«Es geht immer um Geld und zu wenig um Gesundheit»

Gleich drei Kandidaten für den Solothurner Ständerat kommen aus dem Schwarzbubenland. Am Podium in Dornach konnten sie den Heimvorteil nur bedingt nutzen.

Kandidieren für den Ständerat: (v.l.) Remo Ankli, Christian Imark und Dieter Künzli. Foto: Juri Junkov
Kandidieren für den Ständerat: (v.l.) Remo Ankli, Christian Imark und Dieter Künzli. Foto: Juri Junkov

Die Ausgangslage ist aussergewöhnlich: Mit Regierungsrat Remo Ankli (FDP, Beinwil), Nationalrat Christian Imark (SVP, Fehren) und Breitenbachs Gemeindepräsident Dieter Künzli (GLP) wollen gleich drei Thiersteiner für den Kanton Solothurn ins Stöckli. Ihnen gegenüber stehen der amtierende Ständerat Pirmin Bischof (Die Mitte, Solothurn), Felix Wettstein (Grüne, Olten) und Franziska Roth (SP, Solothurn). Weil der langjährige SP-Ständerat Roberto Zanetti nicht mehr antritt, ist die Ausgangslage so spannend wie lange nicht mehr. Am Sonntagnachmittag duellierten sich die sechs Kandidierenden auf Einladung des Forums Schwarzbubenland unter der Moderation von Wochenblatt-Redaktionsleiterin Fabia Maieroni an einem Podium im vollbesetzten Foyer des Neuen Theaters in Dornach.

Nach fast zwei Stunden Debatte über die Themen Nahostkonflikt, steigende Gesundheitskosten, Beziehungen zur EU, Klima und die regionalen Themen im Schwarzbubenland liess sich sagen: Die drei «Gastgeber» nutzten ihr Heimspiel nur bedingt. Christian Imark äusserste sich gewohnt pointiert, wirkte teilweise aber auch zurückhaltend. Ob er sich als Ständeratskandidat bewusst staatsmännisch geben will? Remo Ankli schaffte es nur selten, seine Argumente auf den Punkt zu bringen. Er blieb weitestgehend blass. Dieter Künzli wirkte in der Diskussion vielfach aussen vor und konnte nicht ganz verhehlen, dass ihm die Debattiererfahrung fehlt. Seine Expertise als ETH-Rat und seine sachliche wissenschaftliche Argumentation taten der Diskussion aber gut.

Kommt Hamas-Verbot zu spät?

Moderatorin Fabia Maieroni forderte von den Kandidierenden zuerst eine Einschätzung zur aktuellen Lage im Nahen Osten. In der Verurteilung der Terroranschläge der Hamas waren sich alle einig. Christian Imark kritisierte, dass das Verbot der Hamas in der Schweiz viel zu spät komme. Im Gegensatz zum Krieg gegen die Ukraine stehe im Nahostkonflikt die Schweiz viel mehr in der Pflicht, da sie viel Geld in Hilfsprojekte in den Palästinensergebieten investiere, die sich klar gegen Israel positionieren würden. Franziska Roth, die sich ebenfalls dezidiert für ein Verbot der Hamas aussprach, entgegnete, dass sich die Schweiz vor Jahren an das Urteil der UNO gehalten hatte, die die Hamas nicht als Terrororganisation eingestuft hatte.

Kritik am Lobbyismus

Im Kampf gegen die steigenden Gesundheitskosten zeigten sich die Kandidierenden überraschend einig darin, dass zu viel Lobbyismus betrieben werde. Franziska Roth nannte dies «eine Krankheit in Bundesbern». Es müsse vermehrt Politik für die Versicherten gemacht werden. Gemäss Felix Wettstein müssen Fehlanreize im System eliminiert werden. Pirmin Bischof will ein Sechstel aller Operationen streichen. Denn so viele seien unnötig. Christian Imark sieht eine grosse Schuld bei Gesundheitsminister Alain Berset (SP). «Es geht immer um Geld und zu wenig um Gesundheit.» Beim Thema EU schob Regierungsrat Remo Ankli die Schuld für das gescheiterte Rahmenabkommen der SVP und den Gewerkschaften zu. Ankli sprach von einer «Blockadepolitik». Wenn es so weitergeht, werde in Zukunft keine Lösung gefunden werden. Ähnlich argumentierte Ständerat Pirmin Bischof. Mindestens eine der beiden Seiten müsse sich bewegen. «Ich nehme an, dass die Gewerkschaften intelligenter sein werden.»

Bischof konnte während der ganzen Diskussion durch seine Erfahrung und sein Wissen als Amtsinhaber punkten. SP-Nationalrätin Franziska Roth gab sich kompromissbereit, was im Publikum gut ankam. Felix Wettstein konnte wenig punkten.

Zum Ende durften die drei Schwarzbuben noch erwähnen, was ihre Region nördlich des Juras von Bundesbern mehr braucht. Während Remo Ankli und Christian Imark den Fokus auf den Verkehr legten — sowohl Strasse wie auch ÖV, forderte Dieter Künzli wiederholt einen Ableger der ETH im Kanton Solothurn. Dies würde dafür sorgen, dass auch im Schwarzbubenland mehr Startups gedeihen könnten.

Weitere Artikel zu «Dorneckberg/Leimental», die sie interessieren könnten

Broschüre beantwortet Altersfragen auf einen Blick
Dorneckberg/Leimental01.05.2024

Broschüre beantwortet Altersfragen auf einen Blick

Wer älter wird, braucht zunehmend Hilfe, Beratung und Betreuung. Mit der Informationsbroschüre «Älter werden im solothurnischen Leimental» erhalten über…
Dorneckberg/Leimental24.04.2024

Nachhaltiges Verhalten fördern

Die IG Nachhaltigkeit Rodersdorf hat sich letztes Jahr gebildet und ist seither aktiv unterwegs. Acht Personen organisieren Veranstaltungen zum breit…
Dorneckberg/Leimental10.04.2024

Ei zu null für den TV Seewen

Am letzten Sonntag entschied der TV Seewen das diesjährige Seewener «Eierläset» für sich. Die warmen Temperaturen liessen vermuten, dass sich der Winter wohl…