Teure Sparerei bei Berufsberatung?
«Wir geben das Schwarzbubenland nicht auf, wir nicht!», versichert Renato Delfini, kantonaler Abteilungsleiter der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung. Und er sagt es so energisch, dass man ihm zweifelsfrei glaubt. Er setzt sich dafür ein, dass die Schwarzbuben ihre erfolgreiche Berufsberatung behalten können.

Denn seit einem Jahr gibt es Pläne, das Beratungs- und Informationszentrum (BIZ) in Breitenbach aufzuheben. Während die BIZ in Olten und in der Stadt Solothurn bestehen bleiben, sollten die Schwarzbuben in Zukunft vom Baselländer BIZ beraten werden. So die Pläne des Kantonsrates, welche Delfini verhindern möchte.
Alternative wird geprüft
Dieses Jahr wurde die gesamte Abteilung Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung einer externen Organisationsanalyse unterzogen, erklärt Andreas Brand, Chef des Amtes Berufsbildung, Mittel- und Hochschulen. Das BIZ Schwarzbubenland sei nur ein Element davon. Es habe sich gezeigt, dass die Beratung zu günstigen Konditionen beim Kanton Baselland eingekauft werden könne, so Brand. Delfini und sein Team arbeiten nun aber eine Alternative aus. Wie Delfini erklärt, wird die Berufsberatung an den Schulen gelassen. Er will mit neuen Kommunikationstechniken Einsparungen erreichen. Es handle sich dabei um ein visionäres Projekt mit Pilotcharakter, das es in dieser Form noch nirgends gebe. Noch diese Woche könne er das Konzept Regierungsrat Remo Ankli vorstellen. Er rechnet damit, dass der Regierungsrat im Herbst darüber entscheidet, wie es weitergehen soll.
Wo wird gespart?
Ob der Kanton mit einer Schliessung des BIZ Schwarzbubenland sparen kann, oder ob vermehrt Folgekosten auf die Gemeinden zukommen, ist Stoff für Spekulationen. In den Kantonen Baselland, Aargau und Bern machen rund 40 Prozent der Schulaustretenden ein Zwischenjahr oder schreiben sich bei einem Brückenangebot ein. Im Kanton Solothurn sind es hingegen 17 Prozent. Mit den rund 300 Schulabgängern des Schwarzbubenlandes kann man eine Milchbüchlein-Rechnung machen. Von rund 300 Schulabgängern im Schwarzbubenland nehmen rund 50 an einer Zwischenlösung oder einem Brückenangebot teil. Nimmt man hingegen die Quote, wie sie unter der Berufsberatung im Kanton Baselland herrscht, so wären es 120. Ein Jahr Brückenangebot kostet rund 17 000 Franken pro Jugendlichen, wofür Kanton, Gemeinden und Eltern aufkommen müssen.
Brand hält wenig von einer solchen Rechnung: Die Anzahl Jugendlicher, die ein Brückenangebot besucht, hänge auch von der Bevölkerungsstruktur ab und davon, wie die Volksschule auf die Berufswahl vorbereite. Diese Vorbereitung würde bestehen bleiben, so Brand.
Delfini hingegen führt die tiefen Quoten bei den Zwischenlösungen und Brückenageboten auf das Konzept der Solothurner Berufsberatung zurück. «Die Berater sind nahe bei den Schulen und mit der Berufswahlplattform werden die Jugendlichen eng begleitet, damit sie eine Lehrstelle finden», so Delfini. Auch steht Solothurn schweizweit sehr gut da, wenn es um Jugendliche geht, die keine Anschlusslösungen haben. Letztes Jahr waren es im Schwarzbubenland lediglich zwei Jugendliche. Dieses Jahr werden es ungefähr gleich viele sein, so Delfini.
Max Käsermann, Wirtschaftsförderer beim Forum Regio Plus, sagt klar: «Für uns sind die reinen Kosten nicht relevant für eine Beurteilung, ob das BIZ Schwarzbubenland geschlossen wird.» Wichtig sei der direkte Kontakt zur lokalen Wirtschaft und den Lehrbetrieben. Denn heute habe die Wirtschaft zu wenig Lehrlinge und es müsse alles dafür gemacht werden, die Anzahl zu erhöhen. Und jede Kantonsstruktur, die der Region entzogen werde, schmälere die Attraktivität der Region. «Wird das BIZ geschlossen, so ist das ein klarer Schaden für das Schwarzbubenland», so Käsermann.