«Die Arbeit geht uns nicht aus»

Am Samstag öffnete die Motorfahrzeug-Prüfstation (MFP) ihre Tore für die Bevölkerung. Anlass war ihr 50‑jähriges Bestehen.

Interessierte Blicke: Die MFP zeigte den Besuchenden, wie ein Auto von unten inspiziert wird.Foto: caspar reimer
Interessierte Blicke: Die MFP zeigte den Besuchenden, wie ein Auto von unten inspiziert wird.Foto: caspar reimer

Am vergangenen Samstag feierte die Motorfahrzeug-Prüfstation (MFP) beider Basel in Münchenstein ihr 50‑jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. «Ich weiss nicht, wie viele Institutionen des Kantons eine eigene Bushaltestelle haben», witzelte Regierungsrätin Kathrin Schweizer (SP) in ihrer Rede zur Eröffnung des Jubiläumsanlasses. Sie erzählte eine Anekdote aus ihrer Vergangenheit, als sie mit ihrer Mutter ein Auto zur Vorführung fahren wollte und mit Schrecken feststellte, dass der Blinker kaputt war. «Deshalb bin ich heute mit dem E‑Bike gekommen. Damit geht sicher nichts schief.» Etwas ernsthafter fügte sie hinzu: «Stellen sie sich vor, was für Rochen auf unseren Strassen unterwegs wären, gäbe es die MFP nicht.»

Roger Sterki, Dienststellenleiter der MFP, berichtete davon, wie es aktuell um die Prüfstation steht und welche Herausforderungen in Zukunft zu erwarten sind. «Anfang 2026 wird die neue Station in Itingen in Betrieb genommen. Sie wird für das Einzugsgebiet im Oberbaselbiet eine Bereicherung sein.» Damit verbunden ist auch die Hoffnung, den Verkehr um die MFP in Münchenstein etwas zu entlasten. Weiter stehe, wie Sterki ausführte, die komplette Sanierung der Bürogebäude in Münchenstein an – diese sind etwas in die Jahre gekommen. Auch die rasanten technologischen Entwicklungen gehen an der MFP nicht vorbei: «Viel wird bereits von autonomen, also führerlosen Fahrzeugen gesprochen. Die Technik ist weit fortgeschritten, aber es gibt in der Schweiz noch kein einziges Auto, das führerlos fahren darf. Die Arbeit geht uns also nicht aus.»

Im Wandel der Zeit

Einen historischen Abriss präsentierte der in Arlesheim lebende Historiker Lorenz Degen: «Eigentlich beginnt die Geschichte im Jahr 1904, als die erste gesetzliche Grundlage für Personenwagen erarbeitet wurde», erzählte er. 1910 wurde das «Gesetz betr. den Motorwagen- und Fahrradverkehr» im Landrat beschlossen, aber erst 1958 wurde mit dem Bundesgesetz über den Strassenverkehr die periodische Fahrzeugprüfung eingeführt.

Baselland prüfte die Fahrzeuge bei der Motorfahrzeugkontrolle in Füllinsdorf, der Stadtkanton beim St. Jakob. Bereits in den 1960er-Jahren begann jedoch die Planung der beiden Halbkantone für eine gemeinsame Prüfstation, die dann am 1. Juni 1975 ihren Betrieb aufnahm. Die Baukosten beliefen sich auf 13,2 Millionen Franken, woran sich Basel-Stadt mit 60 Prozent und Baselland mit 40 Prozent beteiligten. Der Historiker hatte Interviews mit Personen geführt, welche die Geschichte der MFP geprägt und mitgestaltet haben. «Wir fingen quasi bei null an. Wohl holte man sich Anleitungen und Anregungen von anderen Kantonen, aber letztlich war unsere MFP ein kompletter Neuanfang», berichtet etwa Jean-François Litzler, der von 1975 bis 2013 bei der MFP als Disponent tätig war. Urs Senn, Leiter Fahrzeugprüfungen von 1980 bis 2019, erinnert sich an einen Wandel zwischen Stadt und Land.

«Als ich bei der MFP anfing, kamen aus der Stadt generell die neueren und gepflegten Autos, von der Landschaft eher ältere und entsprechend arbeitsintensivere Fahrzeuge.» Dieser Umstand habe sich mit den Jahren ins Gegenteil gekehrt: Die Baselbieter Autos seien in der Regel neueren Datums, während die Stadtfahrzeuge meist älter und abgenutzt seien. Und Louis Wittwer, der die MFP von 1989 bis 2010 leitete, sagte seinen Angestellten immer: «Ihr seid Fachexperten, keine Polizisten.»

Ausstellung für Nostalgiker

Nach dem Eröffnungsanlass kamen vor allem Familien auf das Gelände der MFP, um etwa zu sehen, wie man ein Auto von unten inspiziert oder wie der Motor eines Oldtimers aussieht. Wer wollte, konnte in alten Karteikarten stöbern oder in einem Handbuch für die Autoprüfung aus den 1970er-Jahren blättern. Zudem waren Autos und Motorräder ausgestellt, die das Herz von Nostalgikern höherschlagen liessen. Auch Polizei, Feuerwehr und Sanität waren mit ihren Fahrzeugen vor Ort. Und als beliebt für die kleinen Gäste erwies sich eine Art Hüpfburg in Form eines Basler Polizeiautos.

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