Das Geheimnis dieser Tage wurde intensiviert

Der Zugang zur Gnadenkappelle ist den Menschen wegen der Corona-Krise verwehrt. Die Gottesdienste fanden in Mariastein ohne Publikum statt, die Worte wurden aber in die Wohnzimmer übertragen – und die Kerzenlichter vor dem Gnadenbild können entfacht werden.

<em>Aussergewöhnlich: </em>Die Klosterkirche Mariastein blieb dieses Jahr über Ostern beinahe leer. Foto: Bea Asper
<em>Aussergewöhnlich: </em>Die Klosterkirche Mariastein blieb dieses Jahr über Ostern beinahe leer. Foto: Bea Asper

Seit Wochen halten Angst und Schrecken die Schweiz, die ganze Welt in Atem. Fragen zum Leben, dem Tod und dem Gottvertrauen rückten ins Zentrum, und der Geschäftsalltag wurde für eine Zeit aus unserem Leben verbannt. Wer Trost sucht am Kraftort Mariastein, nimmt enttäuscht zur Kenntnis, dass der Gang – die 59 Treppenstufen hinunter – in die Gnadenkapelle verschlossen ist. Die Wallfahrt fiel der Corona-Krise mit ihrem Verbot für Publikumsverkehr zum Opfer. «Für unseren Wallfahrtsort bedeutet diese Zeit, in der das Herzstück, die Gnadenkapelle, geschlossen ist, auch eine existenzielle Herausforderung, sind wir doch auf die Zuwendungen aus der Wallfahrt angewiesen», hält Abt Peter von Sury in einem offenen Schreiben fest. «Doch: «Mit diesem Brief zeigen wir Ihnen, dass wir Sie nicht vergessen: Unser Beten und Feiern bekommt damit einen innigeren und tieferen Sinn und Inhalt, weil wir wissen, dass viele Menschen auf unsere Anteilnahme und unser Mitfühlen und Gedenken vertrauen.» Ausserdem teilte die klösterliche Gemeinschaft mit: «Jeden Abend haben wir in der Josefskapelle stille eucharistische Anbetung. Vor dem Segen singen wir: ‹Parce, Domine, parce populo tuo, ne in aeternum irascaris nobis – Verschone uns Herr, verschone dein Volk, in Ewigkeit zürne uns nicht.› Dieser alte gregorianische Bittruf um Verschonung begleitet uns durch die Fastenzeit und gewinnt dieses Jahr eine ganz neue Bedeutung angesichts der Bedrohung der ganzen Menschheit durch ein Virus, dem gegenüber wir vorerst machtlos sind.»

Die Tage des Todes und der Auferstehung Jesu musste die Gemeinschaft im Rahmen der staatlichen und kirchlichen Vorschriften in bescheidener Weise – hinter verschlossenen Kirchentüren begehen. «Das schmerzt uns, gehören doch vor allem die Gottesdienste am Karfreitag und am Ostersonntag zu den am besten besuchten Gottesdiensten des Jahres», gab von Sury zu bedenken. Ostern wurde trotzdem gefeiert. Das Geheimnis dieser Tage sei vielleicht intensiviert worden durch den Schmerz, «dass wir nicht in gewohnter Weise feiern konnten». Gemäss Bibel ist das Leben eine Gabe Gottes. Menschen sind seine Geschöpfe, im Mutterleib gebildet. Was sie in der Zeit, die ihnen gegeben ist, aus dieser Leihgabe machen, gilt als Hausaufgabe, die oft auf die lange Bank geschoben wird. Manchmal zwingt ein erschütterndes Ereignis, das Verdrängte nachzuholen. Prediger meinen, klüger wäre es, sich rechtzeitig mit seiner Endlichkeit auseinanderzusetzen. Niemand kann vor dem Tod fliehen.

Die Worte der Benediktiner erreichten die Menschen auf jeden Fall. Radio DRS2 übertrug den Gottesdienst vom Ostersonntag. Dabei richtete sich Abt Peter von Sury auch an die Kinder, symbolisch mit der Tagwache in einem Klassenlager. «Ich weiss, manchmal haben wir Mühe mit dem Aufstehen, Aufwachen – und der Auferstehung.» Beinahe unglaublich, wie jetzt die Sache mit dem Coronavirus, und doch so real. «Jesus, der Auferstandene ist in unserer Mitte.» Er stehe für das Lebens in alle Ewigkeit.

Ganz verschlossen blieben die Kirchentüren in Mariastein aber nicht, tagsüber durften die Menschen (je drei pro Kirchenbankreihe) zum stillen Gebet einkehren und Trost finden vor dem Gnadenbild, das nun auf dem linken Seitenaltar steht. «Dort können Sie auch weiterhin bei der lächelnden Madonna von Mariastein ein Opferlichtlein anzünden, denn an Gebetsanliegen fehlt es in der jetzigen Zeit nicht», heisst es. Wer die Krise nutzt, neue Wege zu gehen, ist in Mariastein willkommen. Die Mönche haben auch einen Informationstag geplant zum Lebenskonzept Kloster, voraussichtlich laden sie am 20. Juni und am 5. September zu einem Tag im Kloster ein. «Im Projekt Genius loci: typisch Mariastein – typisch benediktinisch» erfahren Sie mehr über das Lebenskonzept Kloster.»

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