenen Kunstprojekte. Er wurde einer der bedeutendsten Konstruktivisten der Schweiz. Der Höhepunkt seiner Karriere dürfte die zu seinem siebzigsten Geburtstag 1995 organisierte Doppelausstellung in der Kunsthalle Basel und im Kunstmuseum Basel sein — die höchste Ehrung eines in Basel beheimateten Künstlers.
Im Jubiläumsjahr sind noch etliche weitere Anlässe geplant, etwa eine Ausstellung in Seoul, Korea (ab 27. September), oder die Präsentation des druckgrafischen Werks in der Galerie Eulenspiegel in Basel (ab 15. Mai).
Öffnungszeiten Ausstellung Alte Brennerei: Mittwoch bis Freitag, 16-22.30 Uhr; Samstag und Sonntag, 11.30-18 Uhr.
Führungen auf Nachfrage: info@lenzklotz.com