Bindeglied zwischen Kloster und Gesellschaft
Der Verein «Freunde des Klosters Mariastein» feierte in einem Festakt sein 50-jähriges Bestehen. Ständeratspräsidentin Eva Herzog würdigte das Wirken des Vereins, plädierte aber auch für mehr Mitspracherecht der Frauen in der katholischen Kirche.
Viel Prominenz war vertreten am Festakt in der Basilika von Mariastein. Abt Peter von Sury würdigte die enge Verbundenheit des Vereins «Freunde des Klosters Mariastein» in der jüngeren Geschichte des Klosters. So habe der Verein jüngst die Restaurierung des Hochaltars aus dem Jahre 1680, damals gestiftet vom französischen Sonnenkönig Louis XIV., finanziert.
Glenn Steiger, der junge Präsident des Vereins, betonte, dass man nicht den Vorstand des Vereins feiern wolle, sondern alle, die zum Gedeihen des Vereins mit seinen rund 2200 Mitgliedern beitragen. Viele Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hätten seit 1953 dazu beigetragen, dass das Kloster Anfang der 70er-Jahre wieder hergestellt wurde. Unmittelbar danach, im Jahr 1974, wurde der Verein gegründet. Seither haben die Mitglieder über drei Millionen Franken für die Erhaltung des Klosters aufgebracht. Das Kloster stehe vor grossen Herausforderungen, weil die Zahl der Mönche ebenso abnehme wie jene der aktiven Gläubigen. Doch man habe die Herausforderung angenommen und mit der Projektgruppe «Mariastein 2025» die Zukunft des Klosters als Kraftort und Begegnungszentrum in die Wege geleitet.
Mariastein als Kraftort erhalten
Ständeratspräsidentin Eva Herzog, deren Mutter aus Metzerlen stammte, verwies auf glückliche Ferienwochen in der Nähe des Klosters. Bei einer näheren Betrachtung der Fassade und des Kirchenraums habe sie mehrere bedeutende katholische Frauenfiguren entdeckt: Scholastika, Gertrud, Elisabeth von Thüringen — und natürlich Maria. Sie habe sich gefragt: «Habe ich mich verirrt? Bin ich in einem Frauenkloster gelandet?» Das sei zwar nicht der Fall, aber es zeige, dass Frauen in der Kirche «schon immer eine wichtige Rolle gespielt haben». Es stelle sich nun die Frage, welche Rolle den Frauen in der Zukunft der Kirche zukomme. Solange die Frauen in der Kirche nicht in allen Diensten und Ämtern vertreten seien, «haben wir es mit einer defizitären Kirche zu tun.» Herzog stellte denn auch fest, dass ohne die tatkräftige Unterstützung der Frauen die katholische Kirche schon heute nicht mehr lebensfähig wäre.
Sie würdigte, wie schon Steiger, das Wirken der Mönche beim Wiederauf-bau nach ihrer Rückkehr, aber auch die Verdienste Aussenstehender, Frauen wie Männer, welche die Mönche seither ideell und finanziell unterstützt haben. Auch sie hegt grosse Hoffnungen in das Projekt «Mariastein 2025», dessen Patronatskomitee sie selber angehört. Herzog hat bei ihren Radtouren nach Mariastein immer wieder festgestellt, «wie viel Mariastein so vielen Menschen bedeutet». Mariastein müsse eine Zukunft haben, in der Wallfahrt und Seelsorge, in der Kultur und Infrastruktur, aber auch als Kraftort und Ort der Erholung.
Enge Verbundenheit mit dem Kloster
Seine Verbundenheit mit dem Kloster betonte auch Regierungsrat Remo Ankli, der direkt unter dem Ursprungsort des Klosters in Beinwil wohnt. Die Beziehungen des Kantons zum Kloster seien zwar nicht immer gut gewesen. Heute jedoch seien sie gut: «Der Kanton unterstützt eine Institution, die wichtig ist für diesen Kanton», betonte er.
Evelyne Borer, Synodalpräsidentin der evangelisch-reformierten Landeskirche der Schweiz, würdigte in ihrer Ansprache, dass man sich unter den christlichen Kirchen verstärkt auf die Gemeinsamkeiten konzentriere: «Es gibt inzwischen viele ökumenische Gottesdienste und andere ökumenische Anlässe.» Von der guten Zusammenarbeit der Konfessionen zeuge auch die ökumenische Kirche in Flüh, die erst kürzlich ebenfalls ihr 50-jähriges Bestehen feiern konnte.
Nebst diesen anregenden Ansprachen in der Basilika und im Festzelt im Klostergarten gab es eine breite musikalische Umrahmung. Diese bestritten das Frauenquartett Räbefäger und die 99er Alphorngruppe aus Therwil. Lisa Christ, Spoken-Word-Artistin und Autorin, sorgte mit ihrem ebenso witzigen wie zum Denken anregenden Beitrag für humorvolle Momente. Zu Beginn ihres Auftritts versprach sie, sich zu bemühen, «dem Auftrag und meinem Namen gerecht zu werden. Ihr Beitrag, eigens für den Anlass geschrieben, drehte sich um den Glauben: «Glaubsch a Götter – oder a Gott?», fragte sie, aber auch: «Wie entscheidest du, welchen Glauben du glaubst?» Fragen, die weit über den Jubiläumstag nachwirken dürften.
Vor dem Festakt hatte der Verein seine Jubiläums-Generalversammlung im Restaurant Post abgehalten. Mit Genugtuung stellte Präsident Glenn Steiger fest, dass über 280 Mitglieder gekommen seien, wo man doch nur mit 140 gerechnet habe. Die statutarischen Geschäfte wurden einstimmig genehmigt. Neu in den Vorstand gewählt wurden Matthias Effner (Weil am Rhein) und Annette Jäggi (Basel). Sie ersetzen Hermann Flensberg und Jakub Václavek.