Der glückliche Mensch von Nuglar

Christian Saladin aus Nuglar hat sich dem Orgelspiel verschrieben. Er spielt nicht nur in Gottesdiensten, sondern schafft es mit seinem Charme auch, auf den bedeutendsten Orgeln spielen zu dürfen.

Zweites Zuhause: Christian Saladin am Spieltisch der Pfarrkirche von St. Pantaleon. Foto: Thomas Brunnschweiler
Zweites Zuhause: Christian Saladin am Spieltisch der Pfarrkirche von St. Pantaleon. Foto: Thomas Brunnschweiler

Die Orgel ist das Instrument schlechthin, denn das altgriechische Wort órganon bedeutet Werkzeug oder Instrument. Heute findet man in grossen Kirchen und Kathedralen die mächtigsten, schönsten und klangreichsten Orgeln. Der heute 35-jährige Christian Saladin aus Nuglar ist ein grosser Orgelfreund, den man selbst in Fachkreisen kennt. Der gelernte Bäcker besuchte in der Schule zuerst Blockflötenunterricht. Danach nahm er viele Jahre Privatstunden in Klavier. Zufälligerweise durfte er einmal eine Orgel schlagen. Damit begann seine Liebe zum facettenreichsten Instrument der Musikgeschichte. Unterdessen ist er in der ­Gemeinde Nuglar-St. Pantaleon als Vertretung der Hauptorganisten tätig. Er spielt am liebsten klassische Stücke, insbesondere Werke von Johann Sebastian Bach. «Bei Beerdigungen spiele ich auf Wunsch der Angehörigen auch moderne Sachen», sagt er, «Carlos Santana, Pink Floyd oder Peter Reber.»

Er hat in der Elphi gespielt

In der Schweiz hat Christian Saladin schon auf manchen Orgeln gespielt: im Dom zu Arlesheim, im Basler Münster, in der Hofkirche in Luzern, in den Klosterkirchen Mariastein und Disentis sowie in anderen Kirchen. Im Ausland liessen ihn die Organisten des Wiener Stephansdoms, des Kaiserdoms in Frankfurt a.M. und sogar der Elbphilharmonie in Hamburg an den Spieltisch. «In der Elb­philharmonie sagte der Organist: ‹Sie sind mein Ehrengast.›» Warum schafft Christian Saladin etwas, was selbst vielen Berufsorganisten verwehrt würde? Christians Antwort ist entwaffnend: «Ich frage einfach lieb und mit Humor.» Da jede Organistin und jeder Organist spürt, welche Liebe zum Instrument beim Fragenden vorhanden ist, kann ihm auch niemand seinen Wunsch abschlagen. Natürlich hat Saladin noch Ziele, etwa auf der Orgel der Klosterkirche Einsiedeln oder der alten Orgel von Muttenz zu spielen, die jetzt in der Kirche St. Michael in Rakowski in Bulgarien steht.

Wandelndes Orgellexikon

Christian Saladin sammelt Bücher über Orgeln, CDs und alte Orgelpfeifen. Alles, was den Orgelbau, die wichtigen Orgeln inklusive Baujahr, Registerzahl sowie die Geschichte betrifft, weiss er auswendig. Dank seines fotografischen Gedächtnisses ist er ein wandelndes Orgellexikon. Christian hilft in der Kirche von St. Pantaleon, die Orgel zu stimmen und zu putzen. Natürlich besucht er auch häufig Orgelkonzerte, etwa den Bach-Zyklus in Arlesheim oder die Orgelkonzerte in Erschwil. Als Mitglied der GMS spielte er im Museum für Spielautomaten in Seewen bei der letzten Generalversammlung auf der Britannic-Orgel.

Wenn er Orgel spielt, vergisst er die Zeit und achtet nicht mehr auf die ­Kirchenbesucher. «Dann bin ich mit dem Instrument ganz eins», sagt er. Im Laufe der Zeit hat er auch die Freiheit zur Improvisation gefunden. Er habe aber noch andere Hobbys: Bier brauen, Guggen­musik, Schach spielen, Nordic Walking und Ski fahren. Sein Lieblingsplatz ist das Kreuz auf der Herrenflue. Christian ­Saladin ist ein glücklicher Mensch, weil es ihm nie langweilig wird und er ­Befriedigung nicht im Konsum zu suchen braucht. Eine klösterliche Einladung, doch Mönch zu werden, musste er ablehnen, weil er seinen «Orgelfreunden» treu bleiben will. Man wünscht sich, es gäbe mehr solch wahrhaft glücklicher Menschen. Die Welt wäre friedlicher und weniger hektisch.

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