Das Kloster und das liebe Geld
Das Kloster Mariastein wird neu von einer Aktiengesellschaft geführt, das Vermögen bleibt im Besitz der Mönche.

Was würde mit dem Kloster Mariastein und seinen vielen Liegenschaften passieren, wenn sich die klösterliche Gemeinschaft auflöst? Es gebe verschiedene Antworten auf diese theoretische Frage. Das Vermögen könnte in Abstimmung mit den zuständigen Organen der Kirche auf ein anderes Benediktinerkloster übertragen werden, sagt Jurist Thomas Ziegler. Er ist Verwaltungsratspräsident der im letzten Jahr gegründeten Maria-stein Betriebs AG. Diese ist verantwortlich für den Erhalt des ihr übertragenen Vermögens des Klosters, zumindest in den wirtschaftlichen Belangen. «Das Aktienkapital ist und bleibt im alleinigen Eigentum des Klosters Mariastein als öffentliche Körperschaft kantonalen Rechts, und diese setzt sich aus Benediktinermönchen zusammen», so Ziegler. Die Mindestzahl liege bei einem Mönch — die Generalversammlung der Mariastein Betriebs AG zum Beispiel besteht nur aus einem Vertreter der Klostergemeinschaft, dafür beauftragt ist der Abt.
Aktuell gibt es im Kloster Mariastein noch über ein Dutzend Mönche. Die meisten sind aber im Rentenalter und teilweise auch auf Unterstützung angewiesen. Die Gemeinschaft hatte sich bereits vor einigen Jahren der Zukunftsfrage angenommen und das Projekt «Aufbruch ins Weite» initiiert. Daraus ergab sich die Gründung der Mariastein Betriebs AG, deren Aufgabe es nun sei, das ihr anvertraute Vermögen zu verwalten und das Kloster und dessen Mission finanziell am Leben zu erhalten, erklärt Ziegler. Er sei aus persönlicher Verbundenheit mit den Benediktinern zu seinem Mandat gekommen und er verstehe seine Aufgabe als Engagement für die gute Sache. «Ich bin in einem Benediktinerkloster zur Schule gegangen», hält Ziegler im Gespräch mit dieser Zeitung fest.
Die Mariastein Betriebs AG entstand aus der Fusion der drei Aktiengesellschaften Hofgut Mariastein, Beneficentia und Hotel Restaurant Post. Der Verwaltungsrat setzt sich zusammen aus Thomas Ziegler, Anwalt und Oekonom, Ludwig + Partner AG, Grellingen, als Präsident; Abt Peter von Sury als Vertreter des Benediktinerklosters; Johann Rudolf Meier, Hotelier, BeRest Gruppe, Basel; Theo Seckinger, Jurist und Unternehmer, Riehen, und Susanne Winkler, Finanz- und Nachhaltigkeitsexpertin, Inhaberin Consilium Winkler, Binningen. Geschäftsführer ist Florian Dolder.
Die Mönche benötigten in der Vergangenheit für Betrieb und Unterhalt pro Jahr rund vier Millionen Franken. «Diese Summe muss das Kloster selber erwirtschaften, es erhält keine Kirchensteuern», heisst es seitens des Klosters. Zudem sind die konzeptionellen Änderungen mit grossen Investitionen verbunden — dafür braucht es eine Immobilienbewirtschaftung, die Gewinne abwirft. «Die Erträge, welche die Mariastein Betriebs AG in Zukunft erwirtschaftet, kommen vollumfänglich dem Kloster zugute», stellt Ziegler klar.
Das neue Konzept sieht vor, dass die Hotel- und Gastrobetriebe nicht mehr verpachtet, sondern vom Kloster geführt werden und zwar im Auftragsverhältnis. Dafür auserkoren wurde die BeRest Gruppe von Johann Rudolf Meier: «In Mariastein begegnen sich Tradition und Innovation, Stille und Spiritualität, Kultur und Natur, hierher kommen jährlich 250000 Personen aus aller Herren Länder.»
Es geht um das Hotel Kreuz und das Restaurant Post, aber auch um den Gästebereich im Kloster mit dem Gertrudishaus und der alten Abtei. Das Klosterhotel Kreuz, als Pilgerherberge im 17. Jahrhundert erbaut, wurde bisher als Seminarhotel mit Tagungsräumen für bis zu 190 Personen geführt. Es verfügt über 36 Hotelzimmer im Alt- und zwölf im Neubau.
Die alte Abtei und das Gertrudishaus liegen auf dem Klosterareal, bieten 20 Zimmer und wurden bisher von einem Pater mit Unterstützung von Mitarbeiterinnen betreut.
Das Restaurant Post am Klosterplatz — aus dem 18. Jahrhundert — soll komplett erneuert werden. Die Bauarbeiten starten ab August 2025 und dauern voraussichtlich bis Ende 2026. In dieser Zeit soll auch die seit langem geplante Neugestaltung des Klosterplatzes realisiert werden. Dieser schlägt mit über sechs Millionen Franken zu Buche und wird vom Kanton Solothurn mit 2,4 Millionen Franken unterstützt.
Wie das Gesamtkonzept im Detail aussieht, wie man die Übernachtungen steigern und den Gästebetrieb weiter ankurbeln will, bleibt vorerst das Geheimnis des Klosters Mariastein. Nach den Details gefragt, verweist Johann Rudolf Meier an den Medienverantwortlichen des Klosters. Mariano Tschuor bittet um Geduld: «Zu Beginn eines neuen Jahres ist es klosterüblich, sich in Ruhe und Stille zu sammeln, Gespräche in der Mönchsgemeinschaft zu führen und die vor uns liegende Zeit im Betrieb sorgfältig und klug zu planen». Laut Ziegler bleiben die Seelsorge und die Wallfahrt im Aufgabenbereich der Klostergemeinschaft.
Durch die Neuausrichtung hat das Kloster Mariastein die Verträge mit dem Familienbetrieb Thommen Gastronomie AG und der Pension Le Cocon Ayurveda beendet. «Unsere Unternehmung stand ebenfalls vor Veränderungen, die Kündigung des Pachtvertrages war auch in unserem Sinn», erklärt Geschäftsführer Beat Thommen auf Anfrage dieser Zeitung. Der Standort Maria-stein habe durchaus Potenzial, meint Thommen.
Härter trifft es die Betreiber der Pension Le Cocon. Sie sind nun auf der Suche nach einer Alternative. Ob sie im Schwarzbubenland bleiben werden, sei noch offen. Es sei nicht leicht, neue Räumlichkeiten zu finden, geben sie zu bedenken. Bis im März sei Le Cocon noch in Mariastein.
Zu den Übernachtungszahlen könne er nichts sagen, darüber führe man keine Statistik, sagt Marcel Schenker von Tourismus Schwarzbubenland. Mariastein sei im E-Bike Land Nordwestschweiz eine wichtige Destination und die Ladestation beim Klosterplatz werde rege genutzt und soll in Betrieb bleiben. «Wir suchen mit den touristischen Leistungsträgern jeweils eine projektbezogene Zusammenarbeit», erklärt Schenker. In Mariastein sei einiges in Bewegung, und der Geschäftsführer der Mariastein Betriebs AG, Florian Dolder, sei auch im Forum Schwarzbubenland in der Arbeitsgruppe Tourismus vertreten.