Pferderennen und Glücksrad
Der Gewerbeverein Hinteres Leimental versprach der Region ein revolutionäres Wochenende mit dem Gefühl des Erlebens — und kam dabei selber ins Staunen.

«Wer braucht heute noch Menschen, die alles kompliziert machen, wenn es mit der künstlichen Intelligenz einfacher geht? Virtuell lässt es sich besser leben? In der Geschäftswelt läuft heute alles digital und online. Wer an den Erfolg einer Gewerbeausstellung glaubt, ist von gestern?» Der Gewerbeverein Hinteres Leimental setzte sich mit diesen Fragen kritisch auseinander und kam zum Schluss: «Nein, heute braucht es eine Gewerbeausstellung mehr denn je», meinte Dominique Carruzzo und stellte sich bereit, das Präsidium des Organisationskomitees zu übernehmen. Im Kanton Solothurn sind die Leimentaler damit in bester Gesellschaft, es sei bereits ihre siebte Gewerbeausstellung, die sie seit Amtsantritt besuche, sagte Pia Stebler, Präsidentin des Kantonalen Gewerbeverbandes. «Jede Ausstellung ist einzigartig und wichtiger denn je», betonte sie.
Über 60 Teilnehmende
«Am Anfang lief es harzig, doch dann gelang es dem OK, sowohl die Gewerbetreibenden als auch viele regionale Institutionen zum Mitmachen zu bewegen», rekapitulierte Carruzzo. Insgesamt zählte die Messe über 60 Teilnehmende. «Der Preis pro Quadratmeter Ausstellungsfläche war etwas höher als früher, dafür erhielten die Teilnehmenden einen aufgebauten Stand», erklärte Carruzzo.
Er hatte die Revolution angekündigt. Die Menschen sehnten sich danach, für einen Moment dem Digitalen zu entfliehen und sich persönlich zu begegnen. Die Region freue sich auf die traditionelle Gewerbeausstellung. «Es wird ein Volksfest werden», versprach Carruzzo. Die Realität gab ihm recht. Die Gewerbeausstellung vom Wochenende in Bättwil rechnete mit stattlichen Besucherzahlen und diese wurden übertroffen. Bei den Ausstellern und der Gastwirtschaft herrschte Hochbetrieb — es blieb keine Zeit, sich mit dem Handy zu verweilen. Es gab geringe Bildschirmzeiten — stattdessen ein Übermass an persönlichen Gesprächen und gemeinsamem Lachen. Die «Begegnungsrevolution» war anstrengend, doch ein grosser Erfolg, freute sich Carruzzo.
Mit dabei war auch der Solothurner Landammann Peter Hodel. «In einer Zeit, in der die Digitalisierung allgegenwärtig ist, schätzen wir Gelegenheiten wie diese zur direkten Begegnung», sagte er. Es war keine Floskel. Der viel beschäftigte Regierungsrat nahm sich die Zeit, mit den Ausstellenden ins Gespräch zu kommen und ihre Angebote wahrzunehmen, zum Beispiel am Glücksrad zu drehen oder beim Spiel der Pferderennbahn mit Ballwerfen das Ziel zu erreichen.
Hodel sprach dem Gewerbe seinen Dank aus. Es sei die Stütze der Gesellschaft, biete Ausbildungs- und Arbeitsplätze und fördere oft auch das Vereinsleben. Im Gegenzug stünden die Gemeinden und die Kantone in der Pflicht, sich für das Gewerbe einzusetzen — durch Verbesserung der Rahmenbedingungen. Nebst der Standortförderung gehe es um Fragen der Raumplanung, also um Flächen, die dem Gewerbe Entfaltung ermöglichen.
Leimentaler Gemeinden mit Stand
«Als Zeichen der Verbundenheit und um die Plattform zu nutzen, alte Kontakte zu festigen und neue zu knüpfen» hatten auch die Gemeinden des Solothurnischen Leimentals einen gemeinsamen Stand an der Gewerbeausstellung. Dass die Gemeinde Hofstetten-Flüh nicht mitmache, sei bedauerlich, entnahm man der Eröffnungsrede von Mark Winkler, FDP-Kantonsrat aus Witterswil, zumal der GHL sogar bereit war, den Gemeinden die Standgebühr zu erlassen. Der Gemeinderat von Hofstetten-Flüh hatte die Absage einstimmig beschlossen (das «Wochenblatt» berichtete).