Bucher versus Eigenmann versus Mall: Wer kann wie punkten?

Zwei Politikerinnen und ein Politiker wollen in die Baselbieter Regierung. Diese Faktoren werden über Sieg oder Niederlage mitentscheiden.

GLP-Kandidatin: Sabine Bucher.
GLP-Kandidatin: Sabine Bucher.

Nach einer turbulenten Kandidatinnen- und Kandidatenkür beginnen im Baselbiet nun die Vorbereitungen für den Wahlkampf. Neun Wochen bleiben den Parteien, um ihre Vorschläge für den Sitz der abtretenden Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) bekannt zu machen.

Die Ausgangslage ist nicht ganz einfach einzuschätzen: Als Erste von ihrer Partei nominiert wurde Sabine Bucher. Der GLP-Landrätin wurden anfangs nur Aussenseiterchancen zugerechnet. Ihre Aussichten änderten sich allerdings schlagartig, als klar wurde, dass links der Grünliberalen weder die SP noch die Grünen Ansprüche auf den frei werdenden Sitz anmelden. Die bürgerlichen Parteien dagegen waren in den vergangenen Wochen vor allem mit sich selbst beschäftigt. Zeitgleich nominierte die FDP vergangenen Donnerstag Markus Eigenmann für «ihren» Regierungssitz, während die SVP mit Caroline Mall ins Rennen gestiegen ist. Rein rechnerisch ist Bucher damit zur Favoritin emporgestiegen. Die SP hat sich bereits für sie ausgesprochen. Auch bei grossen Teilen der Wählerschaft der Grünen und der EVP dürfte die GLP-Kopräsidentin die Favoritin sein. Nimmt man die Landratswahlen vor zwei Jahren als Grundlage und rechnet die Anteile der Parteien links der Mitte zusammen, kommt Bucher auf ein Potenzial von 48 Prozent, kratzt also knapp am absoluten Mehr. Noch nicht einkalkuliert ist dabei die Wählerschaft der Mitte, die zumindest teilweise ebenfalls zur GLP-Kandidatin tendieren dürfte. Der Freisinn muss insofern schon fast froh sein, dass die SVP mit einer eigenen Kandidatin antritt. Die zusätzliche Mobilisierung erhöht die Chancen, dass beim ersten Wahlgang am 26. Oktober noch keine Entscheidung fällt.

Ein Baselbiet ohne FDP in der Regierung?

Allerdings gibt es neben dieser Milchbüechli-Rechnung noch eine Reihe weiterer Faktoren, die Einfluss aufs Wahlresultat haben werden – etwa die Frage der Konkordanz. Immer wieder war im Baselbiet in der Vergangenheit der Wille der Stimmbevölkerung erkennbar, alle politisch wichtigen Kräfte in die Regierung einzubinden. Dieser Aspekt ist ein Vorteil für Eigenmann. Eine Regierung ohne FDP-Vertretung wäre eine politische Zäsur. In den letzten 80 Jahren stellte der Freisinn immer mindestens einen Regierungsrat, meist sogar zwei. Die Ersatzwahl von Gschwind erhält dadurch eine staatspolitische Dimension, die nicht zu unterschätzen ist. Die Gleichung lässt sich auch umgekehrt aufstellen: Bei einer Wahl der GLP-Kandidatin hätten die drei kleinsten Parteien im Baselbiet mit einer Wählerstärke von gemeinsam nicht einmal 25 Prozent die Mehrheit in der künftigen Regierung. Von den drei grössten Parteien wäre dagegen nur noch die SP im Fünfergremium vertreten. Ein weiterer Faktor spricht dagegen für Bucher: Die frühere Gemeindepräsidentin von Läufelfingen, die mittlerweile in Sissach wohnt, ist die einzige Kandidatin aus dem Oberbaselbiet. Mall (Reinach) und Eigenmann (Arlesheim) sind beide in einer bevölkerungsstarken Agglo-Gemeinde zu Hause – wie auch drei Viertel des restlichen Regierungsrates: Anton Lauber (Allschwil), Kathrin Schweizer und Thomi Jourdan (beide Muttenz).

Natürlich hat das Thema bei Baselbieter Wahlen nicht die gleiche Bedeutung wie bei Bundesratswahlen. Aber gerade bei Fragen wie der Zusammenarbeit mit dem Stadtkanton, dem interkantonalen Finanzausgleich oder der Verteilung der ÖV-Gelder zeigt sich im Baselbiet immer wieder ein politischer Graben zwischen dem Ober- und dem Unterbaselbiet. Wenn da mit Monica Gschwind (Hölstein) eine Stimme aus dem ländlichen Kantonsteil fehlt, kann das einen Unterschied machen.

Zuletzt darf auch die Geschlechterfrage nicht unterschätzt werden: Setzt sich Eigenmann durch, wäre Kathrin Schweizer die einzige Frau im Fünferteam – in den vergangenen zehn Jahren waren es immer deren zwei gewesen. Da die Schnittmenge zwischen Feministinnen und SVP-Wählerinnen relativ klein ist, dürfte diese Ausgangslage wiederum vor allem GLP-Kandidatin Bucher Stimmen bringen.

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