Rappend die Welt verändern

Der 25-jährige Münchensteiner Dysto rappt Mundart und präsentiert Ende Januar sein erstes Album.

Philosophische Texte: Dystos Tracks sollen zum Nachdenken anregen – sie hinterfragen und machen Mut. Foto: ZVG
Philosophische Texte: Dystos Tracks sollen zum Nachdenken anregen – sie hinterfragen und machen Mut. Foto: ZVG

An was denken Sie, wenn Sie Dysto lesen? Dystopie? Einen griffigen Namen zu finden, der für sich stehen kann und etwas aussagt, ist gar nicht so einfach. Das weiss jeder, der schon einmal einen solchen gesucht hat. Der Musiker und Mundartrapper Dysto, der mit bürgerlichem Namen Monther Madkour heisst, nannte sich am Anfang seiner Karriere «Worldchanger». «Da kamen dann immer solche Sprüche wie ‹Du willst doch die Welt retten, mach mal!›», erzählt Dysto rückblickend. Als er den Namen ändern wollte, habe er zunächst an Utopie gedacht. «Momentan scheint die Zukunft aber nicht so rosig ... Ich bin kein Pessimist, dennoch denke ich, wir müssen bald etwas ändern, wenn wir weiter überleben wollen.» Also von Utopie zu Dystopie und von dort zu Dysto. Als solcher macht er Musik und bringt nach einigen Singles und EPs bei Spotify und iTunes am 29. Januar sein erstes Album «Affekt» beim jungen Arlesheimer Plattenlabel Limit Music heraus. Die elf Tracks wollen zum Nachdenken anregen, zur Veränderung, sie hinterfragen und machen Mut.

Aristoteles’ elf Affekte

Grundlage und titelgebend für sein Album sind die elf Affekte, wie sie der Philosoph Aristoteles beschrieben hat. «Warum machst du nicht Musik, die etwas leichter verdaulich ist? Bei dir muss man immer so viel nachdenken, sei mal ein bisschen gemütlicher», beschreibt Dysto die Kritik, die er zu hören bekommt. Bei der CD habe er diese Stimmen ganz aussen vor gelassen und gemacht, was er für richtig und gut hält. Also habe er die elf Affekte Begierde, Zorn, Furcht, Mut, Neid, Freude, Liebe, Hass, Sehnsucht, Eifersucht und Mitleid genommen und zu jedem einen Song geschrieben. Dabei habe ihn die Frage begleitet, wie der jeweilige Affekt ihn in seinem Leben geprägt habe. «Ich denke, wir erfahren oft Gefühle, aber wir hören nicht zu, was sie uns sagen wollen», sinniert der Rapper. «Da ist viel Unterbewusstsein dabei.» Seine Motivation ist es, durch Bewusstseinsbildung helfen zu wollen: «Ich befasse mich viel mit Glück und innerer Zufriedenheit und bin überzeugt, beides liegt nicht im Materiellen.» Passend zu seiner Message macht Dysto einen nachdenklich-überlegten Eindruck. Seine Tracks sind nicht hart, sondern melodiös-klangvoll. Bei ihm geht es nicht darum, Aggressionen rauszulassen oder mit Besitz und Macht zu prahlen. Eine bessere Welt ist möglich, doch die beginnt mit jedem Einzelnen von uns gleich hier und jetzt.

Geht nicht gibt’s nicht

Geboren wurde Dysto vor 25 Jahren in Libyen, doch die Familie floh vor der Herrschaft Muammar al-Gaddafis. Er wuchs in Rheinfelden auf, wo die Familie ein neues Zuhause fand. Inzwischen lebt der Rapper, der als Teamleader im kaufmännischen Bereich bei einer Logistikfirma arbeitet, in Münchenstein. Neben Sport gibt er als weiteres Hobby Lesen an sowie das Schneiden von Videos. Über seinen drei Jahre älteren Bruder kam er mit zwölf Jahren zur Musik, denn der Bruder habe mit Kollegen Texte geschrieben. Dysto schrieb auch welche, doch als er sie seinem Bruder zeigte, wurde er abgewimmelt. «Wenn jemand sagt, das geht nicht, dann lege ich erst richtig los», sagt Dysto lachend. Der damalige Jugileiter sah das Potenzial in dem Jungen und brachte ihn zu einem Casting, wo er vom Basler Rapper Black Tiger gepusht wurde. «Mit 15 Jugendlichen haben wir einen Track gegen Drogen und Gewalt gemacht.» Das war der Anfang. Jetzt, rund zehn Jahre später, steht die CD-Taufe vor der Tür. Im Radio und auf Social Media ist Dysto schon zu hören, nur, über welchen Affekt rappt er wohl gerade?

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