37 Jahre im Dienste des Trinkwassers
An der letzten Gemeindeversammlung wurde Josef Schibig als Brunnenmeister verabschiedet. Bald möchte er auch seinen Spenglerei-/Sanitärbetrieb aufgeben.

Josef Schibig – Freunde und Bekannte nennen ihn Sepp – hat sich im Vorfeld des Interviews viele Gedanken und Notizen gemacht, sich sorgfältig und gut vorbereitet. Das passt zu ihm: Wenn er etwas macht, dann richtig. Als Brunnenmeister war er seit 1987 im Auftrag der Gemeinde Pfeffingen um Unterhalt, Sicherstellung und Qualität der Trinkwasserversorgung in Pfeffingen besorgt. Ging es ums Trinkwasser, war er die Ansprechperson. An der letzten Gemeindeversammlung wurde der 68-Jährige unter Lob und Applaus verabschiedet. «Als Brunnenmeister trug ich Rechenschaft gegenüber der Gemeinde und Verantwortung gegenüber der Kundschaft, also der Bevölkerung des Dorfes», erzählt er. Schibig war Brunnenmeister im Nebenamt und zugleich seit 1981 Geschäftsführer seines eigenen Spenglerei-/Sanitärbetriebes. «Eigentlich hatte die Verantwortung gegenüber der Wasserversorgung immer Priorität – auch zum Nachteil des eigenen Geschäfts.» Gab es ein Leck oder einen Störfall, musste er alles stehen und liegen lassen.
Komplexität wird immer grösser
Schon seine Lehre absolvierte Josef Schibig in einem Betrieb, der in der Wasserversorgung tätig war, er besuchte zudem Aus- und Weiterbildungen in diesem Bereich. «Während meiner Lehrzeit sagte mir der damalige Pfeffinger Brunnenmeister: Das wäre doch etwas für dich. Dass dies 15 Jahre später aktuell würde, hätte ich nicht gedacht.» Während seiner Tätigkeit war er Vorstandsmitglied im kantonalen und im schweizerischen Berufsverband. Zudem arbeitete er lange Zeit als stellvertretender Brunnenmeister für Aesch. «Man muss laufend Weiterbildungen besuchen, denn eine Wasserversorgung verändert sich stets», erzählt er. Heute sei es kaum mehr möglich, diese Tätigkeit im Nebenamt auszuführen: «Die Komplexität der Wasserversorgung ist viel grösser geworden, die Wasserqualität stets gefordert. Immer neue Fremdstoffe werden entdeckt. Es wird also immer schwieriger, der Trinkwasserqualität gerecht zu werden.» Seit der Verabschiedung von Josef Schibig als Brunnenmeister ist eine Firma um die Wasserversorgung in Pfeffingen besorgt.
Anstossen nach Leitungsbruch
Josef Schibig weiss viele Geschichten aus den 37 Jahren zu erzählen: Einmal habe er mit seinem Team aus Werkhofmitarbeitern einen Leitungsbruch vor einem Haus repariert. Der Bewohner des Hauses interessierte sich zwar für deren Arbeit, bot ihnen aber nicht – wie in solchen Fällen üblich – etwas zu trinken an. «Ich sagte dem Mann nach verrichteter Arbeit scherzhaft, es sei nach einem Leitungsbruch üblich, dass man gemeinsam mit einem Glas Champagner anstosse. Da holte er tatsächlich einen Champagner aus seinem Keller. Nachdem wir angestossen und getrunken hatten, sagte ich ihm, es bringe Glück, Gläser und Flasche in den Graben zu werfen. Er akzeptierte das, und wir machten es so.»
«Schade, dass es in Pfeffingen kaum mehr Handwerksbetriebe gibt»
Noch ist Josef Schibig Geschäftsführer in seinem Betrieb, sucht aber eine Nachfolge: «Das hat sich als nicht so einfach herausgestellt.» Überhaupt, meint er, sei es heute schwieriger geworden, Leute zu finden, «die Verantwortung übernehmen wollen». Im kommenden Jahr will er, falls sich keine Nachfolge findet, sein Geschäft aufgeben. «Es ist schade, dass es in Pfeffingen kaum mehr Handwerksbetriebe gibt», sagt er. Und er stellt dabei fest: «Viele Eltern möchten ihre Kinder am Gymnasium sehen. Das geht auf Kosten der Handwerksberufe.» Schibig glaubt aber: «Irgendwann kehrt es. Ich kenne junge Leute, die studiert haben und dann in einen Handwerkerberuf wechseln.» Welche Pläne er für seinen dritten Lebensabschnitt habe? «Ich habe Obstbäume in der Zentralschweiz, wo meine Eltern herkommen. Um die werde ich mich sicher mehr kümmern.»