Gleiche Arbeit, gleicher Lohn?

Am Mittwoch vergangener Woche fand der erste «Le Salon bleu» statt. Organisiert von der FDP Arlesheim, wurde das Thema Lohngleichheit erörtert.

Relevantes Thema, lebendige Diskussion: Brigitte Treyer, Hans Furer, Jana Wachtl und Balz Stückelberger (v. l.).  Foto: Axel Mannigel
Relevantes Thema, lebendige Diskussion: Brigitte Treyer, Hans Furer, Jana Wachtl und Balz Stückelberger (v. l.). Foto: Axel Mannigel

Im Studio der deutschen Talkshow ‹Maischberger› zur gleichen Zeit und zum selben Thema waren sicher ein paar mehr Zuhörerinnen und Zuhörer. Das tat dem Impuls des «blauen Salons» jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil. Die FDP Arlesheim ergriff bei der ersten Auflage der neuen Diskussionsrunde ein wichtiges und brisantes Thema. Denn die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen ist trotz vieler Bemühungen und Entwicklungen in den vergangenen Jahren auch 2018 noch vorhanden.

«Über diese Lohnunterschiede wird derzeit hitzig diskutiert», so Sibylle von Heydebrand, Juristin und Gründerin des Netzwerks «Frauen Basel» in ihrer thematischen Einführung. Mit dem «Salon bleu» wolle man eine vertiefte, sachliche Diskussion bieten sowie auch Lösungen und Kompromisse aufzeigen. Moderiert von der Anwältin Brigitte Treyer debattierten im Gasthof Ochsen die Podiumsgäste Hans Furer, Rechtsanwalt und Präsident Angestelltenvereinigung beider Basel, Jana Wachtl, Leiterin Fachstelle Gleichstellung für Frauen und Männer Kanton BL, und Balz Stückelberger, Direktor Arbeitgeberverband der Schweizer Banken.

Historische Unterschiede

Drei Fragen waren für den Abend zentral: Wie ist die Situation in der Schweiz, wie entstehen Lohnungleichheiten, wie können Lohnungleichheiten vermieden oder beseitigt werden? «Seit 1981 steht der Anspruch von gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit in der Bundesverfassung», erinnerte Heydebrand. Der Lohnunterschied beträgt aktuell jedoch im Durchschnitt 18 Prozent zuungunsten der Frauen. Ein Grossteil dieses Werts lasse sich mit fünf Faktoren erklären (darunter gehören der Grad der Ausbildung, das Dienstalter oder die berufliche Stellung), aber 7,4 Prozent blieben am Ende ungeklärt übrig. Spielen dabei ein Erwerbsunterbruch (Stichwort Kinder) oder die Teilzeitarbeit eine Rolle? Jana Wachtl brachte weitere Zahlen ins Spiel: «In der Nordwestschweiz gibt es einen Lohnunterschied von 12 Prozent, davon sind 56 Prozent erklärbar, 44 Prozent nicht.» Während Wachtl konstatierte, die Ungleichheiten seien messbar, entgegnete Balz Stückelberger, über Zahlen könne man immer streiten und öffnete den Blick auf ein anderes Feld: «Warum entstehen denn die Lohnungleichheiten überhaupt?»

Schnell wurde deutlich, dass die Differenzen historisch bedingt sind. Hans Furer: «Die Unterschiede sind in unserer Gesellschaft tief verwurzelt.»

Unbewusste Rollenbilder

Im weiteren Verlauf der Diskussion, die nach jedem Frageblock durch Sibylle von Heydebrand kurz konsensorientiert zusammengefasst wurde, arbeiteten die drei Diskutierenden den Komplex der unbewussten Rollenbilder heraus. «Tritt ein Mann dominant auf, ist er stark und selbstbewusst. Eine Frau hingegen gilt dominant als fordernd und nervig», so Wachtl. Weil eben die Rollenbilder von Männern und Frauen unbewusst sind, sei gerade in diesem schwierigen Bereich viel zu tun, man denke nur an Pin-up-Kalender, die in so manchen Betrieben zu finden seien. Gleiches zeigen Untersuchungen von Bewerbungsgesprächen und Vergleiche von Tätigkeiten (etwa Polizei vs. Pflegekräfte). Auch wurden im Verlaufe des Abends die Aspekte Teilzeit, Quote und Diversity Benchmarking angetippt sowie die bevorstehende Verpflichtung zu Lohnanalysen (ab 100 Mitarbeitenden) besprochen. Dabei wurde festgestellt, dass gerade letzteres für KMU eine echte Herausforderung sei. «Wir wollen und müssen sensibilisieren und Bewusstsein schaffen», so Stückelberger. Das ist dem «Salon bleu» auf jeden Fall gelungen. Den nächsten Salon gibt es 2019.

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