Schüler findet 6000 Jahre alte Speerspitze

Der 10-jährige Julian aus Münchenstein hat einen Lampenberger Silex am Flussufer der Birs gefunden. Das Fundstück hat er zur Kantonsarchäologie Baselland gebracht.

Der Fund: eine Speerspitze aus Silex.

Der Fund: eine Speerspitze aus Silex.

Hat ein Auge für das Besondere: Julian hat gleich erkannt, welche Bedeutung sein Fund hat. Fotos: Fabian Schwarzenbach

Hat ein Auge für das Besondere: Julian hat gleich erkannt, welche Bedeutung sein Fund hat. Fotos: Fabian Schwarzenbach

Julian Dietzi mag Steine und gräbt auch schon mal nach ihnen. Am Münchensteiner Birsufer beim Birshof bringt er einen interessanten Stein zum Vorschein: einen Silex, umgangssprachlich Feuerstein genannt. Es ist aber die Form, die Julian stutzig macht. Denn in der Schule hat sich seine Klasse mit der Steinzeit befasst. Das Fundstück sieht der in seinem Heft abgebildeten Pfeilspitze sehr ähnlich. Zusammen mit seiner Mutter beginnt der Zehnjährige zu recherchieren. Julian vergleicht Bilder und liest viel über die Hintergründe. Er ist sich sicher: Es muss eine Pfeilspitze sein. Also nimmt er Kontakt mit der Archäologie Baselland auf und meldet seinen Fund. Andreas Fischer, Leiter Archive und Öffentlichkeitsarbeit bei der Kantonsarchäologie Baselland, prüft Julians Angaben daraufhin und bittet den Schüler zu sich ins Büro.

Das Wochenblatt begleitet den Besuch in Liestal. Julian bringt, zusammen mit Mutter und Schwester, den Stein zu Fischer. Der Fachmann begutachtet das Fundstück. «Es ist ein Silex, der höchstwahrscheinlich vom Lampenberg stammt», erklärt er und zeigt Julian andere Fundstücke in einer Übersicht. Der Silex zählt zu den bedeutendsten Werkstoffen der Steinzeit. An einer Stelle bei Lampenberg wurden Tausende Silex-Splitter und halbfertige Werkzeuge gefunden. «Fundstücke aus Lampenberger Silex gibt es in der ganzen Schweiz und auch in Frankreich. Vor allem Beile waren ein richtiger Exportschlager», erklärt er. Beim vorliegenden Exemplar geht der Archäologe aber eher davon aus, dass die Birs den Stein mitgeschwemmt hat. Gleichzeitig legt er einen Knollen Silex auf den Tisch. «Daraus hat man mit einem Schlagstein oder einer Geweihstange ein Stück herausgebrochen und geformt.»

Ein Fundstück abzugeben, ist Pflicht

Silex hat eine Rinde, die abgetragen wird, wie bei einer Kartoffel. An besagtem Stein ist noch ein ganz schmaler Streifen der Rinde zu sehen. Die ausgebrochenen Kanten sind scharf und damit sehr geeignet zum Aufbrechen, Kratzen, Schneiden oder Bohren. Daher wurde der Silex gerne für Werkzeug genutzt. Unter anderem auch für Pfeilspitzen – wie das von Julian gefundene Exemplar. Fischer hat ein Pfeilmodell mitgebracht und zeigt dem wissbegierigen Schüler, wie der Stein am Pfeil, einem langen dünnen Ast, vorne festgemacht wurde. Der Ast wurde leicht eingeschnitten und der Stein dazwischengeklemmt. «Dazu wurde Birkenteer eingekocht, der klebt die Spitze fest.» Am Schluss wurden noch Schnüre darum gewickelt.

Fischer nimmt sich Zeit, dem interessierten Jungen die Zusammenhänge zu erklären. Er ist froh, hat Julian das Fundstück abgegeben. «Es ist Pflicht», mahnt er ans Gesetz und erklärt, dass alle Funde dem jeweiligen Kanton gehören, in dem sie gemacht wurden. Viele Fundstücke würden auch über Plattformen verkauft, was nicht erlaubt sei. «Wir sind auch schon einmal mit der Polizei vorbeigekommen», warnt er. Denn der Handel mit Artefakten ist nach dem Menschen- und Drogenhandel die drittgrösste kriminelle Handelsweise. «So werden auch Terror und Mafia finanziert», so Fischer.

Doch was passiert nun mit Julians Stein? «Der erhält eine Nummer, wird beschriftet, in der Datenbank mit Fundort und Julians Namen als Finder erfasst.» Dann landet er unspektakulär im Depot der Archäologie Baselland. Julian hat insgeheim erhofft, dass der Stein noch mehr Informationen preisgeben würde. «Er ist etwa 6000 Jahre alt», schätzt Fischer. «Viel genauer geht es leider nicht.»

Zum Dank übergibt Fischer Julian eine Postkarte mit einer professionellen Fotografie eines ähnlichen Steines. Dazu allerhand Informationsmaterial zu möglichen archäologischen Ausflügen in der Region, den informativen Jahresbericht sowie ein Buch über die 50 schönsten Funde. Julian strahlt. Er wird sicher auch seine nächsten Steinfunde genaustens analysieren.

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