Permagarten statt Steinwüste – wie eine Chemikerin zu einem Blog über «verlokalisierte» Rezepte kam

Claudia Niederhauser ruft in ihrem Blog «Campo Clau» zur Selbstversorgung mit Genuss auf. Zu ihren Rezepten inspiriert sie ihr Permagarten am Reinacher Rebberg.

Saisonal, lokal: Claudia Niederhauser begutachtet die Beeren in ihrem Garten.Foto: zvg
Saisonal, lokal: Claudia Niederhauser begutachtet die Beeren in ihrem Garten. Foto: zvg

Schmetterlinge – einer nach dem anderen fliegt die Stufen zum Haus am Reinacher Rebberg hinunter. Die Türe steht weit offen. Claudia Niederhauser empfängt uns mit sprudelndem Mineral – das Wasser schmeckt leicht nach Beeren. «Die stammen aus meinem Garten», sagt die Reinacherin und führt uns über die weiche Erde unter die Terrasse des Familienhauses.

Der steile Hang ist mit Holztreppen erschlossen, es wächst und blüht, wohin man blickt. «Das war nicht immer so», räumt Niederhauser ein. Die gebürtige Kolumbianerin zog vor zwanzig Jahren mit ihren drei Kindern nach Reinach. Niederhauser, gelernte Chemikerin, und ihr Mann, ein Biologe, bauten ihr Familienhaus auf einer brombeerüberwachsenen Parzelle. Damals habe die Familie das steile Gelände mit wenig Aufwand nutzbar machen wollen und hinter dem Haus eine einfache Terrasse angelegt.

Alles andere sei so bepflanzt worden, dass möglichst wenig Pflege nötig sei. Die sei schon wegen der Zugänglichkeit aufwendig und schwierig. Mit der Zeit habe sie im Garten Problemzonen in Form von Erosion und trockenen Ecken bemerkt. «Ausserdem fehlten mir Früchte, Kräuter und Blüten. Und ich wollte einen lebendigen gesunden Garten, der Tiere und Insekten anzieht und mir Raum zur Erholung bietet», sagt Niederhauser, die aus einer naturbezogenen Familie stammt. «Bei uns wurde schon immer gern gegärtnert und gegessen.» Bereits als Kind habe sie die Freude vom Verspeisen von selbst geerntetem Obst, Gemüse oder gesammelten Pilzen und Muscheln erlebt. Als Naturwissenschafterin sei sie an den Abläufen in der Natur sehr interessiert.

Permakultur statt Steinwüste

Niederhauser setzte sich daraufhin in Verbindung mit einem auf Permakultur spezialisierten Gärtner. Permakultur beschreibe ein nachhaltiges Konzept, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu ­beobachten und nachzuahmen, sagt Nieder­hauser. Und: «Die Permakultur sucht dauerhafte Lösungen.»

Mit dem «Perma»-Gärtner habe sie die Idee entwickelt, den Hang mit Benjes­hecken, also Totholzhecken, zu stabilisieren und zu regenerieren. Die trockensten Teile habe er ummodelliert und sie mit genügsamen Beeren und farbigen, insektenfreundlichen Blumen bepflanzt.

«Das war vor eineinhalb Jahren», sagt Niederhauser. Jetzt gelte es, zu beobachten und anzupassen. Die Benjeshecken haben sich bewährt. Der Garten sei zu einem wunderbaren Rückzugsort für sie und viele Vögel und Insekten geworden. «Kräuter und Blüten kann ich in grossen Mengen ernten, so dass auch der Tee­vorrat für den Winter gesichert ist», sagt Niederhauser, die auch während unseres Gesprächs immer wieder auf Beeren oder vorbeifliegende Insekten zeigt.

Kräuterspumantes und Brotrezepte

Vor wenigen Jahren habe sie begonnen, ihre Faszination für Genuss, Gesundheit und Unabhängigkeit in ihrem Blog «Campo Clau» festzuhalten. Das Wort Campo sei aus dem Spanischen geborgt – Campo könne neben Landgut oder Feld auch Landschaft bedeuten. «Mein Campo ist die Landwirtschaft und die Natur, in der ich mich bewege. Und Clau ist die Abkürzung von meinem Vornamen.» Ursprünglich sollten so Familienrezepte für Freunde und Familie zugänglich gemacht werden. Mit der Zeit habe sie begonnen, auch über Kräuter und Wildpflanzen zu schreiben. «Diese Themen interessieren mich sehr, weil ich gerne experimentiere, koche, fotografiere und schreibe.»

In ihrem Blog finden sich keine gewöhnlichen Rezepte, vielmehr kreative Anleitungen, wie aus dem gekocht wird, was einem zur Verfügung steht. Darunter auch «Tantis Anggezopf», ein todsicheres Vegi-Rezept oder schnelle Leckerli. Zu einigen Brotrezepten habe sie der Holzofen in Reinach inspiriert.

«Meine Spezialität sind aber Kräuterspumantes«, sagt sie. Das seien mit wilden Hefen fermentierte Getränke aus Blüten und Kräutern. «Ich nenne sie ‹Wyy›, obwohl sie kaum Alkohol enthalten.» Zwei dieser Rezepte, nämlich Rose und Holunder, finden sich auf der Titelseite des Blogs.

campoclau.com

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