«Massgeschneiderte Lösungen für Sonderfälle»

In Mariastein bewilligt der Kanton Solothurn möglicherweise eine neue Wohnzone und die Schaffung der «Spezialzone Klostergarten».

Unbefriedigend: Die Gewächshauszone in Mariastein wird derzeit für Freizeitaktivitäten genutzt. Foto: Bea Asper
Unbefriedigend: Die Gewächshauszone in Mariastein wird derzeit für Freizeitaktivitäten genutzt. Foto: Bea Asper

«Die jetzige Zwischennutzung ist in jeder Hinsicht störend», kommentierte eine Einwohnerin an der Infoversammlung zur Ortsplanrevision von Metzerlen-Mariastein. Die Rede ist von der Gewächshauszone in Mariastein, die derzeit für Freizeitaktivitäten genutzt wird. Mit ihren gelben Zelten ist sie auf jeden Fall augenfällig. Die Entwicklung dieses Gebietes ist zur Chefsache erklärt worden. Vertreter des Amtes für Raumplanung des Kantons Solothurn haben Einsitz genommen in der von der Gemeinde initiierten Arbeitsgruppe. Diese prüft, wie das heute in verschiedenen Zonenarten liegende Areal zu einer «Wohnzone Engelsbad» aufgewertet werden könnte — vorausgesetzt ein Teil der Gewächshauszone soll von einer Überbauung frei gehalten werden.

Massvolles verdichten

Gemäss Raumplanungsgesetz erfolgt die Siedlungsentwicklung schwerpunktmässig in den Zentren und in den Agglomerationsgemeinden, während Gemeinden wie Metzerlen-Mariastein ländlich bleiben. Grundsätzlich ist ein Ausdehnen der Bauzone nur in Ausnahmefällen möglich. «In Mariastein steht eine Anpassung der Zonierung für eine massvoll verdichtete, der Umgebung angepasste Wohnnutzung zur Diskussion», bestätigt Stephan Schader, Co-Leiter Nutzungsplanung, gegenüber dieser Zeitung. Der Kanton mache die Bewilligung der neuen Wohnzone von einer gelungenen Gestaltung der Bebauung und der Aussenräume abhängig. In einem sogenannten Qualitätsverfahren, in welchem Architekten Entwürfe anfertigen, wird die Art und Weise einer möglichen Bebauung gründlich studiert. Dabei gehe es nicht um ein Einfamilienhaus-Quartier, sondern um eine gelungene Form des verdichteten Bauens im Einklang mit der Umgebung, erklärt Schader.

Eine zweite «planerische Herausforderung» gibt es auf dem Grundeigentum des Klosters Mariastein. Die Landwirtschaftszonen beim Hotel Kreuz sowie bei der Kirche sollen einer «Spezialzone Klostergarten» (Parkzone Wallfahrtsbezirk) zugewiesen werden. Damit wären in Zukunft neben einer Nutzung als Park- und Grünanlage auch Erholungseinrichtungen oder thematische Kunst-Ausstellungen erlaubt, resümiert Schader. Bekanntlich laufen Bestrebungen, das Kloster Mariastein in ein Kulturzentrum umzuwandeln.

Der Kanton sei gegenüber Mariastein keineswegs kulanter als im Verfahren anderer Ortsplanrevisionen, stellt Schader klar. «Bei den genannten Umzonungen handelt es sich nicht um Grosszügigkeit sondern um massgeschneiderte Lösungen für Sonderfälle. Als internationaler Wallfahrtsort ist Mariastein im Kanton Solothurn ein spezieller Ort.»

Sollte es im Rahmen der laufenden Ortsplanrevision zur Schaffung der «Wohnzone Engelsbad» kommen, dann nur mit Gestaltungsplanpflicht, erfuhr man an der Infoversammlung zur Ortsplanrevision von Metzerlen-Mariastein. Die überarbeiteten Zonenpläne, das Reglement und das Naturinventar liegen nun zur öffentlichen Mitwirkung auf. Die Grundeigentümer seien zu Gesprächen und zum Einreichen einer schriftlichen Stellungnahme eingeladen, sagte Gemeindepräsidentin Marianne Frei. Einige Knackpunkte sind noch zu lösen – zum Beispiel beim Thema Bäume, die einen Schutzstatus erhalten sollen. «Diese Massnahme könnte dazu verleiten, dass der eine oder andere Baum von der Bildfläche verschwindet, bevor die neue Regelung in Kraft tritt», meinte ein Votant. Die Behördenmitglieder versicherten, dass sie grundsätzlich einvernehmliche Lösungen anstreben und deswegen die Mitwirkungszeit um einiges länger ansetzten würden als vorgegeben sei.

Ausserdem sorgen sie für Transparenz, so hat der Gemeinderat sogar den kantonalen Vorprüfungsbericht veröffentlicht (auf der Homepage). Dem ist zu entnehmen, dass Kantonalplaner Sacha Peter an der Arbeit von Metzerlen-Mariastein und dem beauftragten Planungsbüro nicht viel auszusetzen hat. «Die Unterlagen eigenen sich ausgezeichnet, die für eine qualitätsvolle Siedlungsentwicklung nach innen erforderlichen Weichenstellungen vorzunehmen», hielt Peter fest.

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