Die letzten Schüsse zu Ehren der Schlacht von Dornach
Am Sonntag fand das Historische Dornacher Schiessen zum 91. Mal statt. Mangels Nachwuchs beim Organisationskomitee kann der Schützenwettbewerb künftig nicht mehr durchgeführt werden.

Michel Schultheiss
Hitze und Schulferien sind kein grosses Hindernis für die Schützen und Schützinnen: Über 700 Teilnehmer aus 66 Vereinen finden sich am Sonntagmorgen auf dem Schiessplatz bei der Ruine Dorneck ein. In unmittelbarer Nähe zum geschichtsträchtigen Denkmal trifft beim 91. und letzten Dornacher Schiessen ohrenbetäubendes Krachen auf ausgelassene Feststimmung: Während sich die einen zusammen mit den Warnern für den Wettkampf bereit machen, grillieren die Stadtschützen Bern gemütlich vor der Burgruine. Andere Anwesende plaudern bei Bier, Klöpfer und Spätzli mit Geschnetzeltem in der mit Vereinsflaggen dekorierten Festwirtschaft. Nebst den Schützen aus mehreren Ecken der Schweiz sind auch 85 Helfer sowie mehrere Gäste mit von der Partie.
Wie es sich für einen historischen Schiesswettbewerb gehört, wird er mit der Ordonnanzwaffe ausgetragen. Geschossen wird sowohl auf 50 wie auch auf 300 Meter, ferner gehört das Pistolenschiessen zum Anlass. Nach dem Hornsignal markieren die Zeiger mit der Kelle die Treffer an den Zielscheiben. Gerade die Tatsache, dass hier noch alles manuell vollzogen wird, macht für einige Schützen den Reiz aus: «Hier herrschen keine Laborbedingungen wie bei elektronischen Anzeigesystemen», findet ein Schütze aus Rheinfelden.
Der Entscheid ist definitiv
Der Anlass ist eng mit den Feierlichkeiten zum Andenken an die Schlacht bei Dornach vom 22. Juli 1499 verbunden. Wie diese geht er ebenfalls am Sonntag, welcher diesen Datum am nächsten liegt, über die Bühne. Im Jahr 1922 wurde er vom Schützenklub Dornach – in Anlehnung an das bekannte Rütlischiessen – ins Leben gerufen. Nach 91 Jahren ist nun Schluss. Zwar besteht noch immer eine Nachfrage unter den Schützen, weniger aber bei den Ämtern im Organisationskomitee, die für das Zustandekommen der Veranstaltung unentbehrlich sind: «Wir haben im Verein keinen Nachwuchs mehr», hält der Obmann Anton Immeli fest. «Helfer findet man immer, doch keine Leute, die Chargen – zum Beispiel Schützenmeister – übernehmen wollen», sagt Immeli.
Enttäuscht zeigen sich die Teilnehmer: «Es geht eine Tradition verloren», meint etwa Hans-Peter Tschui von den Feuerschützen Basel. Zwar besteht unter einigen Teilnehmern noch die Hoffnung, dass ein neues Team das Dornacher Schiessen weiterführen könnte, konkrete Pläne gibt es aber nicht. «Alle Vereine wurden angeschrieben und der Entscheid ist definitiv, da bis Ende Juni keine neue Trägerschaft zusammengekommen ist», meint Immeli.
Die Schlachtfeier bleibt bestehen
Organisatorisch hat das Wettschiessen nichts mit dem Gedenkgottesdienst und der Kranzniederlegung zu tun. «Das Ende des Schützenanlasses wird die Schlachtfeier nicht tangieren – sie findet einfach ohne das Schiessen statt, was schade ist», meint Klaus Fischer, Regierungsrat (CVP) und Verwaltungsratspräsident der Stiftung Dornacher Schlachtdenkmal. Krachen wird es jedenfalls auch in Zukunft: Die traditionellen Böllerschüsse, welche ebenfalls unabhängig vom Dornache Schiessen abgefeuert werden, können weiterhin die Gegend beschallen.