Neues Waldgesetz versetzt Mountainbike-Szene in Aufruhr

Im Kanton Solothurn soll das Waldgesetz revidiert werden. Gemäss aktueller Fassung würde das Mountainbiken ­stärker reglementiert und auf gewissen Wegen ­verboten werden.

Was eigentlich harmlos tönt, versetzt die Mountainbike-Szene in Aufruhr. Im Kanton Solothurn soll das bestehende Waldgesetz einer Totalrevision unterzogen werden. Weil mit dem Gempen sich ein bei Mountainbikern beliebtes Ausflugsziel auf Solothurner Boden befindet, betrifft das neue Gesetz Biker aus der ganzen Region Basel.

Vor dem Hintergrund der stetig steigenden Herausforderungen für die Wälder in der Region in Sachen Klimawandel und immer stärkerer Nutzung als Freizeitort will der Solothurner Regierungsrat das kantonale Waldgesetz erneuern und den veränderten Herausforderungen anpassen. Der Entwurf geht bis Mitte November in die Vernehmlassung. Mit der Totalrevision soll der Regierungsrat mehr Möglichkeiten bekommen, Freizeitaktivitäten, die dem Wald schaden, einzuschränken oder generell zu ver­bieten.

Revierförster kennt beide Seiten

Umstritten ist insbesondere der Paragraf 9. Dieser besagt, dass Fahrradfahren im Wald «abseits von Waldstrassen sowie speziell bezeichneten Wegen» verboten sein soll. Wege, auf denen Fahrradfahren erlaubt bleiben soll, müssen extra dafür gekennzeichnet sein. Wie das wirksam kontrolliert werden soll, bleibt offen. Die Mountainbike-Szene fühlt sich in der Ausarbeitung der Totalrevision zu wenig angehört.

Die Szene wehrt sich unter anderem mit einer Online-Petition gegen das neue Waldgesetz. Bis am Montagmittag sind über 10000 Unterschriften zusammengekommen. Es sei nicht die Idee, das Biken zu verbieten, sagt Roger Zimmermann, Revierförster beim Forstrevier Dorneckberg, zu dem auch Gempen ­gehört. Zimmermann ist selber aktiver Mountainbiker und kann die Aufruhr in der Szene bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. «Liest man den Paragrafen aktuell, bekommt man wirklich das Gefühl, dass Biken vielerorts verboten werden soll.» Zimmermann spricht von kommunikativen Missverständnissen und eben einem schlecht formulierten Paragrafen. «Es ist wichtig, dass sich die Biker an der Vernehmlassung beteiligen.»

Die Totalrevision des Waldgesetzes in Sachen Freizeitnutzung der Wälder sei essenziell, um gesetzlich klarere Richtlinien zu haben, betont Zimmermann. Dabei gehe es nicht nur ums Mountainbiken. Die Problematik mit illegal an­gelegten Trails, mit Menschen nachts mit Stirnlampen im Wald – dazu gehören auch Mountainbiker – sei für den Jungwuchs und die Tiere gravierend. Zimmermann fordert von den Mountain­bikern mehr Verständnis für die Waldbesitzer und die Natur. Ein grosses Thema seien Haftungsfragen. «Werden illegal Trails in den Wald geschlagen und passiert darauf ein Unfall, haften wir als Waldbesitzer.» Es dürfe nicht sein, dass die Waldbesitzer für alles im Wald haftbar gemacht werden können.

Es braucht mehr gegenseitige Rücksichtnahme

Für Gempens Gemeindepräsidentin Eleonora Grimbichler ist klar, dass die vorliegende Formulierung nicht umsetzbar wäre. Sie fordert alle Beteiligten auf, sich für das neue Gesetz zu finden. «Sonst ist es von Anfang an zum Scheitern verurteilt.» Grimbichler wünscht sich einen respektvolleren Umgang aller Waldnutzerinnen und Waldnutzer. Gerade auf dem Gempen sei der Nutzungsdruck hoch. Gegenseitige Rücksichtnahme sei notwendig.

Gemäss Rolf Manser, Leiter des kantonalen Amts für Wald, Jagd und Fischerei, sei mit der neuen Regelung mitnichten gemeint, Bikerinnen und Biker aus dem Wald zu verbannen, sondern dass in ­einem gemeinsamen Verfahren mit allen Beteiligten eine von allen getragene Lösung angestrebt wird. Gemäss Manser seien auch andere Kantone daran, ihr Waldgesetz dahingehend anzupassen, dass Bike-Routen abseits von klaren Waldwegen speziell gekennzeichnet sein müssen. Der Solothurner Kantonsförster kann nachvollziehen, dass die Einschränkungen auf Widerstand stossen. «Etwas enttäuscht bin ich darüber, dass der Lösungsvorschlag mit den ‹speziell be­zeichneten Wegen› offenbar nicht richtig angekommen ist.» Die Verantwortlichen beim Kanton würden die Rückmeldungen aus der Vernehmlassung sorgfältig auswerten und wo nötig Anpassungen vornehmen, bestätigt Manser. «Gerade im Bereich Biken sind wir für konstruktive Vorschläge offen. Es ist ein Bereich, in dem sich alle Kantone in der Schweiz die Zähne mehr oder weniger ausbeissen.»

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