Seewen plant Zukunft mit oder ohne See

«Können Sie sich einen echten See im Gebiet See vorstellen?», lautet eine der Fragen, welche die Bevölkerung von Seewen im Rahmen des Räumlichen Leitbildes beantworten soll.

See in Seewen: Der viele Regen liess letzte Woche im Landwirtschaftsgebiet von Seewen einen See entstehen. Foto: Bea Asper
See in Seewen: Der viele Regen liess letzte Woche im Landwirtschaftsgebiet von Seewen einen See entstehen. Foto: Bea Asper

Die heftigen Regenfälle von letzter Woche sorgten dafür, dass sich im Landwirtschaftsgebiet von Seewen ein See gebildet hat. Mit dem warmen, trockenen Wetter kehrt nun das alte Bild vom Wies- und Ackerland zurück. Das Szenario eines Sees war in den letzten Jahren ein paar Mal aufgetaucht in Diskussionen zur Aufwertung des Schwarzbubenlandes. Dessen Einwohner sind nicht — wie es beispielsweise im Schwarzwald der Fall ist — mit dem Tourismus gross geworden, Ausflugsorte wie der Gempenturm stossen bei Ausbauplänen auf zähen Widerstand. In diesem Sinn geht Simon Esslinger, Gemeindepräsident von Seewen, davon aus, dass die Idee eines Badesees mit Pedalofahren eine Illusion ist und nicht dem Wunsch der Seewener Bevölkerung entspricht. Diese ist aktuell aufgefordert, Stellung zu beziehen, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll. Die Arbeitsgruppe Räumliches Leitbild hat auf die Durchführung eines Workshops wegen Corona verzichtet und stattdessen einen Fragebogen lanciert. Beim Kapitel Freizeit und Erholung geht es um die Fragen: «Können Sie sich einen echten See im Gebiet See vorstellen? Wünschen Sie sich, den Baslerweiher ausgedehnter als Erholungsraum nutzen zu können?» Dieses Gebiet steht unter Naturschutz und ist derzeit nur von einer Seite her zugänglich.

Die Arbeitsgruppe besteht aus Volker Meier, Sutter Ingenieur- und Planungsbüro AG, den Gemeinderatsmitgliedern Simon Esslinger, Jeannette Itin und Gottfried Bachmann, Gemeindeschreiberin Claudia Castañal Bouso, Bauverwalter Roland Baumgartner und ­Roger Weber jun., Präsident der Baukommission und Gemeindepräsident ab kommenden November. Sie will im August mit der Auswertung der Fragebogen beginnen und die daraus abzuleitenden Thesen in das Räumliche Leitbild ­einfliessen lassen. Nachgefragt bei den Fachplanern hält Volker Meier fest: «Die Planung eines Sees ist kein alltägliches Geschäft. Laut Wikipedia wurden abgesehen von der Vergrösserung des ­Muttsees im Glarnerland in den letzten 45 Jahren in der Schweiz keine Seen neu angelegt. Es bedarf umfangreicher Abklärungen und Untersuchungen im Vorfeld. So müssten landwirtschaftliche Flächen aufgegeben werden, Strassen und Wege verlegt ­werden. Ferner müssten unter anderem die Umweltverträglichkeit geprüft und die Auswirkungen auf das Grundwasser untersucht werden. Nur wenn alle ­Betroffenen und Beteiligten an einem Strang ziehen würden, liesse sich eine entsprechende Idee vermutlich ­realisieren.»

Entscheiden wird letztlich der Kanton. Der ist auch Eigentümer des Landes im Gebiet See, das derzeit von den Pächtern für den Anbau von Getreide und Tierfutter genutzt wird. Im Fragebogen erkundigt sich die Arbeitsgruppe diesbezüglich ebenfalls nach der Meinung der Seewener: «Wie soll sich der Landschaftsraum in den nächsten Jahren entwickeln? Soll sich die Entwicklung eher an den Interessen des Naturschutzes und der Biodiversität oder an den Nutzungsinteressen der Land- und Forstwirtschaft orientieren?» Und: «Braucht es eine spezifische Förderung (z.B. Hochstammbäume, Hecken, Bachufer, Wald etc.)?»

Ein heikles Thema im Räumlichen Leitbild ist die Grösse der Bauzone, die nach den Vorgaben des Kantons zu verkleinern ist. «Wie soll aus Ihrer Sicht mit den unbebauten Grundstücken ohne Verkaufs- oder Bebauungsabsicht der Grundeigentümer umgegangen werden?», will die Arbeitsgruppe wissen und hält fest: «Die Prognosen des Kantons Solothurn sagen voraus, dass die Einwohnerzahl in Seewen in den nächsten Jahren spürbar zurückgehen wird. Wie realistisch sind diese Prognosen aus Ihrer Sicht?» Im Fragebogen kann man sich ausserdem äussern zu den Fragen: «Welche Bauten sind für Seewen identitätsstiftend? Welche Bauten sind für Seewen störend? Wie soll sich das Dorf baulich entwickeln? Soll das Dorf weiterhin als charakteristisches Bauerndorf weiterleben oder kann durch die Liberalisierung der Bauformen das Dorf neuzeitlicher entwickelt werden?» Weiter möchte die Arbeitsgruppe von der Bevölkerung wissen, ob die Gemeinde Einfluss nehmen soll auf das Angebot von Alterswohnungen. «Der Anteil allein oder zu zweit lebender Personen in Einfamilienhäusern ist hoch. Sollten, auch im Interesse der Innenentwicklung, gezielt Alterswohnungen geplant und realisiert werden, sodass Einfamilienhäuser für die nächsten Generationen frei werden?» Laut Statistik stünden in Seewen derzeit 15 bis 20 Wohnungen leer. «Welche Möglichkeiten sehen Sie, diese Wohnungen auf den Markt zu bringen?» ­Bezüglich Gewerbegebiet will die Arbeitsgruppe wissen: «In welchen Gebieten sehen Sie bauliche Entwicklungsmöglichkeiten, sei es für Gewerbe- oder Wohnnutzungen: Zelgli, Herrenmatt, Allmend?» Der Gemeinderat hofft auf eine grosse Beteiligung, denn so schrieb er: «Ob jung oder alt, einheimisch oder zweitheimisch, politisch engagiert oder einfach interessiert — je mehr Menschen ihre Gedanken äussern und an der Umfrage teilnehmen, desto aussagekräftiger wird das Resultat.» Das Leitbild und die dazugehörigen Massnahmen dienen künftig als Planungsinstrument für die Gemeinde.

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