Birsstadt will drohenden Verkehrskollaps verhindern

Das Mobilitätskonzept des Vereins Birsstadt sieht die Förderung des ÖV, des Velo- und Fussverkehrs vor.

Stellte an der GV den Stand der Planungen vor: Nicole Wehrli, Mitarbeiterin der Abteilung Raumplanung der Gemeinde Reinach und Projektleiterin beim Mobilitätskonzept. Foto: Tobias Gfeller
Stellte an der GV den Stand der Planungen vor: Nicole Wehrli, Mitarbeiterin der Abteilung Raumplanung der Gemeinde Reinach und Projektleiterin beim Mobilitätskonzept. Foto: Tobias Gfeller

Das Szenario der Arbeitsgruppe «Regionalplanung», die sich seit zwei Jahren mit dem Mobilitätskonzept für die Birsstadt-Gemeinden beschäftigt, ist unmissverständlich: Steigen Bevölkerungszahl und die Anzahl Arbeitsplätze gemäss Vorhersage an, droht der Birsstadt ein Verkehrskollaps. Das Szenario sieht bis 2040 ein Bevölkerungswachstum von 19 Prozent und ein Wachstum an Arbeitsplätzen von 17 Prozent vor, erklärte Nicole Wehrli. Die Mitarbeiterin der Abteilung Raumplanung der Gemeinde Reinach hat die Projektleitung beim Mobilitätskonzept übernommen und präsentierte am Dienstag an der Generalversammlung des Vereins Birsstadt den aktuellen Stand der Planungen. Gemäss diesen Vorhersagen würde der motorisierte Individualverkehr (MIV) – der aktuell rund die Hälfte aller Mobilitätsbewegungen im Birsstadtgebiet ausmacht – bis 2040 um zehn Prozent steigen, der öffentliche Verkehr um 24 Prozent und der Velo- und Fussverkehr um 29 beziehungsweise 17 Prozent ansteigen. Alleine die zehn Prozent Wachstum beim MIV würden 17000 zusätzliche Bewegungen bedeuten, so Wehrli. «Das ist erheblich und hätte negative Konsequenzen.» Schon heute bestünden aufgrund des Autoverkehrs teilweise Netz- und Knotenüberlastungen und belastete Ortsdurchfahrten. Beim öffentlichen Verkehr gebe es heute schon Kapazitätsengpässe, beim Veloverkehr Gefahrenstellen und Lücken im Netz.

Entwicklungsgebiete gut erschlossen

Das Mobilitätskonzept soll erklären, wie die zunehmende Mobilität gesteuert wird, um auch die Akzeptanz für das Wachstum zu erhöhen. Eine grundsätzliche Frage sei, so Nicole Wehrli, wie sich Trends, die während Corona Fahrt aufgenommen haben – mehr Homeoffice, mehr E-Bikes und weniger öffentlicher Verkehr – entwickeln werden. Um auf mögliche Entwicklungen vorbereitet zu sein, müsse das Mobilitätskonzept möglichst robust ausfallen. Ein spezielles Augenmerk richtet sich auf den Zubringer Dornach an die Autobahn A18. Dafür wurden vier Varianten ausgearbeitet, drei davon mit einer Birsquerung, eine ohne.

Nicole Wehrli sieht unter anderem in der bestehenden ÖV-Struktur und der Autobahn aktuelle Stärken der Birsstadt-Gemeinden, ineffiziente Nutzung von Verkehrsflächen, Fahrzeitverluste im öffentlichen Verkehr, und die Dominanz der Autos auf den Strassen sieht sie als die Schwächen. Gegen Ende ihres Referats stellte sie nochmals klar: «Das Risiko besteht, dass es zum Kollaps des Strassennetzes kommt.» Als Vorteil sieht die Projektleiterin des Mobilitätskonzepts unter anderem die gute Erschliessung der Entwicklungsgebiete. Die Strategie sieht vor, dass der öffentliche Verkehr und der Velo- und Fussverkehr gestärkt werden. Das vorgestellte Konzept liegt aktuell bei den Gemeinden des Vereins Birsstadt und den Kantonen Baselland und Solothurn zur Vernehmlassung. Bis Ende des laufenden Jahres soll es mit sämtlichen gewünschten Anpassungen, Massnahmen, Priorisierungen und Zuständigkeiten vorliegen. Im kommenden Jahr soll auch die Bevölkerung im Rahmen einer öffentlichen Mitwirkung miteinbezogen werden.

Anpassungen beim Finanzausgleich?

An der Generalversammlung des Vereins Birsstadt in Muttenz waren auch die beiden Baselbieter Regierungsräte Kathrin Schweizer (SP) und Anton Lauber (CVP) zu Gast. Als Regierungspräsident hielt Lauber eine kurze Ansprache, in der er verkündete, dass es in Kürze ein Seminar zum Thema Finanzausgleich zwischen den Gemeinden geben werde. Dies laufe unter dem Motto «Chancenausgleich». Die Frage sei, ob sich der heutige Verteilschlüssel bewährt oder Systemanpassungen nötig sind. Auf diese pochen mehrere Gebergemeinden, die sich in einer IG zusammengetan haben, von denen auch einige Mitglied beim Verein Birsstadt sind.

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