Tempo 30 bewegt Gemüter

Am 20. Juni stimmt Pfeffingen an der Gemeindeversammlung über die Einführung von Tempo 30 auf Gemeindestrassen ab. Das Thema gibt schon jetzt viel zu reden.

Soll geprüft werden: Geschwindigkeitsreduktion auf Pfeffinger Strassen.Foto: archiv CH Media/ Sandro Büchler

Tempo 30 statt Tempo 50 – Pfeffingen diskutiert erneut über eine Geschwindigkeitsreduktion auf den Gemeindestrassen. Dass das Thema auch im Jahr 2024 bewegt, wurde an der Informationsveranstaltung am vergangenen Donnerstag offensichtlich. Gemeindepräsident Ruben Perren und Gemeindevizepräsident Martin Kaiser informierten über die Vorlage, über die an der Gemeindeversammlung am 20. Juni abgestimmt wird. Die Tatsache, dass seit 2021 unter gewissen Bedingungen auch auf der Kantonsstrasse Tempo 30 eingeführt werden kann, ­veranlasste die Umweltschutz- und Energiekommission Pfeffingen, beim Gemeinderat den Antrag einzureichen, die ­Umsetzung von Tempo 30 auf den Quartierstrassen – und optional auf der Kantonsstrasse – vertieft zu prüfen. Auch aus der Bevölkerung gebe es immer wieder entsprechende Stimmen, schrieb der Gemeinderat in der Einladung.

Die Einführung von Tempo 30 wurde in Pfeffingen bereits mehrmals angestossen. In den Jahren 1993, 2008 und 2016 lehnte die Gemeindeversammlung entsprechende Anträge aus der Bevölkerung ab. Für den neusten Anlauf erarbeitete der Gemeinderat in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Glaser Saxer Keller AG aus Bottmingen ein Konzept für Tempo 30 auf den Gemeindestrassen. Umfangreiche Verkehrsmessungen ergaben, dass sich eine grosse Mehrheit an die heute geltende Maximalgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern hält und sogar eine Mehrheit auf den Gemeindestrassen langsamer als 40 Stundenkilometer fährt. Diese Messungen sind eine Vorgabe des Kantons, um eine Tempo-30-Zone einzuführen. Die Ergebnisse aus den Verkehrsmessungen sollen zeigen, wo Massnahmen nötig wären, um die Reduktion auf Tempo 30 zu erreichen. Solche Massnahmen können Schilder und Markierungen auf der Strasse, künstliche Strassenverengungen und versetzte Parkfelder sein. Auf Schwellen will der Gemeinderat verzichten. Auf den meisten Strassenabschnitten wären bis auf die Markierungen keine weiteren Massnahmen nötig, betonte Martin ­Kaiser.

«Muss denn immer zuerst etwas passieren?»

An der Informationsveranstaltung mit rund 60 Besucherinnen und Besuchern entwickelte sich eine lebhafte Debatte, an der es vereinzelt auch gehässige Töne gab. Für die einen ist die Temporeduktion völlig unnötig, für andere dringend notwendig. Der Gemeinderat erhofft sich durch die Einführung einer Tempo-30-Zone mehr Sicherheit für Fussgängerinnen und Velofahrer, weniger Lärmemissionen, Abgasreduktionen und ein ruhigeres Fahrverhalten durch die ­Quartiere. In Sachen Sicherheit wurde argumentiert, dass die Mehrheit der Gemeindestrassen in Pfeffingen über keine Trottoirs verfügt.

Ob es denn schon zu Unfällen gekommen sei, wollte ein Votant wissen und so signalisieren, dass eine Temporeduktion doch gar nicht nötig ist. Gemeindevizepräsident Martin Kaiser bejahte und betonte, dass sich der Gemeinderat diese Frage auch gestellt habe. «Diese Diskussion wollen wir aber erst gar nicht führen.» Er wolle in zwei Jahren hier nicht stehen und sich überlegen, hätte Pfeffingen doch etwas getan. Eine Besucherin schüttelte ob der Frage den Kopf und sagte zu ihrem Sitznachbarn: «Muss denn immer zuerst etwas passieren?»

Wechselnde Geschwindigkeits-anzeige?

An der Gemeindeversammlung stimmt Pfeffingen über einen Investitionskredit von rund 160000 Franken ab, um die ­baulichen Massnahmen für die Tempo-30-Zone umsetzen zu können. In einer zweiten Frage wird darüber abgestimmt, ob die Kantonsstrasse ebenfalls zur Tempo-30-Zone gehören soll. Dies kann Pfef­fingen alleine nicht bestimmen, die Gemeinde kann nur einen entsprechenden Antrag beim Kanton stellen. Die Kantonsstrasse sei der Hauptschulweg, begründete Kaiser den Wunsch des Gemeinderats. Zudem würden etliche Signalisationen in die Gemeindestrassen wegfallen, wenn auch auf der Kantonsstrasse Tempo 30 gelten würde. Aus dem Publikum gab es dazu auch kritische Stimmen. Man dürfe das Fass nicht überladen, warnte ein ­Votant. Ein anderer schlug vor, mit einer elektronischen Anzeige während der Schulzeiten auf der Kantonsstrasse ­Tempo 30 gelten zu lassen, anschliessend wieder Tempo 50. Ob dies vom Kanton überhaupt genehmigt würde, sei unklar, meinte Grünen-Landrat Marco Agostini.

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