«Es gibt kein Recht auf Aussicht»

Wohn- und Gewerbezonen werden in der Schweiz knapp. Damit befasste sich das KMU-Forum an einer Podiumsveranstaltung in Nunningen.

Illustre Runde: An der Podiumsdiskussion beteiligten sich (v.l.) Stephan Schader, Janine Eggs, Niklas Schäublin und Rolf Stalder, moderiert von Caroline Sutter.Foto: Thomas Immoos
Illustre Runde: An der Podiumsdiskussion beteiligten sich (v.l.) Stephan Schader, Janine Eggs, Niklas Schäublin und Rolf Stalder, moderiert von Caroline Sutter.Foto: Thomas Immoos

Nunningen

«Wie schaffen wir Wohnraum, ohne die Landschaft zu verschandeln?» Diese Frage stellte Dieter Künzli an den Anfang seiner Begrüssung im Gewerbezentrum Gilgenberg in Nunningen. Der Präsident des Forums Schwarzbubenland wies im Weiteren darauf hin, dass der Boden kein vermehrbares Gut ist. Und werde der Boden knapp, verteuere sich das Bauen, was es vor allem jungen Familien schwierig mache, ein Eigenheim zu erwerben. In Breitenbach setze man Akzente, indem Mehrfamilienhäuser nur «sehr restriktiv» bewilligt würden.

Einen anderen Akzent setzte Thomas Henzi, Geschäftsführer des Gewerbezentrums Gilgenberg (GZG), in dessen Räumlichkeiten die Podiumsveranstaltung stattfand. Nicht nur Wohnraum werde knapp, sondern auch Areale, auf denen sich Gewerbe ansiedeln oder gar vergrössern könne. Das GZG bemühe sich, in den Gemeinden Bretzwil, Meltingen und Nunningen interessierten Gewerbetreibenden entsprechend zu helfen.

3,6 Millionen Menschen hätten in der Schweiz mehr Platz

Im Mittelpunkt des Anlasses stand das Referat des Architekten Rolf Stalder, der sich auch als Autor von kritischen Kolumnen im Baubereich einen Namen gemacht hat. Er wies darauf hin, dass in der Schweiz 3,6 Millionen Menschen mehr Platz hätten, wenn jedes Haus um ein Stockwerk erhöht würde. Soweit will er es zwar nicht kommen lassen. Aber Stalder plädierte für mehr Verdichtung. So sollten die Bauabstände reduziert werden. Aber Wohnraum lasse sich, bei gleichbleibender Quadratmeterzahl der Wohnungen, gewinnen, indem man darauf verzichte, unnötige Gänge zwischen den Räumlichkeiten zu schaffen, stattdessen aber fliessende Übergänge realisiere.

Verteuert werde das Bauen nicht nur durch knappen Wohnraum, so Stalder weiter. Einsprachen, oft unnötige, verteuerten das Bauen um durchschnittlich 2,7 Prozent. Der Baubeginn werde durch Einsprachen um zwölf Wochen verzögert. Oft äussern die Einsprecher die Befürchtung, der Nachbarbau werfe zu grosse Schatten, bringe mehr Verkehr und Lärm und versperre zudem die Aussicht. «Es gibt aber kein Recht auf Aussicht», so Stalder. Er plädierte deshalb für eine Revision des Beschwerderechts, ohne dieses aber gänzlich auszuhebeln.

An der anschliessenden Podiumsdiskussion beteiligten sich neben Stalder die Raumplanerin, Dornacher Gemeinderätin und Kantonsrätin Janine Eggs, Stephan Schader vom Amt für Raumplanung des Kantons Solothurn sowie Niklas Schäublin von der Geschäftsleitung des Bauunternehmens Terraluk. Einig waren sich alle darin, dass eine Verdichtung grundsätzlich gut ist. Schäublin wies darauf hin, dass es für viele Gewerbler schwierig sei, sich an ihrem Standort zu vergrössern, was dazu führe, dass oft an einem zweiten und dritten Standort Gewerbeareal dazugemietet werden müsse. Stephan Schader wieder plädierte dafür, dass Nachbargemeinden Gewerbezonen an ihren Ortsgrenzen gemeinsam planen, was die Nutzung verbessere. Auch lägen in vielen Dörfern frühere Bäckereien oder Metzgereien brach, die man als Gewerbeareal einer neuen Nutzung zuführen könne. Janine Eggs wies auf das Spannungsfeld zwischen Wohn- und Bauzonen hin.

In der Diskussion mit dem Publikum zeigte sich, dass die Behandlung von Einsprachen durch die Behörden zu lange dauert. Dem hielt Schader entgegen, dass nur gerade «die schweren Fälle» beim Kanton landeten. Die meisten Einsprachen würden von den Gemeinden behandelt. Als Wunsch an den Kanton äusserten mehrere Anwesende, dass dieser nicht nur immer mehr Wohnraum ermögliche, sondern auch dafür sorge, dass es genügend Gewerbezonen gibt, wo Arbeitsplätze für die Bevölkerung in unmittelbarer Nachbarschaft angeboten werden.

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