Ein zweiter Wahlgang ist nötig

In Fehren ist die Erneuerungswahl des Gemeindepräsidiums ein schwieriges Unterfangen. Bei der ersten Ausschreibung verstrich die Frist ohne Kandidatur, dann kam es für den 28. September zur Kampfwahl — bei der das absolute Mehr nicht erreicht wurde. Der zweite Wahlgang ist für den 30. November vorgesehen.

Nicole Ditzler, Gemeindepräsidentin von Fehren, hatte vor einem Jahr an einer Gemeindeversammlung angekündigt, für die Exekutivarbeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Später entschloss sie sich, erneut für den Gemeinderat zu kandidieren, liess aber die Anmeldefrist für das Gemeindepräsidium verstreichen. Eingabeschluss war eine Woche vor den Gemeinderatswahlen vom Mai. Auf die zweite Ausschreibung hin meldete sie ihr Interesse an. Inzwischen konnte sich auch ihr Parteikollege André Saladin vorstellen, den Gemeinderat von Fehren zu präsidieren. Seine Wahl hätte zur Folge, dass Ditzler ihren FDP-Sitz in der Exekutive räumen müsste und er wieder in den Gemeinderat einzöge. Auch er hatte ursprünglich das Ende seiner langjährigen Gemeinderatszeit angekündigt. Nach dem Meinungswandel wurde er an der Urnenwahl nicht wiedergewählt. Bei der Kampfwahl um das Gemeindepräsidium vom 28. September hat er nun eine Stimme mehr erhalten als Nicole Ditzler. Sie kam auf 150 Stimmen, André Saladin auf 151 Stimmen. Das absolute Mehr betrug 156 Stimmen. Der zweite Wahlgang ist für den 30. November vorgesehen.

Enttäuscht

Nicole Ditzler liess gegenüber dieser Zeitung die Frage offen, ob sie im Rennen bleibt. Vorerst brauche sie etwas Abstand. Die Enttäuschung ist spürbar. Auf die Frage, wie sie das Resultat deutet, sagt Ditzler: «Es zeigt, dass ein Teil der Bevölkerung einen Kulturwechsel im Gemeinderat wünscht. In den vergangenen acht Jahren als Gemeindepräsidentin — und zuvor acht Jahre als Vizepräsidentin — habe ich mich mit voller Kraft, Herz und Vernunft für Fehren eingesetzt. Die Vorarbeiten für die Geschäfte, die im Gemeinderat meist im Konsens zuhanden der Versammlung gefällt wurden, waren nicht immer bequem, jedoch stets darauf ausgerichtet, im Interesse unseres Dorfes und seiner Bevölkerung zu handeln. Umso mehr bedauere ich, dass meine Arbeit und die positive Entwicklung der Gemeinde nun von einzelnen politischen Kreisen laut und verletzend in Frage gestellt werden — ohne Würdigung des Geleisteten». Sie verdeutlicht: «Interessanterweise sind es Kreise, die sich in den vergangenen Jahren kaum oder gar nicht politisch in der Gemeinde eingebracht haben. Besonders irritierend finde ich, dass ausgerechnet ein abgewählter Gemeinderat nun mit parteipolitischer Unterstützung den Anspruch erhebt, für einen überparteilichen Neuanfang zu stehen. Das spaltet mehr, als es verbindet».

Nach Ansicht von Ditzler haben parteipolitische Kämpfe keinen Platz in einer kleinen Gemeinde, die für die sachlichen Herausforderungen bereits genug Ressourcen benötige. «Ein Gemeinderat muss eine effiziente Sachpolitik betreiben, um die Gemeinde weiterzubringen.» Für die Zukunft wünsche sie sich, «dass die Auseinandersetzung sachlich bleibt und das Wohl unseres Dorfes im Mittelpunkt steht. Gerade weil grosse Herausforderungen auf kommunaler Ebene vor uns liegen, haben unsachliche Töne keinen Platz».

Die SVP hatte bei den Gemeinderatswahlen vom 21. Mai auf Anhieb zwei Sitze geholt und sprach sich dafür aus, bei der Wahl fürs Präsidium André Saladin zu unterstützen. Unter André Saladin und den neu gewählten Gemeinderäten Christian Imark und Patrick Hofer soll eine Neuausrichtung möglich werden», heisst es seitens der SVP.

Überrascht

André Saladin zeigte sich am Sonntag «positiv überrascht und dankbar». Der Wunsch nach Veränderung sei bestätigt worden. «Die Anzahl der Stimmen von 151 für einen Herausforderer sprechen für sich.» Mit Veränderung sei vor allem auch der Führungsstil gemeint, führt Saladin gegenüber dieser Zeitung aus. «Ich bin ein Teamplayer, ich reisse nicht alles an mich, sondern sehe meine Aufgabe darin, die Ressortverantwortlichen zu unterstützen und die Eigeninitiative zu fördern».

Zum Aspekt des Konsens gibt er zu bedenken: «Das ist immer Ansichtssache. Tatsache ist, dass es einige hängige Rechtsstreitigkeiten gibt und dass die Kosten für juristische Beratung unter der bisherigen Amtsinhaberin stark angestiegen sind. Ich war im Gemeinderat oft überstimmt worden. Hätte ich dies nach aussen mehr thematisiert, dann wäre ich als Querulant dagestanden. Ich habe die Mehrheitsentscheide akzeptiert und im Sinne des Kollegialitätsprinzips mitgetragen.» Beim Rechtsstreit mit den Schützen habe er sich im Gemeinderat dafür eingesetzt, man solle nicht voreilig eine Vereinbarung mit Büsserach abschliessen. «Die Gemeindepräsidentin sah es anders und setzte sich durch».

Das Wahlresultat von 151 Stimmen sehe er als Bestätigung und Verpflichtung an, zum zweiten Wahlgang anzutreten. Dieser findet am 30. November 2025 statt. «Bis zu diesem Datum werde ich mich weiterhin aktiv mit der Bevölkerung austauschen und aufzeigen, welche Gründe für eine Veränderung sprechen.» Auf die Frage, was er konkret verändern würde, sagt er: «Priorität hat für mich die Überarbeitung der Ressortverteilung im Gemeinderat. Ich bin der Meinung, dass interne und externe Aufgabengebiete im Gemeinderat besser verteilt werden sollen. Dies bedingt die Bereitschaft der Abgabe von Verantwortung und repräsentativen Aufgaben».

Weiter setze er sich dafür ein, dass der für Januar 2026 geplanten Ausgliederung der Fehrner Gemeindeverwaltung nach Büsserach in der Gemeindeordnung Rechnung getragen werde. «Mit der Ausgliederung reduziert sich das Aufgabengebiet des Gemeindepräsidiums merklich, so fällt beispielsweise die zeitintensive Personal- und Verwaltungsführung weg». Bisherige Gehaltsansprüche müssten neu beurteilt werden.

Weitere Artikel zu «Thierstein», die sie interessieren könnten

Nicht ohne mein Pony: Alessia Jeker steht bei ihrem Meister-Titel auf dem Podest. Aber sie weiss, bei wem sie sich bedanken muss. Dream Boy erhielt einige Portionen Liebkosungen. Foto: zvg/ Saskia Melina
Thierstein01.10.2025

Harmonie zwischen Teenager und Tier

Alessia Jeker (13) aus Büsserach wurde vor wenigen Wochen in Roggwil in der Kategorie Dressur Pony Schweizer Meisterin. Sie betont, dass dies ohne eine perfekte…
Führten durch den Abend und gaben Auskunft: (v.l.) Roman Baumann,Urban Biffiger, Lukas Vögtli und Mark Winkler. Foto: Bea Asper
Thierstein01.10.2025

Auch kleinere Massnahmen werden belohnt

Am Herbstanlass des Hauseigentümerverbands Dorneck-Thierstein stand das Thema Heizen im Zentrum. Die Anwesenden erfuhren, wie man welche Fördergelder abholt und…
Baukommission soll abgeschafft werden
Thierstein24.09.2025

Baukommission soll abgeschafft werden

Eine Baukommission sei nicht mehr zeitgemäss, sagt der Gemeinderat. Sie soll in Breitenbach darum abgeschafft werden.