Energiewende sorgt für Wirrwarr

Die Gemeinde Münchenstein saniert eine Strasse und die Industriellen Werke Basel ersetzen die Gasleitung. Die Anwohnenden wünschen sich Fernwärme, werden diese aber wohl nie bekommen.

Der Belag ist weg: Die Geschichte zur Schluchtstrasse zeigt, wie kompliziert die Energiewende in den Quartieren sein kann.Foto: Kenneth Nars
Der Belag ist weg: Die Geschichte zur Schluchtstrasse zeigt, wie kompliziert die Energiewende in den Quartieren sein kann. Foto: Kenneth Nars

Ende September sind die Baumaschinen vorgefahren. An der Schluchtstrasse in Münchenstein reissen sie den brüchigen Asphalt auf. Die Strasse ist in die Jahre gekommen und muss erneuert werden. Wie üblich bieten Strassenbauarbeiten auch die Chance, die unter dem Asphalt verpackte Infrastruktur wieder in Schuss zu bringen. Wie Anwohnende gegenüber der dem Wochenblatt schreiben, informierte die Gemeinde die Liegenschaftsbesitzer Ende August im Detail über das Vorhaben. Dabei wurden sie darüber ins Bild gesetzt, dass die Strasse weder mit Fernwärmeleitungen noch mit einem Glasfaseranschluss erschlossen wird. «Dabei zeigt eine Umfrage im Quartier, dass viele Haushalte Interesse hätten», schreibt ein Anwohner, der anonym bleiben will.

Fernwärme bleibt ein Wunschszenario

Die Geschichte der Schluchtstrasse zeigt sinnbildlich, dass die Energiewende im konkreten Fallbeispiel kompliziert sein kann. Keine Fernwärmeleitung, aber eine neue Gasleitung: An der Schluchtstrasse ist dies Realität. Die Industriellen Werke Basel (IWB) schreiben auf Anfrage, die alte Leitung werde aus Sicherheitsgründen vorsorglich ersetzt. Und: «Bis zu einer allfälligen Stilllegung sind wir für eine sichere Gasversorgung verantwortlich.»

Dies mag paradox klingen, da im Baselbiet Öl- und Gasheizungen ab Anfang 2026 nicht mehr ersetzt werden dürfen. Allerdings haben die IWB längst angekündigt, im Baselbiet – anders als in Basel-Stadt – noch bis 2050 Gas zu liefern, sofern die Energieplanung der Gemeinden keinen anderen Fahrplan vorsieht.

Das Gas fliesst also weiterhin in die Schluchtstrasse. Erneuerbare Fernwärme wird die Anwohnerschaft voraussichtlich nie erhalten. Nicht die IWB, sondern deren Konkurrentin Primeo Energie plant in der Agglomerationsgemeinde ein Fernwärmenetz. Primeo-Sprecher Viktor Sammain schreibt aber auf Anfrage: «Die Schluchtstrasse liegt leider deutlich ausserhalb des geplanten Perimeters des Wärmeverbunds.»

Das Quartier besteht hauptsächlich aus Einfamilienhäusern oder Doppel-Einfamilienhäusern – damit sei der Bedarf an Wärme zu gering, um einen Fernwärmeanschluss wirtschaftlich zu betreiben. Für besagte Liegenschaften seien Wärmepumpen besser geeignet, um ein fossilfreies Heizsystem zu realisieren.

Münchenstein informiert bald über Fernwärmeausbau

Dichter besiedelte Quartiere in Münchenstein haben mehr Glück und werden durch das von Primeo betriebene Fernwärmenetz erschlossen. Der Ausbau läuft – letztes Jahr baute die Gemeinde eine Brücke über die A18 und installierte eine Leitung zwischen Arlesheim und Münchenstein. Das Wärmenetz in Münchenstein ist nämlich Teil des neuen Grosswärmeverbunds Birstal, der Liegenschaften in Arlesheim, Münchenstein und Reinach versorgen wird. In Münchenstein ist das Netz teilweise bereits fertiggestellt, weitere Etappen folgen.

Die Energiewende in den Gemeinden bringt viele Gleichzeitigkeiten mit sich, die es für Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer schwierig machen, den Überblick zu bewahren. Der für Raum und Umwelt zuständige Münchensteiner Gemeinderat Daniel Altermatt will zum konkreten Fall der Schluchtstrasse keine Stellung nehmen. Er verweist auf den 6. November: Die Gemeinde wird an diesem Tag informieren, wie der Fernwärmeausbau ablaufen soll. Münchenstein will in den kommenden Monaten zudem Klarheit schaffen, wann das Gasnetz in welchem Strassenzug abgeschaltet wird.

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