Präsidialer Gestaltungswille nimmt in Dornach Formen an
Bislang hat Gemeindepräsident Christian Schlatter noch kaum Impulse gesetzt. Jetzt kommen erste Vorstösse zur Effizienz- steigerung der Verwaltung und Standortentwicklung.

Lukas Hausendorf
Christian Schlatter hatte die Gemeinde als Baustelle übernommen. Der Finanzhaushalt war schon aus dem Lot geraten, eine Aufgabenüberprüfung war überfällig, doch im ersten Jahr schienen sich Probleme vorderhand zu akzentuieren. Der Gemeinderat war vor allem damit beschäftigt den Problemen hinterherzurennen, jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab. Schlatter scheint die Sommerpause genutzt zu haben, um Geschäfte vorzubereiten, die Probleme auf der strukturellen Ebene angehen. Man könnte von Reformen sprechen.
Effizienz im Gemeinderat steigern
Vorerst fokussieren sich diese aber auf den Mikroorganismus der Gemeinde. So soll nun die Arbeit des Gemeinderats effizienter werden dank einer klaren Kategorisierung der Geschäfte. Das erlaubt es, die Meinungsbildung bei Antragsvorlagen schon vor der Sitzung stattfinden zu lassen, womit die wöchentliche Zusammenkunft des Gremiums verkürzt wird. «Das ist ein erster Schritt in Richtung Geschäftsführungssystem», so Schlatter am Montag.
Dornach hinkt diesbezüglich und auch in anderen verwaltungsorganisatorischen Belangen der Zeit hinterher.
Arlesheim kennt seit geraumer Zeit elektronische Traktandenlisten, die eine virtuelle Vorberatung von Antragsgeschäften erlaubt, damit an der Sitzung eigentlich nur noch der Vollzug protokolliert werden muss. Die Gemeinderatssitzungen seien beeindruckend effizient, auch verglichen mit der Privatwirtschaft, erzählte der Arlesheimer Gemeinderat Markus Eigenmann (FDP) unlängst. Die zweite strukturelle Reform, die Schlatter in Angriff nimmt, ist das Wissensmanagement auf der Verwaltung. Dort herrscht nämlich ein Archivwildwuchs. «Es gibt keine zentrale Archivierung und der Registerplan ist schon 25 Jahre alt.» Und die Serverablage sei nicht verbindlich geregelt. Wie Dokumente auf dem System gespeichert werden, ist mehr oder weniger zufällig.
Die Suche nach Informationen wird zur Mammutaufgabe, womit unnötig Ressourcen verschwendet werden auf der Verwaltung. Es ist die pure Idiosynkrasie. Wer die Logik des anderen nicht kennt, findet nichts. Im nächsten Jahr soll ein neues, softwaregestütztes System her und sollen einheitliche Vorgaben definiert werden, wie der Gemeinderat am Montag beschloss.
Kommission für Gemeindeentwicklung
Bereits nächstes Jahr will der Gemeinderat die Ortsplanrevision an die Hand nehmen. Im Vorfeld stellen sich aber wichtige Fragen zur Entwicklung Dornachs. Etwa, welchem Konzept die Standortpolitik folgen soll. Ein ganzheitliches Konzept fehlt nämlich bislang. Im Brüggli rund um den Bahnhof prosperiert das Gewerbe, in Oberdornach darbt es. «Das gibt zu denken», so Schlatter. Eine langfristige Perspektive für die Themen Wirtschaft und Arbeit muss also her. Dafür will er eine Kommission für Gemeindeentwicklung einsetzen.
Dieser Antrag wurde vom Gemeinderat am Montag aber noch zurückgestellt, wenngleich Einigkeit über deren Notwendigkeit besteht. Im Gremium war man sich aber einig, dass der Auftrag für die Kommission noch klarer definiert werden müsse, um Doppelspurigkeiten mit anderen Fachkommissionen wie Energie oder Verkehr zu vermeiden. Andernfalls die Übung zum Aktionismus verkomme, wie Alain Amhof (FDP) befürchtete.
Die inkohärente Standortpolitik Dornachs ist aber nicht allein dem Gemeinderat anzulasten. Jahrelang hat es der Gewerbeverein nicht verstanden, die Anliegen seiner Mitglieder in politische Forderungen zu übersetzen, die über punktuelle Parkplatzprobleme hinausgehen. Mit neuer Führung besteht aber auch die Hoffnung, dass die Wirtschaft im Dorf wieder zur gestaltenden Kraft wird.