«Ohne Natur gehen wir kaputt»
Zu seinem 80‑jährigen Bestehen pflanzt der Natur- und Vogelschutzverein Dornach 80 Bäume rund um die Aktiengrube. Zuerst steigt aber am Samstag ein grosses Jubiläumsfest.

«Ich hoffe, unsere Hingabe für die Natur kommt rüber», meint Gerhard Christofori, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Dornach, schmunzelnd. Für das Treffen mit dem Journalisten hat er einen Ort am Rand des Weges, der schräg gegenüber der Rudolf-Steiner-Schule Birseck von der Strasse abzweigt und in Richtung Wald sticht, ausgesucht. Der Wegrand ist mit Panzersteinen gesäumt: In Dornach und Umgebung stehen fast 200 solcher Steine, die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen. Ihre militärische Funktion haben sie verloren, sie stehen jedoch als Zeitzeugen unter Schutz. Die Panzersteine entlang des Feldweges bilden eine lange Reihe, die landwirtschaftlich nicht genutzt werden kann. «Im Verlauf der Jahre haben sich deshalb geschützte Lebensräume und Verbindungswege für Kleintiere entwickelt», erklärt der Vereinspräsident.
Als die Armee die Panzersteine 2020 günstig zum Verkauf anbot, nutzte der Natur- und Vogelschutzverein Dornach die Chance, dieses Land zu naturnahen Strauchhecken aufzuwerten. Erzählen Gerhard Christofori wie seine Vorstandskolleginnen und Vorstandskollegen von den Projekten des Vereins, wird deutlich, wie umfangreich dessen Arbeit ist. «Das liegt auch daran, dass wir hier in Dornach eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Naturräume haben», sagt Christofori.
Im laufenden Jahr feiert der Natur- und Vogelschutzverein Dornach sein 80‑jähriges Bestehen. Der Vorstand hat deshalb über das Jubiläumsjahr ein spezielles Programm gestaltet, etwa mit Vorträgen zu Themen wie Fledermausschutz oder Insekten oder einem Naturschutztag im Oktober, bei welchem passend zum Jubiläum 80 Bäume im Wald gepflanzt werden.
Als Naturschutz noch kaum ein Thema war
1945 gründete eine kleine Gruppe von Naturfreunden den Verein für Vogelschutz und Vogelfreunde Dornach. Weder Umwelt- noch Tierschutz waren in jener Zeit ein viel beachtetes Thema: In Dornach wurden Abfälle im Gigersloch deponiert, das Abwasser wurde ungereinigt in Bäche und Flüsse geleitet. Die Dornacher Naturfreunde machten sich aber schon damals dafür stark, den Naturraum zu schützen: Ein erstes Projekt war es, in der Aktiengrube – ein alter Steinbruch, in welchem ab 1900 Kalkstein abgebaut wurde – ein Naturreservat zu etablieren. Die Tier- und Pflanzenwelt im Grubengebiet war aussergewöhnlich vielfältig, seltene Arten fanden dort ihren Lebensraum – 84 Hummel- und 6 Fliegenorchideen, die Juraviper, die Glattnatter und die Ringelnatter waren dort zu finden.
1953 wurde zwischen der Bürgergemeinde und dem Verein ein Pachtvertrag abgeschlossen. Erst 1994 wurde die Grube für die Dauer von 99 Jahren unter kantonalen Schutz gestellt. 2020 wurden mittels Soundmeter während drei Wochen Tierstimmen aufgenommen. Nebst verschiedenen Eulen waren jede Nacht unzählige «Glögglifrösche» – Geburtshelferkröten – zu hören. Heute ist die Aktiengrube ein Naturreservat des Kantons Solothurn. Das Gebiet um die Aktiengrube ist auch der Ort, an dem der Verein im Oktober die 80 Bäume pflanzen wird.
Laichgewässer und Hochstauden
Werner Schneider, im Vorstand zuständig für Landschaftspflege, kommt noch auf ein anderes Projekt zu sprechen: Für das Naturschutzgebiet Lolibachtal hat der Verein 2022 ein Aufwertungskonzept in Auftrag gegeben – Laichgewässer, Hochstaudenfluren, Waldränder und die Kalkfelsen-Vegetation sollen aufgewertet werden. «Dort gibt es eine seltene Feuchtwiese, die jedes Jahr mit der Sense gemäht werden muss», erzählt er. Viele Projekte benötigten aber eine permanente Pflege – mit einer einmaligen Aktion sei es nicht getan. «Deshalb haben wir eine Whatsapp-Gruppe, bei der sich Freiwillige für spontane Arbeiten melden können», sagt Schneider. Elf Personen wirken im Vorstand des Vereins mit und ihnen allen ist der Naturschutz ein grosses Anliegen: «Ohne Natur gehen wir kaputt», sagt Angelika Christofori, im Vorstand zuständig für das Ressort Gemeinschaft. Viele Menschen hätten den Bezug zur Natur verloren. «Mit unserer Arbeit können wir dies ändern.» Allerdings treffe der Natur- und Vogelschutzverein heutzutage auf mehr Wohlwollen, als dies früher der Fall gewesen sei.
Der Natur- und Vogelschutzverein Dornach feiert sein 80‑jähriges Bestehen am kommenden Samstag ab 17.30 Uhr mit einem grossen Jubiläumsfest im Treff 12 an der Weidenstrasse. «Es ist der Höhepunkt unseres Jubiläumsjahres», sagt Christofori.