Gemeinderats-Brief sorgt für Unmut
In Grindel soll ein privater Anbieter und nicht die Spitex Thierstein-Dorneckberg die Nachfolge des Krankenpflegevereines antreten. Dies teilt der Gemeinderat in einem Schreiben mit.

Der Krankenpflegeverein der Gemeinden Beinwil, Büsserach und Grindel steht vor dem Aus. Grund für die Auflösung per Ende Jahr ist laut eigenen Angaben die notwendige Einführung einer neuen Software zur Bedarfsabklärung. «Diese Umstellung verursacht Kosten, die wir nicht stemmen können», erklärt Pia Roth, die Einsatzleiterin des Vereins, der insgesamt fünf Mitarbeitende umfasst. Der Krankenpflegeverein ist in Beinwil und Büsserach in erster Linie für die Behandlungspflege zuständig, während die Spitex Thierstein-Dorneckberg die Grundpflege sicherstellt. In Grindel fallen beide Bereiche in seine Zuständigkeit.
Während Beinwil und Büsserach ab 2014 voll und ganz auf die Spitex setzen, hat der Gemeinderat Grindel den Leistungsauftrag einer privaten Spitexorganisation, der Acura AG, erteilt.
Die Einwohnerinnen und Einwohner von Grindel erfuhren über den Entscheid des Gemeinderates in einem Brief vom 31. Oktober, der nun für rote Köpfe sorgt. So ortet der Rat als Gründe für die Auflösung des Krankenpflegevereines nebst dessen Grösse und der technischen Hürden auch «personelle Probleme in der Führung und im Bereich der Mitarbeitenden» und eine fehlende «Nachfolgeregelung in der Leitungsfunktion».
Für Pia Roth ist diese Darstellung ein «Affront» und schlicht nicht wahr. «Es gibt weder Probleme mit den Mitarbeitenden noch in der Führung», stellt sie klar. Die Nachfolgeregelung sei hingegen ein Mitgrund für die Auflösung, gesteht sie. Das Problem liege aber auch hier in der neuen Software. Man habe zwar Bewerbungen für die Einsatzleitung erhalten, die Bewerber konnten aber die notwendigen Software-Kenntnisse nicht vorweisen, wodurch ebenfalls zu hohe Schulungskosten angefallen wären.
Bei der Spitex reagiert man ebenfalls mit Befremden. Laut dem Schreiben wurde der Entscheid für die Acura AG nach dem Ausschlussverfahren gefällt. Eine Zusammenarbeit Grindels mit der Spitex Laufental konnte aufgrund der Kantonsgrenzen nicht realisiert werden. Und die Spitex Thierstein-Dorneckberg, die bis zur Aufkündigung des Leistungsauftrages im Jahre 2010 bereits in Grindel tätig war, wollte der Gemeinderat aufgrund der «Erfahrungen in der Vergangenheit» nicht verpflichten. Denn für die «jährlichen Nachzahlungen an diese Organisation musste jeweils ein Nachkredit bei der Gemeindeversammlung einverlangt werden», beklagt sich Grindels Exekutive. Simone Benne, Betriebsleiterin der Spitex, hat erst indirekt durch das Schreiben des Gemeinderates vom Entscheid erfahren und kann die Kritik nicht nachvollziehen. Sie verweist auf die Schwierigkeit, ein Spitex-Budget zu erstellen. «Wenn etwa intensive Pflegefälle dazukommen oder wegfallen, können die Kosten stark variieren», erklärt Benne.
Grindels Gemeindepräsidentin Ursula Borer bedauert den Wirbel, den der Brief inzwischen ausgelöst hat. Es habe nie die Absicht bestanden, den Krankenpflegeverein schlecht darzustellen. «Der Gemeinderat bedauert sehr, dass es den Verein nicht mehr gibt, wir hätten gerne weiterhin mit ihm zusammengearbeitet», erklärt die Gemeindepräsidentin. Es tue ihr Leid, wenn dies nicht so herübergekommen sei. Dass der Gemeinderat über personelle Probleme in der Führung und bei den Mitarbeitenden schreibt, sei «falsch ausgedrückt», gibt sie zu. An der Kritik gegenüber der Spitex hält sie hingegen fest. Anstehende Mehrausgaben seien nicht rechtzeitig angekündigt worden, an der Transparenz habe es gehapert, das Verhältnis sei von Misstrauen geprägt gewesen. «Von der Acura AG erhoffen wir uns nun ein Verhältnis des gegenseitigen Vertrauens, wie wir es zum Krankenpflegeverein haben», erklärt Borer. Ein gegenseitiges Vertrauen, von dem im Schreiben vom 31. Oktober allerdings nicht viel zu spüren war.