Ein grosser Wurf für die Ermitagestrasse

Der Gemeinderat möchte die Ermitagestrasse neu gestalten. Der Bach soll ausgedolt werden, die Strasse soll einladend wirken. Dazu wird der Hochwasserschutz verbessert.

Mehr Grün, ausgedolter Bach: So soll die Ermitagestrasse künftig aussehen. Foto: zvg/Visualisierung

Mehr Grün, ausgedolter Bach: So soll die Ermitagestrasse künftig aussehen. Foto: zvg/Visualisierung

Zugepflastert: die Ermitagestrasse, wie sie sich aktuell präsentiert. Foto: zvg

Zugepflastert: die Ermitagestrasse, wie sie sich aktuell präsentiert. Foto: zvg

Begehungen für die Eigentümerschaft und ­die Anwohnerschaft vor Ort, eine separate Informationsveranstaltung für die Eigentümerschaft und die Anwohnerschaft am Freitag und am Montag für die allgemeine Öffentlichkeit – der Arlesheimer Gemeinderat ist bemüht, über seine Pläne für die Ermitagestrasse umfassend zu informieren. Das ist auch nötig, denn die Pläne kommen einem grossen Wurf gleich.

Der seit Jahrzehnten unter dem Boden verlaufende Bach soll ausgedolt, das heisst freigelegt werden. Damit würde auf längeren Abschnitten in der Ermitagestrasse ein Bach fliessen. Dazu soll die Strasse mit neuen Bäumen, Rabatten und Sträuchern grüner werden. Mit der stärkeren Begrünung der Ermitagestrasse sollen Niederschläge besser versickern können. Die Aufenthaltsqualität soll insgesamt gesteigert, die Strasse noch mehr zur Begegnungszone und Flaniermeile werden. Dafür soll auch mehr Mobiliar zum Verweilen aufgestellt werden.

Ungenügender Hochwasserschutz

Das vorgestellte Projekt ist das Ergebnis aus einem 2020 lancierten Wettbewerb. Daraus entstand ein Leitfaden für die Verkehrsachsen im Ortskern. Die Ermitagestrasse ist das erste grössere Projekt daraus. Dafür wurde das Siegerprojekt der «bbz Landschaftsarchitekten» weiterentwickelt. Dass in die Ermitagestrasse auch ohne neue Gestaltung eingegriffen werden muss, ist seit Jahren klar. Konkret geht es um die Verbesserung des Hochwasserschutzes. Dieser genüge aktuell nicht, erinnerte Gemeinderat Felix Berchten (Frischluft) an der Informationsveranstaltung. Würde ein Hochwasser stärker ausfallen als gemäss Statistik alle zehn Jahre, würde Wasser durch die Ermitagestrasse fliessen. An Beispielen aus anderen Baselbieter Gemeinden, die in den vergangenen Jahren von Hochwasserereignissen betroffen waren, stellte Berchten klar: «Uns könnte es auch treffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir vorwärtsmachen.»

Der Hochwasserschutz für ein Hochwasser, das gemäss Statistik alle 100 Jahre auftritt, soll mit der Ausdolung des Baches und der Erweiterung der bereits bestehenden Röhre unter dem Boden ­erreicht werden. Das bestehende Abwassernetz sei zwar «sehr gut», antwortete Tobias Räuchle, Leiter Tiefbau bei der Gemeinde Arlesheim, auf mehrere Voten aus dem Publikum, dass der aktuelle Hochwasserschutz doch genüge. «Die Vorschriften werden immer strenger. Der bestehende Hochwasserschutz genügt den Vorgaben von Bund und Kanton teilweise nicht mehr», erklärte Räuchle. Würde Arlesheim von einem starken Hochwasser getroffen, würden über 500 Gebäude Schaden nehmen, mahnte Gemeinderat Felix Berchten.

Anzahl Parkplätze soll gleich bleiben

Damit Bund und Kanton den Hochwasserschutz mit 85 Prozent der Kosten mitfinanzieren, müssen 500 Liter Wasser pro Sekunde durchfliessen können. Insgesamt rechnet die Gemeinde für den Hochwasserschutz mit Kosten von 4,5 Millionen Franken. Die Kosten für die Arbeiten an der Oberfläche und der Strasse betragen gemäss dem vorliegenden Projekt rund 5 Millionen Franken. Für die Werkleitungen unter dem Boden, die allesamt erneuert werden sollen, müsste die Gemeinde rund 1,6 Millionen Franken aus Spezialfinanzierungen stemmen. Geht es nach dem Gemeinderat, sollen in der Summe keine Parkplätze aufgehoben ­werden.

Im Publikum stiess der Vorschlag des Gemeinderats auf ein gemischtes Echo, wobei die kritischen Voten überwogen. Befürchtet wird, dass der Bach für den Verkehr und die Anwohnerschaft zum Problem werden könnte. Gemeinderat Berchten erklärte, dass der Bach an neuralgischen Stellen mit Rosten überdeckt werden kann, die Lastwagen mit bis zu 40 Tonne tragen können. Zu reden gab auch der vorgesehene Pflasterbelag, der für Menschen mit Rollstuhl und Rollatoren ein Problem sei. Felix Berchten betonte mehrfach, dass sich der Vorschlag erst auf Stufe Vorprojekt befinde. Noch sei nichts definitiv.

Am Montag begann auch gleich die öffentliche Mitwirkung, an der jede und jeder Verbesserungsvorschläge oder Kritik am Projekt anbringen kann. Die öffentliche Mitwirkung dauert bis am 11. Mai. An der Gemeindeversammlung im Dezember möchte der Gemeinderat einen Projektierungskredit abholen.

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