Birstaler im Rennen um Regierungsratssitz
Caroline Mall (SVP, Reinach) und Markus Eigenmann (FDP, Arlesheim) wurden von ihren Parteien für den freiwerdenden Regierungsratssitz nominiert. Der Wahlausgang scheint völlig offen.

Am 26. Oktober kommt es zum Wahlkrimi im Baselbiet. Es geht um den freiwerdenden Sitz von Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP). Mittendrin: Caroline Mall und Markus Eigenmann, beide aus dem Birstal. Mall setzte sich in der SVP-internen Ausmarchung gegen Matthias Liechti aus Rümlingen durch. Eigenmann wurde am Nominationsparteitag vergangene Woche von der FDP der Buusner Gemeindepräsidentin Nadine Jermann und dem Liestaler Stadtpräsidenten Daniel Spinnler vorgezogen.
Die Grünliberalen portieren Landrätin Sabine Bucher aus Sissach für den Regierungsrat. Ihre Kandidatur wird bisher offiziell von der SP unterstützt. Es ist davon auszugehen, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommen wird, der am 30. November stattfinden würde.
Mall mit Erfahrung im Landrat, Eigenmann als Exekutivpolitiker
Eigenmann prägt die Arlesheimer Ortspolitik seit neun Jahren als Gemeindepräsident intern und extern in der Birsstadt und darüber hinaus aktiv mit. Der 54-Jährige ist weniger ein Mann der grossen Worte, gilt dafür in vielen Themenbereichen als dossierfest und kompromissbereit mit klarem liberalem Kompass. Eigenmann hat politische und berufliche Erfahrungen im Führen eines Gremiums und Unternehmens.
Die 58-jährige Kauffrau Caroline Mall kennt den Baselbieter Politbetrieb als langjährige Landrätin (seit 2011) bestens. Auch hat sie sich als Bildungspolitikerin mit zahlreichen Vorstössen, die den Weg in die Gesetzgebung gefunden haben, einen Namen gemacht und parteiübergreifend erfolgreich Allianzen geschmiedet. Bei den Gesamterneuerungswahlen 2024 schaffte sie die Rückkehr in den Reinacher Einwohnerrat.
Im parteiinternen Duell mit Matthias Liechti galt sie gemäss Beobachterinnen und Beobachtern als Vertreterin des rechten SVP-Flügels um Kantonalpräsident Peter Riebli.
Mall hebt ihre Kenntnisse im Bildungsbereich hervor
Zuletzt war das Birstal mit Sabine Pegoraro (FDP, Pfeffingen) in der Regierung vertreten. Ihre Herkunft wollen Mall und Eigenmann nicht überbewerten: «Als Regierungsrat muss man Verständnis für alle Regionen haben. Man arbeitet immer für den ganzen Kanton», sagt Eigenmann. Ähnlich tönt es bei Mall, die die persönliche Eignung und politische Erfahrung der Kandidierenden ins Zentrum stellt: «Für die Bevölkerung sind Transparenz, Fähigkeit, Mut und Erfahrung wichtig. Dazu braucht es einen guten Wahlkampf, um zu überzeugen.»
Caroline Mall will mit ihrer Kandidatur auch Personen abholen, die sich von der Politik generell abgewendet haben, «da viele zu oft von der Politik enttäuscht wurden und nur noch die Faust im Sack machen».
Ihre Stärke in Sachen Bildungspolitik sei, dass sie sich Kenntnisse über viele Jahre hinweg kommunal und kantonal über alle Schulstufen erarbeitet habe sowie in regelmässigem Austausch mit Lehrpersonen, Schulleitungen, Schulräten und Verbänden stehe. Lehrpersonen sollen sich wieder mehr auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können, in dem «unnötige Bürokratie» abgebaut würde, fordert Mall. So würde der Beruf wieder mehr an Attraktivität gewinnen.
«Auch sollen Eltern wieder mehr ihrer Verantwortung nachkommen und eigene Aufgaben nicht an die Schulen delegieren können.» Beim Univertrag mit Basel-Stadt fordert Mall eine fairere Verteilung der Kosten, in die auch andere Kantone und ausländische Studierende stärker miteinbezogen werden.
«Es braucht wieder mehr Dynamik»
Eigenmann würde als Vorsteher der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) den Schulen mehr Autonomie zurückgeben. Generell sieht der Arlesheimer Gemeindepräsident auch in anderen Themenbereichen den Kanton Baselland als zu zentralistisch von Liestal aus organisiert. Eigenmann nimmt beim Kanton seit Jahren einen Stillstand wahr. «Viel geht nicht vorwärts. Es werden Projekte angerissen, die in der Bevölkerung keine Mehrheiten haben. Es braucht wieder mehr Dynamik. Politische Vorhaben müssen wieder vermehrt ins Ziel gebracht und auch umgesetzt werden.» Die zentralistische Organisation des Kantons helfe nicht, dass mehr Agilität aufkommt. Am FDP-Parteitag stellte der Arlesheimer bereits einen Fünfpunkteplan für den Bildungsbereich vor. Den möglichen Nachteil, im Oberbaselbiet weniger bekannt zu sein, möchte Eigenmann mit möglichst vielen persönlichen Kontakten wettmachen. «Ich möchte persönlich verfügbar sein, damit man mich nicht nur aus den Medien kennt.»
Es ist zu spüren: Beide Kandidierenden aus dem Birstal haben sich für die BKSD bereits viele Gedanken gemacht. Mall und Eigenmann betonen aber auch, dass nicht garantiert sei, dass die oder der Neugewählte automatisch die Bildungsdirektion übernehmen wird. Auch finden bereits eineinhalb Jahre nach der Ersatzwahl Gesamterneuerungswahlen statt, bei denen mit weiteren Rücktritten gerechnet wird.