Mehr Präzision dank Roboter

Seit gut einem Jahr setzt die Hirslanden Klinik Birshof in Münchenstein für Knieoperationen einen Roboter ein. Dadurch werden die Schnitte der Knochen präziser und die Rehabilitationszeiten kürzer.

Hochkonzentriert: Chirurg Florian Schmid (l.) operiert eine Patientin, die an starker Arthrose leidet. Foto: Tobias Gfeller

Es ist wie ein klassisches Handwerk, was am Freitagmorgen im Operationssaal der Hirslanden Klinik Birshof in Münchenstein vor sich geht. Es wird gesägt und gehämmert. Doch wenn etwas schiefläuft, kann man nicht einfach ein neues Stück Holz oder Metall nehmen. Es ist ein menschliches Kniegelenk, an dem Chi­rurg Florian Schmid arbeitet. Hochkonzentriert setzt er die Säge an und schneidet den Knochen der Patientin durch. Die Patientin leidet aufgrund ihrer Arthrose unter starken Schmerzen. Ein künstliches Kniegelenk soll die Lebensqualität der Frau verbessern.

Die Klinik Birshof ist auf solche orthopädischen Eingriffe spezialisiert und geniesst schweizweit einen hervorragenden Ruf. Der technische Fortschritt ist ein ständiger Begleiter – innerhalb und ausserhalb der Operationssäle. Seit gut einem Jahr setzt die Hirslanden Klinik Birshof mit der Praxis Leonardo auf eine Roboterarm-Technologie, die für ein breites Gelenksersatz-Spektrum verwendet werden kann. Mit dieser Technik ist es möglich, Teil- sowie Totalprothesen zu implantieren. Das Mako-System einer amerikanischen Firma wird schweizweit nur in wenigen Orthopädiezentren eingesetzt.

Reflektoren zur Orientierung

Der Eingriff mit dem Roboter basiert auf dreidimensionalen Bildern einer Computertomografie. Zu Beginn der Operation werden oberhalb und unterhalb des Knies Reflektoren am Knochen fixiert, an denen sich der Roboter mit seiner Infrarotkamera orientiert. Florian Schmid markiert daraufhin 40 Punkte auf dem Knie. Auch diese dienen dem Roboter als Orientierung. Die Produktspezialistin der Herstellerfirma ist von Beginn weg bei der Operation dabei und interagiert hinter dem Bildschirm mit dem Chirurgen. Das Softwaresystem des Roboters führt permanent eine Qualitätsprüfung durch. Damit wird auch garantiert, dass der Roboter sofort aufhört zu sägen, sollte er die markierte Zone verlassen. Dadurch werden Schäden an Gewebe und Bändern verhindert, was eine positive Auswirkung auf die Rehabilitation hat.

Der von Florian Schmid geführte Roboterarm kommt gerade mal während 15 Minuten der insgesamt gut 60 Minuten dauernden Operation zum Einsatz. Für das Gelingen des Eingriffs ist die exakte Entfernung der bestehenden Knochenteile aber essenziell. Deshalb lohne sich der Einsatz des Roboters, betont Schmid.

Die Operation ist teurer, die Folgekosten sind tiefer

Die Patientinnen und Patienten der Praxis Leonardo in der Klinik Birshof können wählen, ob sie den Eingriff mit dem Roboter oder klassisch durchgeführt haben möchten. Bei allgemein versicherten Patientinnen und Patienten ist der Einsatz des Roboters nicht Teil der Versicherungsleistung. Chirurg Florian Schmid ist vom medizinischen und finanziellen Nutzen des Mako-Systems überzeugt. «Die Kontrolle über die Operation bleibt permanent beim Chirurgen. Der Roboter hilft mir, die Präzision zu er­höhen.» Der Roboter ermögliche eine nahezu optimale Reproduzierbarkeit des Eingriffs, was die Qualität erhöhe, sagt Schmid, der von einer «Optimierung der entscheidenden Arbeitsschritte» spricht. Das Mako-System basiert nicht auf künstlicher Intelligenz.

Die Patientinnen und Patienten seien durch die verbesserte Präzision früher beweglich und mobil und bräuchten nach dem Eingriff weniger Schmerz­mittel und Physiotherapie. Das zeigen die Erfahrungen von den bisher knapp 200 Eingriffen mit dem Roboter an der Klinik Birshof und weltweite Studienergebnisse. Zudem seien die eingesetzten Prothesen langlebiger, was langfristig für tiefere Folgekosten sorgen würde.

Frühzeitige Mobilisation

Nachdem die nötigen Knochenstücke entfernt wurden, wird im Knie der Patientin Platz für die Prothese geschaffen. Beim Einsetzen wird es nochmals laut. Gezielt hämmert der Chirurg das Metall an seinen Platz. Anschliessend wird geprüft, ob das neue Kniegelenk richtig sitzt. Auch dies überwacht die Mako-Produktspezialistin am Bildschirm. Nach der erfolgreichen Prüfung und dem Fixieren der Elemente des neuen Kniegelenks beginnt das Verschliessen der Wunde.

Florian Schmid hat in spürbarer Harmonie mit dem Operationsteam und mit Unterstützung des Roboters einer weiteren Patientin eine hoffentlich schmerzfreie Fortsetzung ihres Lebens beschert. Die Patientin wird noch am selben Abend auf den Beinen stehen. Die schnelle Mobilisation ist ein zentraler Baustein einer erfolgreichen Rehabilitation.

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