Schnee im Sommer
Dem wahren Schatz der Inkas, nämlich der Kartoffel, widmet die Kulturwerkstatt in Hofstetten ihre Jahresausstellung. Anbau und Vielfalt der Knolle werden aufgezeigt.

Heute zählt die Kartoffel, nach Weizen und Reis, zum drittwichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt. In der Schweiz konnte sich die Kartoffel aber erst im 19. Jahrhundert durchsetzen», berichtete Hans Bühler in einem interessanten Vortrag am letzten Sonntag in der Kulturwerkstatt in Hofstetten anlässlich der Eröffnung der Ausstellung. Lange herrschte die Drei-Felder-Wirtschaft vor, in Hofstetten sogar dokumentarisch festgehalten bis 1884. Diese Anbauform verunmöglichte den grossflächigen Anbau der stärkehaltigen Knolle. Anderseits erwies sich die Kartoffel im Jahr 1816 und in den folgenden Jahren als kälteresistent. Ein Grossteil der Weizenernte war ausgefallen, da ein gewaltiger Vulkanausbruch in Indonesien einen Sommer mit Tiefsttemperaturen und sogar Schneefall in Europa zur Folge hatte. So setzte sich langsam die Kartoffel durch.
Bühler erklärte anhand der ausgestellten Landwirtschaftsgeräte, wie in den Anfangszeiten in der Schweiz Kartoffeln angebaut wurden. Die gezeigten Geräte stammen alle aus der näheren Umgebung. Zum Beispiel das Pferdevielfachgerät, 1930 von Arthur Müllers Landmaschinenfabrik in Bättwil entwickelt. Am Zuggerät konnten verschiedene Zusatzgeräte für die Bodenbearbeitung angeschlossen werden. Für den Anbau der Kartoffeln waren es der Lochapparat, der im ersten Durchgang die Löcher machte, und, nachdem die Samenkartoffeln von Hand gelegt worden waren, die Zudeckscheiben, die die Löcher im zweiten Durchgang mit Erde bedeckten.
Vom Rost befreit und registriert
Das Pferdevielfachgerät stand in den letzten 30 Jahren dem Wetter ausgesetzt draussen. In aufwendiger Arbeit wurde das Gerät auseinandergenommen, entrostet und wieder zusammengesetzt. «Wir haben uns dafür extra eine Schweissanlage zugelegt», erzählte Benno Bühlmann. Die Arbeitsgruppe restauriert die Geräte nicht nur so, dass sie grösstenteils funktionstüchtig sind und ihr Wert erhalten bleibt, sondern registriert die Gegenstände nach Zustand, erteilt Nummern und schreibt auf, wo sie genau aufbewahrt werden. «Das Landesmuseum könnte noch von uns lernen», meint Bühlmann augenzwinkernd. Dass hinter Restaurierung und Registrierung viel Arbeit steckt, muss er nicht speziell erwähnen.
Kleine Kartoffeln für die Schweine
Felix Schelling, Präsident des Vereins, machte Appetit auf die Kartoffel, indem er aufzählte, welche feinen Gerichte mit der Kartoffel hergestellt werden können und wie sich die Bedürfnisse im Verlaufe der Zeit auch veränderten. Wurden zum Beispiel früher die kleinen Kartoffeln den Schweinen vorgeworfen, sind sie dank der Erfindung des Raclettes in den 1960er-Jahren heute beliebt und teuer. Logisch, dass die rund 40 Besucherinnen und Besucher mit verschiedenen Kartoffelprodukten an der Vernissage verwöhnt wurden.