Unbekanntes Osteuropa

Roman Oeschger setzt sich dafür ein, dass die Meinungsbildung über Mittelost- und Südosteuropa in der Schweiz, in der deutschsprachigen Welt und in ganz Europa gefördert wird.

Gründer von FOMOSO: Roman Oeschger zeigt auf der Karte die 22 Regionen, welche zu Mittelost- und Südosteuropa gehören. Foto: Gaby Walther
Gründer von FOMOSO: Roman Oeschger zeigt auf der Karte die 22 Regionen, welche zu Mittelost- und Südosteuropa gehören. Foto: Gaby Walther

Wo liegt die Republik Moldova? Wer ist das Staatsoberhaupt von Lettland? Wie sieht die Jugendbewegung in der Ukraine aus? Aber auch: Brauche ich eine Vignette in Bulgarien? Im Vergleich zum Wissen über Westeuropa ist das Wissen über Mittelost- und Südosteuropa (kurz: Moso) im deutschsprachigen Raum klein. Dem möchte Roman Oeschger mit seiner Onlineplattform entgegenwirken. 2016 gründete er Fomoso, ein Forum für Mittelost- und Südosteuropa. «In den Köpfen existieren immer noch der russische Einfluss und viel Negatives über diese 22 Regionen. Dabei gibt es auch viel Positives über diese Länder zu berichten. Ich möchte für den östlichen Bereich von Europa Verständnis wecken, Wissen vermitteln, Vorurteile abbauen und das Interesse an gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Prozessen fördern.»

Oeschger ist in Büren aufgewachsen, dort kürzlich in die zweite Amtsperiode als Gemeinderat gewählt worden und ist im Vorstand des Forums Schwarzbubenland — also verwurzelt in der Region. Gleichzeitig ist seine Mutter Tschechin und er selbst lebte während zehn Jahren in Mittelosteuropa, studierte in Prag und machte einen Bachelor- und Masterabschluss in Politik und Gesellschaft und in Internationalen Beziehungen und Diplomatie. «Fomoso ist meine Leidenschaft, das mache ich grösstenteils ehrenamtlich», erklärt der 42-Jährige, der sein Einkommen mit einem Handelsvermittlungsgeschäft verdient.

Die unabhängige, überparteiliche und gemeinnützige Organisation besteht inzwischen aus einem Vorstand mit drei Personen aus der Schweiz und jeweils einer Person aus Serbien, Albanien, Griechenland und Deutschland sowie rund 30 Mitgliedern. Drei Ziele verfolgt der Verein, der sich auch als Projektförderung, Beratungsstelle und Denkfabrik sieht: Erstens das Vermitteln von verschiedenen, auch persönlichen Informationen. Auf der Website sind zahlreiche Beiträge auf Deutsch und Englisch zu verschiedensten Themen zu finden: Meinungen, Presseberichte, Einschätzungen und Dossiers, direkt aus den betroffenen Ländern.

Als Zweites bietet die Organisation von Universitäten anerkannte Onlinepraktikumsstellen an. «Gerade seit Corona sind die Stellen sehr begehrt. Ich erhielt im letzten Jahr rund 90 Bewerbungen aus der Moso-Region», erzählt Oeschger. Die Praktikantinnen und Praktikanten schreiben unter anderem Artikel und haben die Möglichkeit, diese auf der Onlineplattform zu publizieren.

Als dritte wichtige Aufgabe bietet Fomoso Vorträge und Workshops an. «Kürzlich referierten wir an einer Polizeischule zum Thema Albanien/Serbien. Wenn Informationen zur Kultur und Leben fehlen, fehlt auch das Verständnis für gewisse Probleme», ist Oeschger überzeugt. «Es lohnt sich für die Schweiz, in das Wissen über diese Länder zu investieren», meint Oeschger, auch im Hinblick auf wirtschaftliche und politische Themen. «Ich bin überzeugt, dass eine Erweiterung des Wissens und Informationsaustauschs über europäische Zusammenhänge mehr denn je wichtig ist.»

Website: www.fomoso.org

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