Ein Sprung durch den Spiegel in die Anderswelt

Am letzten Wochenende zeigte das Jugendtheater Jou Jetzä seine neuste Produktion «Heute hier, morgen dort oder an einem anderen Ort …»

Gretel (Melissa Müller) hat Geburtstag: Rapunzel (Annick Lehner), Schneewittchen (Shayenne Peter) und der Zwerg (Melissa Bussmann) überreichen ihr die Geschenke.  Foto: Edmondo Savoldelli
Gretel (Melissa Müller) hat Geburtstag: Rapunzel (Annick Lehner), Schneewittchen (Shayenne Peter) und der Zwerg (Melissa Bussmann) überreichen ihr die Geschenke. Foto: Edmondo Savoldelli

Wenn Märchenwelten und die unseren fünf Sinnen bekannte reale Welt durch ihre Protagonisten plötzlich zu interagieren beginnen, dann wird es spannend. Wenn nicht mehr deutlich ist, wer eigentlich wo zu Hause ist und die Akteure zwischen den Parallelwelten hin und her switchen, dann wird ein Feld für tiefenpsychologische Studien eröffnet – oder ganz einfach der Stoff für ein wirklich witziges, fantasievolles, überraschendes, intelligentes und anspielungsreiches Theaterstück geliefert. Stellen Sie sich vor, Gretel, Schneewittchen, Rapunzel, Hans im Glück, Rumpelstilzchen etc. wohnten alle im gleichen Schloss ... aber Halt, zurück auf Feld eins!

Collageartig erzählte Geschichte
In einem filmischen Prolog wurde den vielen, meist jugendlichen Zuschauern zunächst vermittelt, warum der Hänsel abhandengekommen war. Nämlich weil die Gretel (bodenständig: Melissa Müller) auf der Suche nach Schokolade diesen einfach im Wald vergessen hatte. Schon hier wurde deutlich, dass die Selbstironie ein wesentliches Stilmittel des Abends sein sollte. Wie der Zuschauer in der collageartig erzählten Geschichte später erfuhr, gelangte der arme kleine Kerl danach in ein Waisenhaus und wurde wegen frühkindlicher Traumatisierung ein richtiges Ekel von erfolgreichem Geschäftsmann (Gel frisiert: Glenn Steiger) mit der Shopping-Tusse Paris als Ehefrau (geistig blond: Sarah Lienhard), der Shopping-Tusse London als Sekretärin (voll blond: Jana Egli) und der motzenden Göre Alina als Tochter (stinkfrech: Amber Burkhart). Genauso stinkfrech: deren BF (best friend) Shila (Stephanie Hirt).
Das hatte zur fatalen Folge, dass im Märchenschloss kein jungfräulicher Mann mehr zu finden war, welcher die von der bösen Stiefmutter (richtig fies: Nives Meissner) vergiftete gute Königin (hoheitsvoll: Jana Egli) wach küssen konnte. Die Wahrsagerin Esmeralda el Shiva (geheimnisvoll: Melissa Müller), Mutter von Mike Shiva, wies den Weg zu Hänsel: Mit einem Sprung durch den sprechenden Spiegel gelangten Rapunzel (mit Haaren schön: Annick Lehner), Schneewittchen (rot, weiss, schwarz: Shayenne Peter) und Gretel direkt in die Umkleidekabine des Kleidertempels M&M, wo sie – Sie erraten es – auf die Shopping-Tussen trafen, die ihre stylischen Märchenkleider bewunderten.

Bis die vertrackte Geschichte an ihr Happy End geführt war und die Überreste der bösen Stiefmutter im Staubsauger entsorgt werden konnten, wurde dem vergnügten Publikum noch einiges an Situationskomik, Dialogspass und augenzwinkernden Anspielungen geboten. Für die köstliche Unterhaltung erhielten die Schauspielerinnen und der Schauspieler lang anhaltenden Applaus. Im Herbst ist die mit Geldern der Kantonalen Jugendförderung prämierte Truppe in Rodersdorf zu sehen.

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