«Stellen Sie Ihren Groll vor die Tür!»
Am diesjährigen Wirtschaftsforum Birseck konnte man erfahren, was Reiten und Unternehmensführung miteinander zu tun haben.
Fehler eines Unternehmens sind Fehler des Chefs. So lautet sinngemäss das Fazit des Referates von Gesellschaftsberater und Autor Bernd Osterhammel, den die FDP Reinach anlässlich des Wirtschaftsforums Birseck am Mittwoch vergangener Woche in die Räumlichkeiten der Endress und Hauser AG eingeladen hatte.
Die neuste Ausgabe des von der FDP Reinach gegründeten Anlasses stand in diesem Jahr unter dem Titel «Wissen und Werte – Grundvoraussetzungen für nachhaltigen Erfolg.» Wer an diesem Abend simple Regeln erwartet hatte, wie Unternehmer ihre Mitarbeitenden zu Höchstleistungen antreiben, wurde eines Besseren belehrt – denn der Erfolg beginnt «mit der Schöpferkraft des Unternehmers selbst», so Referent Osterhammel. Der Deutsche hat nicht nur 25 Jahre Erfahrung in der Führung eines Unternehmens, er ist seit 50 Jahren auch ein begeisterter «Reiter und Pferdeflüsterer». Die Arbeit mit dem Pferd hat Osterhammel dazu gebracht, mehr über Unternehmensführung nachzudenken: «Ein Pferd reagiert immer sofort. Es spürt, ob sich der Reiter seiner Sache sicher ist oder nicht.» So ist es auch in der Wirtschaftswelt: «Ein Unternehmen, das schlecht geführt wird, bekommt irgendwann Schwierigkeiten. Nur dauert es länger, bis man es merkt.» Das Pferd ist somit ideales Mittel, Führungsqualitäten zu prüfen. Über zehn Jahre berät Osterhammel Unternehmer und Interessierte. Sein Buch «Pferdeflüstern für Manager» wurde zu einem Wirtschaftsbestseller.
Auch die Liebe spielt eine Rolle
Osterhammel ist ein guter Geschichtenerzähler. Mit Witz, Dramaturgie und Beispielen aus seinem Privatleben vermochte er den grossen Teil des Publikums zu fesseln – und dies, obwohl er seine Redezeit grosszügig überzog. Dabei stiess er in Bereiche vor, die man bei einem Wirtschaftsforum nicht erwarten würde – sogar von Liebe und Sexualität war die Rede: «Ich habe schon Unternehmer beraten, bei denen zum Vorschein kam, dass in eben diesem Bereich etwas nicht in Ordnung war.» Auch intime Themen gehören nicht verdrängt, sondern auf den Tisch. «Wenn ich mich frei mache von unnötigen Belastungen, kann ich mein Unternehmen gut führen», so Osterhammel. Die Menschen verschwendeten zu viel Zeit und Energie für negative Gedanken. Ein erfolgreicher und freier Mensch müsse sich davon lösen: «Schauen Sie Ihrem Groll ins Gesicht, stellen Sie ihn aber dann vor die Tür!»
Nach dem Referat hatte das Publikum Gelegenheit, Bernd Osterhammel Fragen zu stellen. FDP-Gemeinderat Melchior Buchs, der die Schlussrunde moderierte, wollte wissen, warum sich denn nicht alle Menschen so beispielhaft verhielten. Osterhammel dazu: «Negative Gedanken und Muster schleichen sich im Laufe eines Lebens ein. Es braucht Zeit, bis wir uns dessen bewusst werden.»
