Das gute Auge des Kunstsammlers Reinhold Würth

Im Forum Würth wurde am letzten Donnerstag die neue Ausstellung «Im Blick des Sammlers – Werke der Sammlung Würth von Beckmann bis Kiefer» eröffnet.

Kunst und Kuratorin: Dr. Sonja Klee, hier neben Stephan Balkenhols «Grosser Maske» von 2005 (Libanonzeder), hat die neuste Ausstellung im Forum Würth eingerichtet.  Fotos: Edmondo Savoldelli
Kunst und Kuratorin: Dr. Sonja Klee, hier neben Stephan Balkenhols «Grosser Maske» von 2005 (Libanonzeder), hat die neuste Ausstellung im Forum Würth eingerichtet. Fotos: Edmondo Savoldelli

Es ist ein eigentlicher Bilderreigen durch die Kunst des 20. Jahrhunderts, der sich dem Betrachter am Dornwydenweg 1 präsentiert, und die Künstlerliste hört sich an wie das Namedropping wichtigster Künstler des letzten Jahrhunderts: Emil Nolde, Max Beckmann, Max Ernst, Gerhard Richter, Anselm Kiefer, Sigmar Polke, Jean Tinguely usw. Die Kuratorin Dr. Sonja Klee nimmt das Thema einer Ausstellung gleichen Namens im Museum Würth in Künzelsau aus den Jahren 2009/2010 wieder auf und zeigt 47 Neuerwerbungen von 32 Künstlern vor allem deutscher Herkunft. Es sind dies Ankäufe, die im Dialog des Firmengründers und Sammlers Reinhold Würth mit seinem Kunstbeirat zur Sammlung hinzukamen, um Lücken im Sammlungsbestand zu schliessen und diesen zugleich in die jüngere Gegenwart hinein zu erweitern.


Ein Rundgang durch die Stilgeschichte

Den Auftakt machen der geheimnisvolle Max Ernst, der lebenskräftige Emil Nolde, der erzählende Max Beckmann und der lyrische Ernst Wilhelm Nay. Diese unterschiedlichen Malstile verweisen den Betrachter schon mal auf die Vielfalt künstlerischer Aussagemöglichkeiten, die in der Ausstellung zur Darstellung kommen. Im Rundgang durch die zwei grossen Ausstellungsräume wird man wichtigen Positionen begegnen: dem abstrakten Expressionismus (Emil Schumacher), einer wilden Figuration (Helmut Middendorf), konzeptuellem Zitat (Imi Knoebel) oder theatralischer Inszenierung (Julian Schnabel). Der Spieltrieb zeigt sich wunderbar in Jean Tinguelys Bildbriefen und eine archaische Aufladung der Bildmaterie hin zum Mythos feiert Anselm Kiefer in seinem bildmächtigen «San Loretto». Auch Sigmar Polke ist jetzt in der Sammlung vertreten, nämlich mit seinem «Ölfleck» von 1983. Das Werk, das zwischen rohem Materialauftrag (Öl) und tapetenhaftem, zweiteiligem Bildgrund oszilliert, erzählt eine assoziative Geschichte von Dollars zählenden Ölscheichen, schwarzem Gold, Sklavenhandel und Umweltverschmutzung.

Aber auch Christos verpacktes Fahrrad, Gerhard Richters «Pyramide» und Jackson Pollocks frühe Abstraktion «ohne Titel» sind starke Arbeiten, die wie Lüpertz’ «Stil Babylon» und Stephan Balkenhols monumentale «Grosse Maske» vertieftes Anschauen ebenso verdienen wie die vieldeutig tiefsinnige Skulpturengruppe von Bill Woodrow und Richard Deacon.

47 Arbeiten aus einer Sammlung von über 17000 Werken: Das sind die Dimensionen, in denen die neue Ausstellung im Forum Würth zu sehen ist. Sie weisen gleichzeitig auf die Grösse und die internationale Bedeutung der Sammlung, in welche Einblick zu nehmen sich in den nächsten zwei Jahren auch in Arlesheim ein weiteres Mal die Gelegenheit bietet. Die Sammlung ist weder enzyklopädisch noch kunsthistorisch aufgebaut, wie Sonja Klee betont. Aber das gute Auge des Sammlers zeigt die Ausstellung allemal.

«Im Blick des Sammlers – Werke der Sammlung Würth von Beckmann bis Kiefer». Forum Würth, Dornwydenweg 1, Arlesheim.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei.
Zur Ausstellung ist zum Preis von 52 Franken ein umfangreicher
Katalog erschienen. Begleitprogramm: <link http: www.wuerth-ag.ch de wuerth_ch forum_wuerth forum_wuerth_1 ausstellung akutelleausstellung esposizione.php external-link-new-window>www.forum-wuerth.ch. Bis 13. Januar 2019.

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