«Baukultur ist Lebenskultur»

Auf einem vom Verein Birsstadt organisierten Podium ging man der Frage nach, was Baukultur eigentlich sei. Griffige Ideen brachte die Veranstaltung kaum hervor.

Volles Haus: Das Interesse am Thema Baukultur in der Birsstadt war gross.Foto: Caspar Reimer
Volles Haus: Das Interesse am Thema Baukultur in der Birsstadt war gross.Foto: Caspar Reimer

Die Erwartungen waren hoch beim Anlass unter dem Titel «Baukultur Macht Kapital», zu dem der Verein Birsstadt am Mittwoch vergangener Woche in die Walzhalle auf dem namensgebenden Areal eingeladen hatte. Um ins Thema einzuführen, stellte Moderator Patrick Marcolli, Chefredaktor bz Basel, die Frage in den Raum, was überhaupt Baukultur sei. «Gute Baukultur ist Lebenskultur», proklamierte Hans-Peter Bauer, Verwaltungsratspräsident der Swiss Finance and Property Group, seit 2017 Besitzerin des Walzwerkareals, der als einer von vier Vertretern bekannter Areale im Gebiet der Birsstadt auf das Podium eingeladen worden war.

Ganz ähnlich klang es bei Hans-Jörg Fankhauser, Arealentwickler Uptown Basel: «Baukultur ist Erlebniskultur.» Und er führte aus, dass ein Areal, welches den «wahrscheinlich schnellsten Quantenrechner der Welt» beherbergt, zwar auf Sicherheit achten müsse, man aber trotzdem von überall auf der Welt nach Arlesheim kommen könne, um das Uptown zu besuchen – wer schon einmal auf dem Dach von Uptown Basel gestanden ist, weiss, dass das ein Erlebnis ist.

Respekt vor Bestehendem

Ausführlicher äusserte sich der dritte Mann im Podium, Balz Halter, Verwaltungsratspräsident der Halter-Gruppe, die das vom Stimmvolk abgelehnte Stadtquartier Van Baerle in Münchenstein entwickelt hatte: «Ich habe ein zwiespältiges Verhältnis zum Begriff. Wenn man zu viele Aspekte in Baukultur reinpackt, wird das Wort schwammig. Wir haben in der Schweiz eine gute Baukultur, ausser in der Städteplanung. In diesem Bereich hat keine Entwicklung stattgefunden.» Wolle die Schweiz weiterwachsen, müssten die Regionen endlich dazu gebracht werden, sich als Städte, als urbane Gebiete zu verstehen.

In diesem Zusammenhang lobte er die Birsstadt: «Ich habe es im Limmattal nicht hingekriegt, dass man sich als Stadt versteht. Das ist hier zu meiner Freude anders.» Mehr in die Tiefe gingen die Äusserungen der einzigen Frau im Podium, Barbara Buser, im vergangenen Jahr Trägerin des Kulturpreises Basel-Stadt. Sie hat mit der Gründung einer Genossenschaft das Areal Alti Papieri entwickelt: «Bei Baukultur geht es mir um den Respekt vor dem Bestand und den Menschen, die ihn nutzen.» Grundsätzlich lebe die Schweiz «auf zu grossem Fuss», weshalb auf ihrem Areal zirkuläres Bauen, also die stetige Wiederverwendung von Bauelementen, umgesetzt werde.

Den Raum als Ganzes verstehen

Weiter ging es in der Diskussion darum, wer eigentlich bei der Bauplanung die Führung übernehme. «Wenn Bauprojekte vom Stimmvolk abgelehnt werden, geht es meist nicht um die Überbauung an sich, sondern gegen Wachstum im Allgemeinen», sagte Halter. Deshalb sei es wichtig, dass die Politik ein Gesamtkonzept zur Baukultur entwickle. So könne die Notwendigkeit von neuen Überbauungen besser an das Stimmvolk gebracht werden. «Das Entscheidende ist, den Birsraum immer als Ganzes zu sehen. Wenn Planungsprofis aus den Gemeinden gemeinsam den Lead übernehmen, ist das Baukultur», so Ruedi Riesen, ehemaliger Präsident des Baselbieter Heimatschutzes. Dass eine gemeinsame Planung angebracht sei, blieb unbestritten, wie genau diese aber aussehen solle, unbeantwortet.

Eines ist sicher: «Die Herausforderungen für die Gemeinden in diesem Bereich sind riesig», sagte Jeanne Locher, die als Gemeindepräsidentin von Münchenstein und in diesem Jahr Präsidentin des Vereins Birsstadt in der vordersten Reihe sass. Auf die im Titel der Veranstaltung angekündigten Themen Macht und Kapital ging das Podium kaum ein.

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