Eine spannende Zeitreise

Weit spannt Franz Wirth mit seiner «Erkundigungsfahrt durch die Kirchengeschichte einer Birsecker Gemeinde» den Bogen.

Mit dem Autor Franz Wirth (Mitte) freuen sich (v. l.) Fredi Kilchherr, Bruno Hiltmann und Bianca Maag über die erfolgreiche Herausgabe der Jubiläumsschrift.  Foto: Heiner Leuthardt
Mit dem Autor Franz Wirth (Mitte) freuen sich (v. l.) Fredi Kilchherr, Bruno Hiltmann und Bianca Maag über die erfolgreiche Herausgabe der Jubiläumsschrift. Foto: Heiner Leuthardt

Heiner Leuthardt

Wenn bei der von Franz Wirth verfassten Geschichte über die katholische Kirchgemeinde von Reinach die Rede von weit gespannten Bögen ist, dann ist dies durchaus mehrdeutig zu verstehen. Das ist zugleich eine der Stärken des am vergangenen Freitag im Heimatmuseum vorgestellten Buches «500 Johr im Dorf — Die Pfarrei St. Nikolaus in Reinach BL». Dieses lädt zur «Erkundigungsfahrt durch die Kirchengeschichte einer Birsecker Gemeinde» ein, wie der Autor im Untertitel präzisiert. So spannt er etwa einen Bogen weit zurück in die vorchristliche Zeit mit den ersten Siedlungsspuren, führt behutsam zum Auftreten des Christentums und beschreibt schliesslich Reinach und seine Kirchgemeinde.

Heute ist es kaum mehr nachvollziehbar, dass Reinach und weitere Orte zur Kirchgemeinde Pfeffingen gehörten und man zur Erfüllung seiner Christenpflicht 900 Jahre lang nach Pfeffingen gehen musste. Dort fanden Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in der Dorfkirche St. Martin statt. Weitab von der Mutterkirche wurden die Reinacher mehr schlecht als recht betreut. Durch geschicktes Vorgehen bei den kirchlichen Obrigkeiten, erlangten sie am 8. Dezember 1511 das Recht für einen eigenen Priester, ohne sich aus der Kirchgemeinde Pfeffingen zu lösen.

Ironie der Geschichte
Mit Blick in die Zukunft fragt Franz Wirth, was man von der Vergangenheit lernen könne. «Als Ironie der Geschichte mutet es an, dass die Reinacher Pfarrei St. Nikolaus ausgerechnet ein halbes Jahrtausend nach der Abtrennung von der Grosspfarrei Pfeffingen wieder in eine grössere Seelsorgeeinheit eingegliedert werden soll — allerdings mit andern geografischen Grenzen.» Gegen diese geplanten Pastoraleinheiten gebe es Widerstand, ebenso wie gegen die hierarchisch-männliche Organisation der katholischen Kirche. Auch hier sei kluges Handeln nötig, betonte Franz Wirth bei der Buchvernissage. Der Weg sei durch die Solidarität der Betroffenen und deren klaren Haltung sowie dem Einsatz von Initiativen abgesteckt. Mit diesen werde die Priesterweihe unter anderem auch für verheiratete Männer und Frauen verlangt, um dem Priestermangel zu begegnen und die Kirche zu stärken.

Im Buchhandel erhältlich
Das Beispiel steht für die Offenheit des Autors, der seinen Blick über Grenzen hinweg öffnet, um Hintergründe zu erläutern. Von dort blickt er wieder auf Reinach, zeigt, wie das Dorf mit seiner Kirchgemeinde den religiösen, gesellschaftlichen wie politischen Veränderungen unterworfen war und sich behauptete. Franz Wirth legt ein spannendes Buch vor, das in leicht lesbarer Sprache von Geschichte und Geschichten berichtet, die nicht nur Reinacher ansprechen. Das Buch ist bei der Kirchgemeinde und im Buchhandel für 15 Franken erhältlich.

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